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Symptom Husten

Quälend lästig mit vielen Ursachen

Wird ein Arzneimittel gegen Husten verlangt, steht die Linderung einer Erkältung meist im Vordergrund. Doch in der Selbstmedikation gilt es, mit Fingerspitzengefühl eine Vielzahl anderer Ursachen zu hinterfragen, die auch bei einer Medikationsanalyse bedeutsam sein können.
Barbara Staufenbiel
22.02.2024  11:00 Uhr

Von akut bis chronisch: Atemwegsinfekte

Ein Stammkunde verlangt einen Schleimlöser für den Hustenreiz, der ihn seit mehr als vier Wochen und besonders nachts quält. Er nehme keine weiteren Medikamente ein und habe eine Erkältung gehabt. Es besteht Verdacht auf einen prolongierten Hustenverlauf, der ärztlich abgeklärt werden muss.

Eine bakteriell oder viral bedingte Entzündung erhöht die Viskosität der Gelphase des Mukus. Zilien und Solphase können den zähen Schleim nicht mehr genügend bewegen. Unter der Schleimhaut liegende Dehnungsrezeptoren werden vom Gewicht des Schleims getriggert und ein Hustenstoß wird ausgelöst.

Es ist die Zähigkeit des Schleims und nicht die abzuhustende Menge, die hauptursächlich für den Hustenreiz ist. Gemäß der S2k-Hustenleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (AWMF-Reg.-Nr. 020-003; Stand 2019) wird erst bei einer Auswurfmenge von 30 ml/d von produktivem Husten gesprochen, typisch für COPD oder chronischer Bronchitis.

Ziel der Therapie ist es, den Hustenreiz zu stoppen. Für synthetische Expektoranzien wie ACC und Ambroxol sieht die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (AWMF-Reg.-Nr. 053-013; Stand 2021) nur bei COPD und chronischer Bronchitis eine geringe Evidenz. Zentral wirksame Antitussiva wie Codein oder Dihydrocodein seien nützlich zur Verbesserung des Nachtschlafs, aber zur Hustenreiz-Linderung nicht wirksamer als Placebo. Laut Priscus-Liste 2.0 sind sie für ältere Menschen ungeeignet. Der klinische Nutzen von Dextromethorphan ist laut Leitlinie begrenzt. In der Apotheke sollte auf das eingeschränkte Reaktionsvermögen hingewiesen werden. Wenig Evidenz besteht für Noscapin.

Die expektorierende Wirkung von Phytopharmaka mit Efeu (Beispiele: Prospan®, Hedelix® Hustensaft), Myrtol (Beispiel: Gelomyrtol® forte), Pelargonium sidoides (Beispiel: Umckaloabo®) und Kombinationen aus Efeu und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Saft TE) sowie Primeln und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Filmtabletten TP, Bronchicum® Elixir/Tropfen) gilt nur für das jeweils in Studien getestete Präparat als evidenzbasiert. Die Leitlinie nennt auch Cineol (Beispiele: Soledum® forte, Sinolpan® forte); jedoch zählen Präparate, die als Wirkstoff den Reinstoff Cineol enthalten, aus pharmazeutischer Sicht nicht zu den Phytopharmaka (Tabelle 1).

Demulzenzien umhüllen Hustenrezeptoren. Wirksam sind Honig, Zuckersirup und Schleimstoffe aus pflanzlichen Drogen, zum Beispiel Isländisch Moos oder Eibisch, solange sie am Rezeptor verweilen. Daher sind Sirup und Lutschtabletten oft effektiver als Kapseln oder Tabletten. Die Trinkmenge sollte ausreichend sein, aber nicht forciert werden.

Die typische, viral bedingte Erkältung beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, gefolgt von Husten, und dauert acht bis 14 Tage. Sind die Hustenrezeptoren stark gereizt, prolongiert der trockene Husten bis zu sechs Wochen. Covid-19-Infizierte klagen neben dem Hustenreiz vor allem über Fieber, Atemnot und andere unspezifische Symptome. Während bei Corona die Inkubationszeit fünf bis sechs Tage dauert, beginnt eine Influenza plötzlich, begleitet von meist hohem Fieber und trockenem Husten.

Erkrankung Symptomatik Auslöser, Ursache Behandlung
Erkältungshusten, akute Bronchitis trockener und schleimiger Husten, Halsschmerzen, Schnupfen Rhino-, Corona- und Adenoviren selbstlimitierend, symptomatische Therapie: Evidenz für Zubereitungen aus Cineol, Efeu, Myrtol, Pelargonium sidoides, Kombinationspräparate mit Efeu und Thymian sowie Primeln und Thymian, Demulzenzien
wenig Evidenz für synthetische Expektoranzien sowie zentrale Antitussiva
Covid-19 trockener Husten Atemnot, Fieber, weitere unspezifische Beschwerden SARS-CoV-2 symptomatisch wie oben, stationär bei schweren Verläufen, Virustatika (Paxlovid)
Vorbeugung durch Impfung
Influenza trockener Husten, plötzlicher Beginn, Fieber, Hals- und Gliederschmerzen, Schnupfen Influenzaviren A, B symptomatisch wie oben, Gefahr einer Viruspneumonie, stationär bei schweren Verläufen, Virustatika
Vorbeugung durch jährliche Impfung
Lungenentzündung trockener Husten, hohes Fieber, Nachtschweiß, Tachykardie Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus hoch dosiertes Aminopenicillin, bei Penicillin-Allergie Moxifloxacin, Levofloxacin, Clarithromycin, Azithromycin oder Doxycyclin
Rhinosinusitis Schnupfen, trockener und schleimiger Husten, Kopfschmerzen, Fieber, Klopf- und Vorbeugeschmerz Rhinoviren definierte Eucalyptusextrakte, lokale oder systemische Dekongestiva, Corticoid-Nasenspray
Analgetika (Ibuprofen), bei Bedarf Antibiose
Postnasal Drip trockener und schleimiger Husten, Räuspern, Schnupfen Allergie, Rhinosinusitis je nach Ursache: Antihistaminika, Corticoid-Nasenspray über sechs Wochen, Nasenspülung
Pertussis Stadium catarrhale (1 bis 2 Wochen): leichter trockener Husten
Stadium convulsivum (4 bis 6 Wochen): Hustenanfälle (Stakkatohusten), vorwiegend nachts, Giemen, zäher Schleim, Erbrechen
Stadium decrementi (6 bis 10 Wochen): Abklingen der Hustenanfälle
Bordetella pertussis Antibiose (Makrolid) nur im Stadium catarrhale wirksam, prolongierter Husten,
selbstlimitierend
cave Säuglinge und ältere Personen
leichtere Verläufe bei erfolgter Immunisierung
Tabelle 1: Ursachen und Behandlung von akutem und subakutem Husten
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