So lassen sich Antibiotika untereinander austauschen |
Ist das eine gegen das andere Antibiotikum austauschbar? Das sollten Apotheker und Arzt gemeinsam entscheiden. Dabei helfen die neuen Äquivalenzdosis-Tabellen der AMK. / Foto: Fotolia/h368k742
Seit April 2020 dürfen Apotheker bei Nichtverfügbarkeit eines verordneten Arzneimittels dieses gegen ein pharmakologisch-therapeutisch vergleichbares Präparat austauschen. Diesen Aut-simile-Austausch ermöglicht die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung (SARS-CoV-2-AM-VersVO), die bis zum März 2021 gilt, sofern die Coronavirus-Pandemie nicht vorher für beendet erklärt wird.
Um einen Wirkstoff gegen einen anderen auszutauschen, muss die Dosisäquivalenz zum bisherigen Arzneistoff eingeschätzt werden. Dabei helfen die Vergleichstabellen, die die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) fortlaufend entwickelt und veröffentlicht. Neu ist eine zehnseitige Übersicht über die verschiedenen Antibiotika, die oral angewendet werden, sortiert nach ihrer Wirkstoffklasse. Zudem gibt es eigene Äquivalenzdosis-Tabellen für einen Austausch bei Infektionen der oberen Atemwege – namentlich der Mittelohrentzündung (Otitis media), der Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) und der Mandelentzündung (Tonsillopharyngitis) – und unteren Atemwege, hier der Keuchhusten (Pertussis), Lungenentzündungen (Pneumonie) sowie akute Exazerbationen bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Außerdem gibt es entsprechende Tabellen für Harnwegsinfektionen: einmal für Blasenentzündungen (Zystitis) sowie für Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis).
Die Tabellen dienen Apothekern zur Orientierung, um dem verordnenden Arzt einen konkreten Alternativvorschlag bei einem Lieferengpass zu unterbreiten. Im Einzelfall sind die Indikationen, Wechselwirkungen, die Pharmakokinetik, Kontraindikationen sowie patientenindividuelle Faktoren zu berücksichtigen. Dazu sollte ein Blick in die entsprechenden Fachinformationen erfolgen. Vor einem Aut-simile-Austausch ist immer Rücksprache mit dem Arzt zu halten.
Zum Beispiel orientieren sich die Tabellen zur oralen Antibiotika-Therapie bei einer akuten unkomplizierten Zystitis der Frau an der entsprechenden S3-Leitlinie. Sie nennt zunächst die unterschiedlichen Mittel der Wahl (Pivmecillinam, Trimethoprim, Nitrofurantoin, Fosfomycin und Nitroxolin) und anschließend die Alternativen (Cefpodoxim, Ciprofloxacin, Levofloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin und Cotrimoxazol). Die Tabellen enthalten jeweils Angaben zu verfügbaren Darreichungsformen, empfohlenen Dosierschemata sowie Behandlungsdauer.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.