Russland will EU-Zulassung für Sputnik-V |
Sputnik V kommt mittlerweile nicht nur in Russland zum Einsatz. Auch in Argentinien, Bolivien, Serbien und Venezuela hat es eine Notfallzulassung. / Foto: imago images/ZUMA Wire
Das teilte der staatliche Direktinvestmentfonds am Mittwoch in Moskau mit, der das Vakzin mitfinanziert und im Ausland vermarktet, meldet die Deutsche Presse-Agentur. Mit einer Prüfung werde im nächsten Monat gerechnet. Bereits von diesem Freitag an will sich Russland die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit von Sputnik V von der Weltgesundheitsorganisation WHO beurteilen lassen. Die EMA hat den Eingang des Eintrags bislang noch nicht bestätigt.
Der Impfstoff war Mitte August als weltweit erster für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben worden, obwohl bis dahin noch keine klinischen Studien der Phase III stattgefunden hatten. Das hatte international Kritik ausgelöst. Unabhängige Studien sind bisher nicht bekannt. In Russland laufen Impfungen der breiten Bevölkerung mit Sputnik V bereits seit Anfang Dezember, parallel zur Testphase III. Die Impfung soll zu 92 Prozent vor einer Covid-19-Erkrankung schützten, teilte Russland im November mit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Russland Unterstützung bei weiteren Schritten für Sputnik V angeboten, eine EU-Zulassung vorausgesetzt. Nachdem sich Russland an die EMA gewandt habe, habe sie Unterstützung des bundeseigenen Paul-Ehrlich-Instituts für das Verfahren angeboten, so Merkel am Donnerstag. Wenn der Impfstoff von der EMA zugelassen werde, könne man dann auch über gemeinsame Produktion oder Anwendung reden.
Über eine mögliche Produktion von Sputnik V in Deutschland werde bereits diskutiert, sagte der Chef des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew, bei einer Online-Pressekonferenz. Mehrere EU-Mitgliedsländer hätten «ernsthaftes Interesse» an der Vakzine.
Die ungarische Arzneimittelbehörde (OGyEI) hat derweil am Donnerstag dem russischen Anti-Corona-Impfstoff Sputnik V eine nationale Notzulassung für den Gebrauch in Ungarn erteilt. Die Erlaubnis gelte sechs Monate und könne danach um weitere sechs Monate verlängert werden, berichtete das Nachrichtenportal «portfolio.hu» am Donnerstag unter Berufung auf die Behörde. Nach Angaben des ungarischen Staatsfernsehsenders MTV muss noch ein zweites Amt, das Zentrum für Nationale Volksgesundheit(NNK), seine Zustimmung erteilen, damit Sputnik V in Ungarn verabreicht werden kann.
Bis zum Sommer sollen nach Plan der russischen Regierung 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Bislang haben mehr als anderthalb Millionen Menschen die Vakzine erhalten, die mit einem Prime-Boost-Schema bestehend aus zwei Impfdosen mit unterschiedlichen Vektoren verimpft wird.
Russland verkauft den Impfstoff auch ins Ausland, unter anderem nach Ungarn, Kasachstan und Turkmenistan in Zentralasien. Russischen Angaben zufolge kommt es auch nach einer Notzulassung etwa in Argentinien, Bolivien, Serbien und Venezuela zum Einsatz. Das britische Unternehmen Astra-Zeneca plant eine gemeinsame Studie mit den Entwicklern der Sputnik-V-Vakzine, bei der Astra-Zenecas Vektorimpfstoff AZD1222 mit einem Teil von Sputnik V kombiniert werden soll.
Russland hat mit EpiVacCorona bereits im Oktober einen zweiten Impfstoff freigegeben. Nach Angaben der Behörden soll mit der Massenproduktion im nächsten Monat begonnen werden. Bis März werde deshalb ausschließlich Sputnik V verimpft.
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