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SARS-CoV-2

So lange schützen Infektion und Impfungen

Sowohl nach einer durchgemachten Infektion mit dem Coronavirus als auch nach vollständiger Impfung sind Durchbruchinfektionen möglich. Forscher haben jetzt ermittelt, wie lange man davor durchschnittlich geschützt ist.
Annette Rößler
20.07.2022  12:30 Uhr

Die verfügbaren Impfstoffe gegen das Coronavirus schützen bekanntlich sehr gut vor schweren Covid-19-Verläufen, aber nur unvollständig vor einer Infektion mit SARS-CoV-2. Dieser Schutz lässt zudem mit der Zeit nach, sodass Durchbruchinfektionen wahrscheinlicher werden, je länger die Impfung zurückliegt. Eine Gruppe um Professor Dr. Jeffrey Townsend von der Yale University in New Haven hat jetzt ermittelt, wie lange eine Impfung beziehungsweise eine durchgemachte Infektion im Median vor einer (erneuten) Infektion schützt, und das Ergebnis im Fachjournal »PNAS« veröffentlicht.

Die Autoren berechneten die Schutzdauer mit biostatistischen Methoden und berücksichtigten dabei immunologische Daten zu SARS-CoV-2-verwandten endemischen Coronaviren sowie Angaben aus der medizinischen Fachliteratur zur maximalen Antikörperantwort beziehungsweise zum Zeitverlauf des Antikörpertiters nach Infektionen mit zoonotischen Coronaviren und nach Covid-19-Impfung. Demnach bietet eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion im Median 21,5 Monate lang Schutz vor Neuinfektion. Die doppelte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff schützt dagegen länger, nämlich im Median 29,6 Monate, weil sie höhere Antikörpertiter hervorruft als die natürliche Infektion. Mit median 22,4 beziehungsweise 20,5 Monaten fällt die Schutzdauer nach der Impfung mit einem Vektorimpfstoff (zweifache Impfung mit der Astra-Zeneca-Vakzine Vaxzevria® beziehungsweise einfache Impfung mit der Janssen-Vakzine Jcovden®) am kürzesten aus.

Die Autoren regen an, ihre Berechnungen bei Entscheidungen etwa über den Zeitpunkt von Booster-Impfungen zu berücksichtigen. Dabei muss allerdings mittlerweile auch beachtet werden, dass sich das Pandemievirus verändert hat und nahezu alle zurzeit kursierenden Varianten eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Immunflucht zeigen. Zudem haben zumindest in Deutschland schon sehr viele Menschen mindestens eine Booster-Impfung erhalten und/oder sind von einer Infektion genesen. Wie sich diese Faktoren auf die Dauer des Infektionsschutzes auswirken, bleibt offen.

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