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Vektorimpfstoff-Kombination

Astra-Zeneca plant Studie mit russischen Impfstoffentwicklern

Das Unternehmen Astra-Zeneca plant für ihren Covid-19-Impfstoff AZD1222 eine gemeinsame Studie mit den Entwicklern der russischen Sputnik-V-Vakzine, bei der die beiden Vektorimpfstoffe kombiniert werden. Das könnte deren Wirksamkeit erhöhen.
Christina Hohmann-Jeddi
11.12.2020  16:30 Uhr

In einer klinischen Studie will der Pharmakonzern Astra-Zeneca, der zusammen mit der Universität Oxford den Vektorimfstoff AZD1222 entwickelt, testen, ob die Kombination seines Impfstoffs zusammen mit der Vektorvakzine Sputnik V des russischen Gamaleya-Instituts sicher und immunogen ist. Das kündigte das Unternehmen heute an. Personen ab 18 Jahren sollen für die Untersuchung rekrutiert werden.

Bei AZD1222 handelt es ich um einen Impfstoff, der ein nicht replikationsfähiges Schimpansen-Adenovirus (ChAdOx1) enthält. Der russische Impfstoff basiert ebenfalls auf Adenoviren (Ad) als Vektoren, aber auf den humanen Typen Ad26 und Ad5. Alle Vektorviren enthalten in ihrem Genom das Gen für das Spike-Protein von SARS-CoV-2. Dieses wird in den Zellen von Geimpften exprimiert und bewirkt eine Immunreaktion. Allerdings entsteht dabei auch eine Immunreaktion gegen Proteine des Vektorvirus. Werden die gleichen Vektoren bei einem Prime-Boost-Impfschema mehrfach hintereinander verwendet, kann diese die Immunreaktion auf das SARS-CoV-2-Antigen abschwächen, indem sie etwa das Vektorvirus der zweiten Dosis abfängt oder die Immunreaktion mengenmäßig überlagert.

Beim russischen Impfstoff wird dieses Problem umgangen, indem für das Priming (die erste Dosis) ein rekombinanter Ad26-Vektor und für den Boost (die zweite Dosis) ein rekombinanter Ad5-Vektor verwendet wird. Dieser Impfstoff erhielt am 11. August eine Art Notfallzulassung in Russland. Seine Wirksamkeit liegt den Entwicklern zufolge bei 92 Prozent. Dagegen hatte die Vakzine von Astra-Zeneca AZD1222 in zwei Phase-III-Studien eine Wirksamkeit von 62 beziehungsweise 90 Prozent gezeigt. Dieser Unterschied war durch ein unterschiedliches Studiendesign zu erklären: In der brasilianischen Studie war den Probanden bei beiden Gelegenheiten jeweils die gleiche Menge Impfstoff appliziert worden. In der britischen Studie hingegen hatte man den Probanden beim Priming versehentlich nur die halbe Dosis Impfstoff appliziert. Das bessere Ergebnis von 90 Prozent Schutzwirkung trat in der britischen Studie mit der halben Primedosis auf, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass die durch das Priming initiierte Immunreaktion auf das Adenovirus den Vektor bei der Boosterung abfangen könnte.

Eine Kombination von zwei unterschiedlichen Vektoren könnte dieses Problem umgehen. In der Mitteilung von Astra-Zeneca heißt es: Die Kombination verschiedener Covid-19-Impfstoffe könne ein wichtiger Schritt sein, um die Immunreaktionen breiter und stärker zu machen. Es sei daher wichtig, heterologe Boosterungen zu untersuchen. Die Regierung Großbritanniens habe vor Kurzem angekündigt, in einer Studie ein Impfschema zu untersuchen, bei dem zunächst ein Vektorimpfstoff gegeben wird und die Immunreaktion anschließend mit einem mRNA-Impfstoff geboostert wird.

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