Quälend lästig mit vielen Ursachen |
Jeder Hustenstoß belastet die Atemwege. Daher sollte die Therapie darauf abzielen, den Hustenreiz zu lindern oder zu stoppen. / Foto: Getty Images/DjelicS
Die oberen und unteren Atemwege sind mit einer einheitlichen Schleimhaut (»United Airways«) mit einem effektiven Selbstreinigungssystem, der mukoziliären Clearance, ausgestattet. Die Epithelzellen dieses respiratorischen Flimmerepithels tragen eine große Anzahl an Zilien, die frei beweglich in der serösen Solphase angeordnet und von einer mukösen Gelphase überzogen sind. Surfactant sorgt dafür, dass beide Mucinschichten aufeinander gleiten können und setzt die Oberflächenspannung der Gelphase herab. Darauf haften kleinste Teilchen der eingeatmeten Luft.
Durch peitschenförmige Wellenbewegung der Zilien wird innerhalb von 15 bis 20 Minuten alles auf der Mucinschicht Abgelagerte in Richtung Rachen transportiert. Ist die mukoziliäre Clearance behindert, zum Beispiel durch eine sehr trockene oder entzündete Schleimhaut, sorgt ein Hustenstoß für die Reinigung.
Husten kann willkürlich oder reflexbedingt über die Reizung der Hustenrezeptoren ausgelöst werden. Diese Rezeptoren befinden sich in allen Bereichen der Atemwege, also auch in der Nase, den Nasennebenhöhlen, im Rachen und besonders dicht im Kehlkopfbereich. Weiter sind Luftröhre, Innenohr, Bronchien, Brustfell, Speiseröhre, Magen, Zwerchfell sowie Herzbeutel mit Hustenrezeptoren ausgestattet. Vagus- und Trigeminusnerv leiten den Reiz weiter an das Hustenzentrum im Hirnstamm, das den Hustenstoß auslöst. Dabei entweicht die Luft durch Zusammenarbeit von Zwerchfell, Stimmritze, Bauch-, Atmungs- und Kehlkopfmuskulatur explosionsartig mit hoher Geschwindigkeit. Mit jedem Hustenstoß leidet die Schleimhaut: Hustenrezeptoren werden freigelegt und schon von kleineren Reizen wie einem kalten Lufthauch getriggert.
Husten ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom mit zahlreichen Ursachen. Dazu gehören Krankheitserreger, Fremdkörper, eingeatmete Schadstoffe, psychischer Stress, Sodbrennen oder die Nebenwirkung von Arzneimitteln. Nach der Dauer erfolgt die Einteilung in akuten, subakuten oder chronischen Husten.
Die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (AWMF-Reg.-Nr. 053-013; Stand 2021) unterscheidet zwischen akutem, subakutem und chronischem Husten. Ein akuter Husten dauert in der Regel zwei Wochen. Bei einer Dauer von zwei bis acht Wochen spricht man von subakutem, bei längeren Verläufen von chronischem Husten.
Zeigen sich beim akuten oder subakuten Husten Red Flags wie hohes Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Atemnot oder blutiger Auswurf oder liegt eine andere Ursache als ein Atemwegsinfekt zugrunde, sollte der Patient zum Arzt gehen. Bei Personen mit chronischem Husten können Veränderungen der Symptomatik mitunter lebensbedrohlich sein. Bei Verdacht auf medikamenteninduzierten Husten kann die Umstellung der Medikation die Lösung sein.
Das Apothekenpersonal sollte die Grenzen der Selbstmedikation durch gezielte Fragen nach der Hustendauer, möglichen Begleitsymptomen, der Dauermedikation und den bereits angewandten Arzneimitteln ausloten. Es sollte zum Arztbesuch raten bei: