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Astra-Zeneca-Impfstoff

Spahn hält Auffrischung mit anderem Impfstoff für möglich

Nach wie vor herrscht Unsicherheit hinsichtlich der Akzeptanz des Covid-19-Impfstoffs von Astra-Zeneca. Wäre es möglich, die potenziell schlechtere Wirksamkeit durch eine spätere Nachimpfung mit einem anderen Vakzin zu kompensieren? Ja, meint der Bundesgesundheitsminister.
Theo Dingermann
22.02.2021  08:45 Uhr

Die Skepsis, mit der sich der Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca konfrontiert sieht, reißt trotz vielfacher Bekenntnisse unterschiedlicher Experten zu der Vakzine nur langsam ab. Dies bekam auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu spüren, als er sich am Samstag bei einem sogenannten Town Hall Meeting den Fragen von Bürgern stellte. Viele stört offensichtlich vor allem der Unterschied in der Wirksamkeit, die für die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna mit etwa 95 Prozent, für den Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca jedoch lediglich mit 60 Prozent angegeben ist.

Diese Bedenken versuchte der Minister durch eine bemerkenswerte Antwort auszuräumen. Er halte es für denkbar, dass die Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Nachimpfung mit einem anderen Impfstofftyp aufgebessert werden könne. Das sei »problemlos möglich«, falls etwa am Ende des Jahres alle Impfwilligen geimpft seien und noch Impfstoff verfügbar sei, so Spahn.

Bedenken aus dem Paul-Ehrlich-Institut

Das entspricht allerdings nicht den geltenden Zulassungsbestimmungen, weder für den Astra-Zeneca-Impfstoff noch für einen der beiden mRNA-Impfstoffe – was postwendend dann auch der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Professor Dr. Klaus Cichutek, zu bedenken gab. Er unterstrich, dass bislang noch nichts darüber bekannt sei, »ob man später dann einen anderen Impfstoff nehmen kann, um nochmal vielleicht in einem Jahr die entsprechende Schutzwirkung zu boosten«.

Tatsächlich wird jedoch intensiv an diesem Thema gearbeitet. Zum einen hat das britische National Institute for Health Research die »Covid-19 Heterologous Prime Boost Study (Com-Cov)« initiiert, um klinisch zu testen, ob die beiden in Großbritannien zugelassenen Impfstoffe Comirnaty® von Biontech/Pfizer und AZD1222 von der Universität Oxford/Astra-Zeneca in unterschiedlicher Abfolge als erste und zweite Dosis verwendet werden können. Zudem hat das Unternehmen Astra-Zeneca selbst überraschend mitgeteilt, für seinen Covid-19-Impfstoff AZD1222 eine gemeinsame Studie mit den Entwicklern der russischen Sputnik-V-Vakzine zu planen, bei der die beiden Vektorimpfstoffe kombiniert werden. Das könnte deren Wirksamkeit erhöhen.

Ob diese Aussichten die Bedenken in der Bevölkerung zumindest teilweise zerstreuen, wird man sehen. Denn eine möglichst schnelle Durchimpfung ist extrem wichtig, um zeitnah die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Deutschland sei momentan in einer »echt schwierigen Phase« der Corona-Pandemie, so Spahn während der Veranstaltung. Alle seien nach zwölf Monaten müde.

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