Quälend lästig mit vielen Ursachen |
Ein Stammkunde verlangt einen Schleimlöser für den Hustenreiz, der ihn seit mehr als vier Wochen und besonders nachts quält. Er nehme keine weiteren Medikamente ein und habe eine Erkältung gehabt. Es besteht Verdacht auf einen prolongierten Hustenverlauf, der ärztlich abgeklärt werden muss.
Eine bakteriell oder viral bedingte Entzündung erhöht die Viskosität der Gelphase des Mukus. Zilien und Solphase können den zähen Schleim nicht mehr genügend bewegen. Unter der Schleimhaut liegende Dehnungsrezeptoren werden vom Gewicht des Schleims getriggert und ein Hustenstoß wird ausgelöst.
Es ist die Zähigkeit des Schleims und nicht die abzuhustende Menge, die hauptursächlich für den Hustenreiz ist. Gemäß der S2k-Hustenleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (AWMF-Reg.-Nr. 020-003; Stand 2019) wird erst bei einer Auswurfmenge von 30 ml/d von produktivem Husten gesprochen, typisch für COPD oder chronischer Bronchitis.
Hier hat die Erkältung die ganze Familie erwischt. / Foto: Shutterstock/Aquarius Studio
Ziel der Therapie ist es, den Hustenreiz zu stoppen. Für synthetische Expektoranzien wie ACC und Ambroxol sieht die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (AWMF-Reg.-Nr. 053-013; Stand 2021) nur bei COPD und chronischer Bronchitis eine geringe Evidenz. Zentral wirksame Antitussiva wie Codein oder Dihydrocodein seien nützlich zur Verbesserung des Nachtschlafs, aber zur Hustenreiz-Linderung nicht wirksamer als Placebo. Laut Priscus-Liste 2.0 sind sie für ältere Menschen ungeeignet. Der klinische Nutzen von Dextromethorphan ist laut Leitlinie begrenzt. In der Apotheke sollte auf das eingeschränkte Reaktionsvermögen hingewiesen werden. Wenig Evidenz besteht für Noscapin.
Die expektorierende Wirkung von Phytopharmaka mit Efeu (Beispiele: Prospan®, Hedelix® Hustensaft), Myrtol (Beispiel: Gelomyrtol® forte), Pelargonium sidoides (Beispiel: Umckaloabo®) und Kombinationen aus Efeu und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Saft TE) sowie Primeln und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Filmtabletten TP, Bronchicum® Elixir/Tropfen) gilt nur für das jeweils in Studien getestete Präparat als evidenzbasiert. Die Leitlinie nennt auch Cineol (Beispiele: Soledum® forte, Sinolpan® forte); jedoch zählen Präparate, die als Wirkstoff den Reinstoff Cineol enthalten, aus pharmazeutischer Sicht nicht zu den Phytopharmaka (Tabelle 1).
Demulzenzien umhüllen Hustenrezeptoren. Wirksam sind Honig, Zuckersirup und Schleimstoffe aus pflanzlichen Drogen, zum Beispiel Isländisch Moos oder Eibisch, solange sie am Rezeptor verweilen. Daher sind Sirup und Lutschtabletten oft effektiver als Kapseln oder Tabletten. Die Trinkmenge sollte ausreichend sein, aber nicht forciert werden.
Die typische, viral bedingte Erkältung beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, gefolgt von Husten, und dauert acht bis 14 Tage. Sind die Hustenrezeptoren stark gereizt, prolongiert der trockene Husten bis zu sechs Wochen. Covid-19-Infizierte klagen neben dem Hustenreiz vor allem über Fieber, Atemnot und andere unspezifische Symptome. Während bei Corona die Inkubationszeit fünf bis sechs Tage dauert, beginnt eine Influenza plötzlich, begleitet von meist hohem Fieber und trockenem Husten.
Erkrankung | Symptomatik | Auslöser, Ursache | Behandlung |
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Erkältungshusten, akute Bronchitis | trockener und schleimiger Husten, Halsschmerzen, Schnupfen | Rhino-, Corona- und Adenoviren | selbstlimitierend, symptomatische Therapie: Evidenz für Zubereitungen aus Cineol, Efeu, Myrtol, Pelargonium sidoides, Kombinationspräparate mit Efeu und Thymian sowie Primeln und Thymian, Demulzenzienwenig Evidenz für synthetische Expektoranzien sowie zentrale Antitussiva |
Covid-19 | trockener Husten Atemnot, Fieber, weitere unspezifische Beschwerden | SARS-CoV-2 | symptomatisch wie oben, stationär bei schweren Verläufen, Virustatika (Paxlovid)Vorbeugung durch Impfung |
Influenza | trockener Husten, plötzlicher Beginn, Fieber, Hals- und Gliederschmerzen, Schnupfen | Influenzaviren A, B | symptomatisch wie oben, Gefahr einer Viruspneumonie, stationär bei schweren Verläufen, VirustatikaVorbeugung durch jährliche Impfung |
Lungenentzündung | trockener Husten, hohes Fieber, Nachtschweiß, Tachykardie | Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus | hoch dosiertes Aminopenicillin, bei Penicillin-Allergie Moxifloxacin, Levofloxacin, Clarithromycin, Azithromycin oder Doxycyclin |
Rhinosinusitis | Schnupfen, trockener und schleimiger Husten, Kopfschmerzen, Fieber, Klopf- und Vorbeugeschmerz | Rhinoviren | definierte Eucalyptusextrakte, lokale oder systemische Dekongestiva, Corticoid-NasensprayAnalgetika (Ibuprofen), bei Bedarf Antibiose |
Postnasal Drip | trockener und schleimiger Husten, Räuspern, Schnupfen | Allergie, Rhinosinusitis | je nach Ursache: Antihistaminika, Corticoid-Nasenspray über sechs Wochen, Nasenspülung |
Pertussis | Stadium catarrhale (1 bis 2 Wochen): leichter trockener HustenStadium convulsivum (4 bis 6 Wochen): Hustenanfälle (Stakkatohusten), vorwiegend nachts, Giemen, zäher Schleim, ErbrechenStadium decrementi (6 bis 10 Wochen): Abklingen der Hustenanfälle | Bordetella pertussis | Antibiose (Makrolid) nur im Stadium catarrhale wirksam, prolongierter Husten,selbstlimitierendcave Säuglinge und ältere Personenleichtere Verläufe bei erfolgter Immunisierung |