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Nasal oder oral

Schleimhaut-Impfstoffe gegen Covid-19

An SARS-CoV-2-Impfstoffen, die über die Schleimhäute etwa per Nasenspray verabreicht werden, wird gearbeitet. Elf Kandidaten befinden sich in der klinischen Prüfung. Die Entwicklung birgt Tücken.
Theo Dingermann
20.08.2021  17:55 Uhr

Das Thema »SARS-CoV-2-Impfung über die Schleimhäute« ist von besonderem Interesse, vermutet man doch, dass nur eine solche Impfstrategie eine sterile Immunität induzieren kann. Das ist plausibel, da ja auch die Infektion über eine Schleimhautoberfläche erfolgt. Zudem gibt es einige wenige Beispiele, darunter Impfungen gegen Polio, Cholera, Typhus, Rotavirus und Influenza, die den Nachweis der Machbarkeit dieses Konzepts erbracht haben.

Die Basis für eine intranasale oder orale Applikation eines Impfstoffs bildet die Ausstattung mukosomaler Oberflächen mir einer Reihe von Zellen des angeborenen Immunsystems, darunter phagozytierende Neutrophile und Makrophagen, dendritische Zellen, natürliche Killerzellen und Mastzellen. Bei Exposition mit einem Antigen sind diese Zellen daran beteiligt, eine spezifische Immunantwort zu induzieren, die zu einem großen Teil durch sekretorische IgA-Antikörper (sIgA) vermittelt wird.

Trotz vieler attraktiver Merkmale der Schleimhautimpfung hat es sich in der Praxis oft als schwierig erwiesen, starke sIgA-Immunantworten und einen Schutz durch die mukosale Verabreichung von Antigenen zu stimulieren. So ist es nicht verwunderlich, dass in den meisten Studien zur Induktion einer adaptiven mukosalen Immunität Wildtyp- oder abgeschwächte Viren und Bakterien verwendet wurden, um auch zytotoxische T-Zellen in Schleimhautgeweben zu induzieren. Man kennt aber auch Ausnahmen von dieser Regel, wenn bestimmte Adjuvanzien oral oder nasal zusammen mit löslichen Proteinen und Peptiden verabreicht werden.

Auch zum Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion werden mukosal zu applizierende Impfstoffe entwickelt. Sie könnten eine sterile Immunität etablieren, was mit intramuskulär applizierten Impfstoffen kaum möglich ist, wie man mittlerweile gelernt hat. Diese Impfstoffe wurden dahingehend entwickelt und getestet, effektiv vor schweren Verläufen von Covid-19 zu schützen, einen vollständigen Schutz vor der Infektion bieten sie nicht. Vielmehr können sich bis zu einem gewissen Grad auch Geimpfte infizieren und dann auch das Virus übertragen. Dieses Problem bereitet aktuell in Form der Durchbruchinfektionen Sorgen.

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