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Studie zu Impfstoff-Kombinationen

Erst Astra-Zeneca, dann Biontech?

Die Corona-Impfstoffforschung geht in die nächste Runde: Britische Forscher wollen in einer klinischen Studie die Wirksamkeit der Kombination zweier unterschiedlicher Impfstoffe testen. Zuerst stehen die Produkte von Astra-Zenenca und Biontech im Fokus, weitere könnten folgen.
Christina Hohmann-Jeddi
04.02.2021  15:30 Uhr

»Covid-19 Heterologous Prime Boost Study«, kurz Com-Cov, heißt die Studie, die das britische National Institute for Health Research initiiert hat. Wie die Behörde mitteilt, sollen dabei die beiden bislang in Großbritannien zugelassenen Impfstoffe Comirnaty® von Biontech/Pfizer und AZD1222  von der Universität Oxford/Astra-Zeneca in unterschiedlicher Abfolge als erste und zweite Dosis verwendet werden. Dabei sollen zwei Impfstoffprinzipien miteinander kombiniert werden. Denn bei dem Produkt von Biontech/Pfizer handelt es sich um eine mRNA-Vakzine, das von Astra-Zeneca ist ein Vektorimpfstoff. Weitere Präparate könnten später hinzukommen, hieß es in der Mitteilung. An der Studie, die am Donnerstag gestartet wurde, sollen mehr als 800 Freiwillige in England im Alter von 50 Jahren und darüber teilnehmen.

Gleichzeitig wollen die Forscher auch herausfinden, wie sich unterschiedliche Intervalle von vier bis zu zwölf Wochen zwischen der Gabe der beiden Dosen auswirken. Gerade erst wurden Daten veröffentlicht, die zeigen, dass die Länge des Zeitraums zwischen beiden Dosen zumindest beim Astra-Zeneca-Impfstoff einen starken Einfluss auf die Wirksamkeit zu haben scheint. Derzeit werden beide Impfstoffe in Großbritannien im Abstand von bis zu zwölf Wochen verabreicht. In dem Land erhielten bereits mehr als zehn Millionen Menschen eine erste Impfdosis, zweimal geimpft wurden bislang nur etwa 500.000 Menschen.

Angesichts potenzieller Engpässe in der Impfstofflieferung sei es definitiv von Vorteil, Daten zu haben, die eine flexiblere Impfstoffvergabe erlaubten, sagte der stellvertretende medizinische Chefberater der britischen Regierung, Jonathan Van-Tam. Er fügte hinzu: »Es ist auch möglich, dass durch die Kombination von Impfstoffen die Immunreaktion erhöht werden könnte und ein länger anhaltendes und höheres Niveau an Antikörpern hervorgerufen werden könnte.« Das müsse nun getestet werden.

Einen möglichen immunologischen Vorteil sieht auch der Mediziner Dr. Peter English vom britischen Ärzteverband BMA. Das Immunsystem reagiere bei beiden Produkten jeweils auf das Spike-Protein des Coronavirus, sagt er gegenüber dem britischen »Science Media Center«. Es sei zu erwarten, dass das Immunsystem auf zwei unterschiedliche Impfstoffe mindestens so gut anspreche wie auf zwei Dosen des gleichen Impfstoffs.

»Viele Vakzine funktionieren besser, wenn ein anderer Impfstoff für die Boosterung verwendet wird«, sagt English. Als Beispiel nennt er die Hepatitis-B-Impfung, bei der manche Impflinge schlecht ansprechen, aber eine gute Immunantwort nach einem heterologen Boost entwickeln. Auch ein vor Kurzem zugelassener Ebola-Impfstoff funktioniert nach diesem Prinzip. Er besteht aus zwei Einzeldosen der Vektorimpfstoffe Zabdeno® (Ad26) und Mvabea® (MVA), die im Abstand von acht Wochen verabreicht werden sollen.

Eine ähnliche Studie wie die nun gestartete britische Untersuchung hatten russische Forscher bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt. Dabei soll eine Kombination aus dem russischen Impfstoff »Sputnik V« und der Vakzine des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astra-Zeneca zum Einsatz kommen. Bei beiden handelt es sich um Vektorimpfstoffe auf Basis eines Adenovirus (Ad). In einer Mitteilung des Unternehmens hieß es damals, die Kombination verschiedener Covid-19-Impfstoffe könne ein wichtiger Schritt sein, um die Immunreaktionen breiter und stärker zu machen.

Der Sputnik-Impfstoff ist selbst schon ein heterologes Prime-Boost-System, denn er besteht aus zwei verschiedenen Komponenten: Einer Impfung mit einem Ad5-Impfstoff folgt ein Booster mit einem Ad26-Impfstoff.

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