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Klinische Prüfung geplant

Schluckimpfung gegen Covid-19

Die neu gegründete Firma Oravax will einen Covid-19-Impfstoff entwickeln, der nicht gespritzt werden muss, sondern geschluckt wird. Nach positiven Daten aus Tierversuchen ist eine Phase-I-Studie für das zweite Quartal 2021 avisiert.
Annette Rößler
23.03.2021  18:00 Uhr

Eigentlich entwickelt die US-amerikanisch-israelische Firma Oramed eine orale Formulierung für Insulin, mit der sie bereits Phase III der klinischen Prüfung erreicht hat. Jetzt soll das Know-how auch noch anderweitig genutzt werden. Vor wenigen Tagen gab Oramed bekannt, zusammen mit dem indischen Unternehmen Premas Biotech die neue Firma Oravax gegründet zu haben. Ziel der Operation: die Entwicklung eines oral verfügbaren Covid-19-Impfstoffs. Dabei steuere Oramed seine patentierte POD-Technologie (Protein Oral Delivery) bei, die Biomoleküle bei oraler Gabe vor dem Abbau im Magen-Darm-Trakt schützt, und Premas die Impfstoff-Komponente.

Der Covid-19-Impfstoff soll virusähnliche Partikel (Virus-like Particles, VLP) enthalten, die drei Strukturproteine von SARS-CoV-2 präsentieren. Im Vergleich zu Impfstoffen, die lediglich ein Virusprotein – meistens das Spike-Protein – als Antigen enthalten, soll dadurch die Wirksamkeit gegen Mutanten des Erregers gesteigert werden. Von den weit fortgeschrittenen Impfstoffkandidaten basiert auch der von Novavax auf VLP. Er wird allerdings wie die allermeisten anderen Impfstoffe auch gespritzt.

Die orale Bioverfügbarkeit seines Impfstoffkandidaten will Oravax mit der eigenen POD-Technologie erreichen. Diese besteht laut Angaben von Oramed aus einer magensaftresistenten Kapsel sowie »enzymatischer Unterstützung durch spezialisierte Protease-Inhibitoren« und einem zugesetzten »Enhancer«, der es dem Protein ermöglicht, die Darmbarriere zu überwinden. Genaueres wird nicht verraten.

In der Zeitschrift »The Pharmaceutical Journal« wird das Prinzip der oralen Gabe von Biomolekülen am Beispiel des Insulins detailliert erklärt (DOI: 10.1211/PJ.2019.20207045). Demnach wird der Wirkstoff üblicherweise im oberen Darm freigesetzt, wo er allerdings ohne den Zusatz von Protease-Inhibitoren von den dortigen Verdauungsenzymen abgebaut würde. Damit die relativ großen Moleküle in die Blutbahn gelangen können, müssen zudem die Verbindungen (tight junctions) zwischen den Zellen des Darmepithels vorübergehend aufgelockert werden. Dies geschehe üblicherweise mit Chelaten, Lipiden, organischen Lösungsmitteln und Polymeren, die den Kapseln zugesetzt seien.

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