Pharmazeutische Zeitung online
Intensivstation

Spezielle Aufgaben für Apotheker

Apotheker haben auf Intensivstationen viele spezielle Aufgaben. Im interdisziplinären Team tragen sie dazu bei, Patienten in oft lebensbedrohlichen Situationen rasch mit den passenden Medikamenten in passender Dosierung zu versorgen. Zudem erkennen und lösen sie arzneimittelbezogene Probleme – oft bevor diese auftreten.
Anka Röhr
08.08.2021  08:00 Uhr

Beispiel Sepsis

Maschinen zur Aufrechterhaltung der Lungen-, Herz-, Leber-, Nieren- oder Gehirnfunktion kommen zum Einsatz, um die Therapie eines der häufigsten Krankheitsbilder, der Sepsis, zu unterstützen. Bei dieser überschießenden Immunreaktion auf einen exogenen Trigger, zum Beispiel bakterielle oder virale Infektionen, kommt es besonders häufig zu einem respiratorischen Versagen mit der Notwendigkeit einer invasiven Beatmung. Bei Patienten mit Multiorganversagen, wie es im septischen Schock vorkommt, werden verschiedene organunterstützende Maßnahmen kombiniert.

All diese Maßnahmen sind stark invasiv und in der Regel nicht beim wachen Patienten umsetzbar. Eine zielgerichtete Sedierung, intravenös oder inhalativ verabreicht, in Kombination mit einer Analgesie kommt deshalb bei vielen intensivmedizinisch betreuten Patienten zum Einsatz. Hier spricht man von der Analgosedierung. Im Unterschied zur Narkose ist der Patient im Idealfall trotz Sedierung wach beziehungsweise erweckbar, was seine Beteiligung an der Behandlung erleichtert und die Rehabilitation verbessert.

Operationen, Traumata, schwere Krankheitszustände und Stress führen nachgewiesenermaßen zu extremen körperlichen und geistigen Belastungen. Ein Ziel der Analgosedierung ist es daher auch, durch die Verminderung der (Schmerz-)Wahrnehmung das Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen zu verringern. Umso wichtiger ist eine effektive und gut steuerbare Analgesie. Zum Einsatz kommen nur stark und möglichst kurzwirksame Opioide aus der WHO-Stufe 3. Zur Sedierung wird häufig Propofol verwendet. Benzodiazepine mit möglichst kurzer Halbwertszeit kommen ebenfalls zum Einsatz, erhöhen aber das Risiko für ein nachfolgendes Delir.

Besonderheiten der Arzneimitteltherapie

Bevorzugt werden Arzneistoffe mit kurzer Halbwertszeit intravenös verabreicht, um eine schnelle Steuerung der klinischen Situation zu gewährleisten. Die Frage der Compliance spielt daher auf der Intensivstation keine Rolle. Die Vielzahl an intravenös verabreichten Substanzen erfordert einen gesicherten großen Zugangsweg, in der Regel über einen zentralen Zugang (zentraler Venenkatheter, ZVK). Dieser hat je nach Komplexität der klinischen Situation zwei bis sieben separate Anschlussmöglichkeiten (Lumen).

Die orale Applikation langwirksamer Wirkstoffe wird vermieden, da im Akutfall keine ausreichende Resorption und Steuerung sichergestellt werden kann. Das Gleiche gilt für enterale und andere nicht enterale Zugangswege wie die subkutane Applikation. Die häufigsten intravenös applizierten Arzneistoffe bei Intensivpatienten mit Sepsis sind in der Tabelle zusammengefasst.

Wirkstoffgruppe Beispiele Funktion
Vasopressoren Adrenalin, Noradrenalin, Vasopressin Aufrechterhaltung der Kreislauffunktion
Analgetika Sufentanil, Fentanyl, Morphin Analgesie
Sedativa Propofol, Midazolam, Dexmedetomidin, Isofluran Sedierung
Antibiotika Piperacillin/Tazobactam, Cefepim, Meropenem, Vancomycin, Daptomycin, Linezolid Infektionsbehandlung
Insulin Humaninsulin Glucoseregulierung
Antikoagulanzien Heparin, Argatroban Hämostase
Tabelle: Häufige intensivmedizinisch verwendete Wirkstoffe

In akuten klinischen Notfallsituationen wird zudem der Großteil der üblichen Dauermedikation pausiert. Zum einen, weil die häufigsten Arzneimittel wie Blutdrucksenker vorübergehend nicht indiziert sind, zum anderen, da nicht unmittelbar Outcome-relevante Wirkstoffe wie Statine durch Interaktionen oder Nebenwirkungen die Therapie unnötig verkomplizieren können.

Bessert sich im Verlauf der Initialtherapie die klinische Situation, können relevante Arzneimittel aus der Hausmedikation über eine liegende nasogastrale Sonde verabreicht werden. Im Vergleich zu den PEG-Sonden (PEG: perkutane endoskopische Gastrostomie) sind die nasogastralen Sonden allerdings sehr kleinlumig, sodass retardierte oder granulierte Präparate, die für eine Gabe über eine PEG-Sonde geeignet wären, diese verstopfen können. Hier ist der Apotheker bei Fragen zu Galenik und alternativen Darreichungsformen sowie sich eventuell daraus ergebenden Dosierungsschemata ein wichtiger Ansprechpartner und Berater. Fördert die Magensonde gastrointestinales Sekret, ist sie als Applikationsweg nicht geeignet, da von einer Transport-/Motilitätsstörung auszugehen ist.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa