Jeder Hustenstoß belastet die Atemwege. Daher sollte die Therapie darauf abzielen, den Hustenreiz zu lindern oder zu stoppen. / Foto: Getty Images/DjelicS
Die oberen und unteren Atemwege sind mit einer einheitlichen Schleimhaut (»United Airways«) mit einem effektiven Selbstreinigungssystem, der mukoziliären Clearance, ausgestattet. Die Epithelzellen dieses respiratorischen Flimmerepithels tragen eine große Anzahl an Zilien, die frei beweglich in der serösen Solphase angeordnet und von einer mukösen Gelphase überzogen sind. Surfactant sorgt dafür, dass beide Mucinschichten aufeinander gleiten können und setzt die Oberflächenspannung der Gelphase herab. Darauf haften kleinste Teilchen der eingeatmeten Luft.
Durch peitschenförmige Wellenbewegung der Zilien wird innerhalb von 15 bis 20 Minuten alles auf der Mucinschicht Abgelagerte in Richtung Rachen transportiert. Ist die mukoziliäre Clearance behindert, zum Beispiel durch eine sehr trockene oder entzündete Schleimhaut, sorgt ein Hustenstoß für die Reinigung.
Husten kann willkürlich oder reflexbedingt über die Reizung der Hustenrezeptoren ausgelöst werden. Diese Rezeptoren befinden sich in allen Bereichen der Atemwege, also auch in der Nase, den Nasennebenhöhlen, im Rachen und besonders dicht im Kehlkopfbereich. Weiter sind Luftröhre, Innenohr, Bronchien, Brustfell, Speiseröhre, Magen, Zwerchfell sowie Herzbeutel mit Hustenrezeptoren ausgestattet. Vagus- und Trigeminusnerv leiten den Reiz weiter an das Hustenzentrum im Hirnstamm, das den Hustenstoß auslöst. Dabei entweicht die Luft durch Zusammenarbeit von Zwerchfell, Stimmritze, Bauch-, Atmungs- und Kehlkopfmuskulatur explosionsartig mit hoher Geschwindigkeit. Mit jedem Hustenstoß leidet die Schleimhaut: Hustenrezeptoren werden freigelegt und schon von kleineren Reizen wie einem kalten Lufthauch getriggert.
Husten ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom mit zahlreichen Ursachen. Dazu gehören Krankheitserreger, Fremdkörper, eingeatmete Schadstoffe, psychischer Stress, Sodbrennen oder die Nebenwirkung von Arzneimitteln. Nach der Dauer erfolgt die Einteilung in akuten, subakuten oder chronischen Husten.
Die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (AWMF-Reg.-Nr. 053-013; Stand 2021) unterscheidet zwischen akutem, subakutem und chronischem Husten. Ein akuter Husten dauert in der Regel zwei Wochen. Bei einer Dauer von zwei bis acht Wochen spricht man von subakutem, bei längeren Verläufen von chronischem Husten.
Zeigen sich beim akuten oder subakuten Husten Red Flags wie hohes Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Atemnot oder blutiger Auswurf oder liegt eine andere Ursache als ein Atemwegsinfekt zugrunde, sollte der Patient zum Arzt gehen. Bei Personen mit chronischem Husten können Veränderungen der Symptomatik mitunter lebensbedrohlich sein. Bei Verdacht auf medikamenteninduzierten Husten kann die Umstellung der Medikation die Lösung sein.
Das Apothekenpersonal sollte die Grenzen der Selbstmedikation durch gezielte Fragen nach der Hustendauer, möglichen Begleitsymptomen, der Dauermedikation und den bereits angewandten Arzneimitteln ausloten. Es sollte zum Arztbesuch raten bei:
Ein Stammkunde verlangt einen Schleimlöser für den Hustenreiz, der ihn seit mehr als vier Wochen und besonders nachts quält. Er nehme keine weiteren Medikamente ein und habe eine Erkältung gehabt. Es besteht Verdacht auf einen prolongierten Hustenverlauf, der ärztlich abgeklärt werden muss.
Eine bakteriell oder viral bedingte Entzündung erhöht die Viskosität der Gelphase des Mukus. Zilien und Solphase können den zähen Schleim nicht mehr genügend bewegen. Unter der Schleimhaut liegende Dehnungsrezeptoren werden vom Gewicht des Schleims getriggert und ein Hustenstoß wird ausgelöst.
Es ist die Zähigkeit des Schleims und nicht die abzuhustende Menge, die hauptursächlich für den Hustenreiz ist. Gemäß der S2k-Hustenleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (AWMF-Reg.-Nr. 020-003; Stand 2019) wird erst bei einer Auswurfmenge von 30 ml/d von produktivem Husten gesprochen, typisch für COPD oder chronischer Bronchitis.
Hier hat die Erkältung die ganze Familie erwischt. / Foto: Shutterstock/Aquarius Studio
Ziel der Therapie ist es, den Hustenreiz zu stoppen. Für synthetische Expektoranzien wie ACC und Ambroxol sieht die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (AWMF-Reg.-Nr. 053-013; Stand 2021) nur bei COPD und chronischer Bronchitis eine geringe Evidenz. Zentral wirksame Antitussiva wie Codein oder Dihydrocodein seien nützlich zur Verbesserung des Nachtschlafs, aber zur Hustenreiz-Linderung nicht wirksamer als Placebo. Laut Priscus-Liste 2.0 sind sie für ältere Menschen ungeeignet. Der klinische Nutzen von Dextromethorphan ist laut Leitlinie begrenzt. In der Apotheke sollte auf das eingeschränkte Reaktionsvermögen hingewiesen werden. Wenig Evidenz besteht für Noscapin.
Die expektorierende Wirkung von Phytopharmaka mit Efeu (Beispiele: Prospan®, Hedelix® Hustensaft), Myrtol (Beispiel: Gelomyrtol® forte), Pelargonium sidoides (Beispiel: Umckaloabo®) und Kombinationen aus Efeu und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Saft TE) sowie Primeln und Thymian (Beispiel: Bronchipret® Filmtabletten TP, Bronchicum® Elixir/Tropfen) gilt nur für das jeweils in Studien getestete Präparat als evidenzbasiert. Die Leitlinie nennt auch Cineol (Beispiele: Soledum® forte, Sinolpan® forte); jedoch zählen Präparate, die als Wirkstoff den Reinstoff Cineol enthalten, aus pharmazeutischer Sicht nicht zu den Phytopharmaka (Tabelle 1).
Demulzenzien umhüllen Hustenrezeptoren. Wirksam sind Honig, Zuckersirup und Schleimstoffe aus pflanzlichen Drogen, zum Beispiel Isländisch Moos oder Eibisch, solange sie am Rezeptor verweilen. Daher sind Sirup und Lutschtabletten oft effektiver als Kapseln oder Tabletten. Die Trinkmenge sollte ausreichend sein, aber nicht forciert werden.
Die typische, viral bedingte Erkältung beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, gefolgt von Husten, und dauert acht bis 14 Tage. Sind die Hustenrezeptoren stark gereizt, prolongiert der trockene Husten bis zu sechs Wochen. Covid-19-Infizierte klagen neben dem Hustenreiz vor allem über Fieber, Atemnot und andere unspezifische Symptome. Während bei Corona die Inkubationszeit fünf bis sechs Tage dauert, beginnt eine Influenza plötzlich, begleitet von meist hohem Fieber und trockenem Husten.
| Erkrankung | Symptomatik | Auslöser, Ursache | Behandlung |
|---|---|---|---|
| Erkältungshusten, akute Bronchitis | trockener und schleimiger Husten, Halsschmerzen, Schnupfen | Rhino-, Corona- und Adenoviren | selbstlimitierend, symptomatische Therapie: Evidenz für Zubereitungen aus Cineol, Efeu, Myrtol, Pelargonium sidoides, Kombinationspräparate mit Efeu und Thymian sowie Primeln und Thymian, Demulzenzienwenig Evidenz für synthetische Expektoranzien sowie zentrale Antitussiva |
| Covid-19 | trockener Husten Atemnot, Fieber, weitere unspezifische Beschwerden | SARS-CoV-2 | symptomatisch wie oben, stationär bei schweren Verläufen, Virustatika (Paxlovid)Vorbeugung durch Impfung |
| Influenza | trockener Husten, plötzlicher Beginn, Fieber, Hals- und Gliederschmerzen, Schnupfen | Influenzaviren A, B | symptomatisch wie oben, Gefahr einer Viruspneumonie, stationär bei schweren Verläufen, VirustatikaVorbeugung durch jährliche Impfung |
| Lungenentzündung | trockener Husten, hohes Fieber, Nachtschweiß, Tachykardie | Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus | hoch dosiertes Aminopenicillin, bei Penicillin-Allergie Moxifloxacin, Levofloxacin, Clarithromycin, Azithromycin oder Doxycyclin |
| Rhinosinusitis | Schnupfen, trockener und schleimiger Husten, Kopfschmerzen, Fieber, Klopf- und Vorbeugeschmerz | Rhinoviren | definierte Eucalyptusextrakte, lokale oder systemische Dekongestiva, Corticoid-NasensprayAnalgetika (Ibuprofen), bei Bedarf Antibiose |
| Postnasal Drip | trockener und schleimiger Husten, Räuspern, Schnupfen | Allergie, Rhinosinusitis | je nach Ursache: Antihistaminika, Corticoid-Nasenspray über sechs Wochen, Nasenspülung |
| Pertussis | Stadium catarrhale (1 bis 2 Wochen): leichter trockener HustenStadium convulsivum (4 bis 6 Wochen): Hustenanfälle (Stakkatohusten), vorwiegend nachts, Giemen, zäher Schleim, ErbrechenStadium decrementi (6 bis 10 Wochen): Abklingen der Hustenanfälle | Bordetella pertussis | Antibiose (Makrolid) nur im Stadium catarrhale wirksam, prolongierter Husten,selbstlimitierendcave Säuglinge und ältere Personenleichtere Verläufe bei erfolgter Immunisierung |
Die akute Virusbronchitis beginnt mit Reizhusten; breiten sich die Erreger weiter aus, können Erkältungssymptome, Fieber und Auswurf dazukommen. Die Therapie erfolgt in der Regel symptomatisch; bei einer bakteriellen Superinfektion kann auch ein Antibiotikum indiziert sein. Da der Nutzen eines Antibiotikums mit einer Reduktion der Gesamthustendauer um einen halben Tag kaum die möglichen Risiken wie Diarrhö und Resistenzentwicklung aufwiegt, wird bei fehlenden Red Flags eine »Delayed Prescription« ausgestellt. Diese löst der Patient bei akuter Verschlechterung und ohne vorherige Arztkonsultation ein. Zu diesen Rezepten besteht großer Beratungsbedarf.
Erkrankt ein Patient häufiger im Jahr an einer akuten Bronchitis, besteht der Verdacht auf Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen) oder ein unerkanntes Asthma bronchiale.
Angegriffene Bronchien können den Weg bereiten für die bakteriell bedingte Lungenentzündung mit produktivem Husten, hohem Fieber mit Nachtschweiß sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung (Tabelle 1). Bei älteren Menschen und Personen mit eingeschränktem Immunsystem kann die Symptomatik unspezifisch und ohne Fieber sein. Therapie der ersten Wahl sind Penicilline (Amoxicillin); bei Penicillin-Allergie kommen Makrolide, Cephalosporine und (mit Einschränkungen) Fluorchinolone zum Einsatz.
Anhaltender Schnupfen begleitet von Kopfschmerzen, zunächst trockenem und dann produktivem Husten kann eine viral bedingte Sinusitis anzeigen (Tabelle 1). Schleimlösung, Linderung des Hustenreizes und Verbesserung der Belüftungsstörung mit Cineol, Myrtol, Nasenspülung und lokalen oder systemischen Dekongestiva stehen laut S2k-Leitlinie »Rhinosinusitis« (abgelaufen im April 2022) im Vordergrund. Ärztlich verordnet wird ein steroidhaltiges Nasenspray mit entzündungshemmender Wirkung. Das Apothekenpersonal sollte die Anwendung mit Sprühen in Überkreuztechnik (mit linker Hand in rechtes Nasenloch und umgekehrt) und Aufschütteln der Suspension erklären.
Hauptursächlich für ein Postnasal-Drip-Syndrom (Upper Airway Cough Syndrome, UACS) sind Schleim und Entzündungsmediatoren einer chronischen Rhinosinusitis, die die Hustenrezeptoren triggern. Typisch sind laufende Nase, Husten, Schleim im Rachen und häufiges Räuspern. Die Behandlung erfolgt mit Antiallergika, Nasenspülung, steroidhaltigem Nasenspray und Inhalativa.

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Starker Hustenreiz kann schwangere Frauen beunruhigen, da sich bei jedem Hustenanfall der Unterleib krampfartig zusammenzieht. Glücklicherweise werden die Erschütterungen durch das Fruchtwasser, das den Embryo umgibt, zuverlässig abgefangen. Das Apothekenteam kann sich für die Beratung auf der Homepage www.embryotox.de informieren. Bei pflanzlichen Arzneimitteln sollten Monopräparate bevorzugt werden (eingeschränkte Datenlage).
Säuglinge und ältere, vor allem gebrechliche Menschen leiden besonders unter starkem Hustenreiz, denn ihnen fehlt die Kraft, ausreichend oder lang andauernd abzuhusten. Dies spielt zum Beispiel bei Keuchhusten (Pertussis) eine große Rolle. Säuglinge und ältere Menschen haben das höchste Risiko für schwere Komplikationen wie Atemstillstand oder Lungenentzündung. Die antibiotische Therapie mit Makroliden (Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin) hat nur bei Behandlungsbeginn innerhalb der ersten beiden Erkrankungswochen Erfolg. Bei Verdacht auf Pertussis sollte das Apothekenpersonal zeitnah zum Arztbesuch raten.
Wegen der besonderen Gefährdung der Säuglinge empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit März 2020 schwangeren Frauen die Pertussis-Impfung zu Beginn des dritten Trimenons. Für alle Personen ab 60 empfiehlt sie einen aktuellen Impfschutz gegen Tetanus und Diphtherie, Pneumokokken, Gürtelrose, Grippe, Pertussis und Corona (Covid-19).
Falsches Inhalieren schwächt die Wirkung der Medikation ab und kann selbst Hustenreiz auslösen. Hier hilft das Üben der richtigen Inhalationstechnik. / Foto: Adobe Stock/curto
Eine Stammkundin mit chronischer Bronchitis klagt, dass ihr neues »Asthmaspray« nicht mehr ausreichend wirke. Der Blick in die Stammdatei zeigt, dass sie durch den veränderten Rabattvertrag ein neues Device erhalten hat. Das Apothekenpersonal bietet ihr die pharmazeutische Dienstleistung »Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik« an und gibt ihr zudem Informationsmaterial der Deutschen Atemwegsliga mit, die mehrsprachige Übungsvideos zur Verfügung stellt (www.atemwegsliga.de). Kommt die Patientin trotzdem nicht zurecht, können pharmazeutische Bedenken auf dem Rezept vermerkt werden, und sie erhält ihr gewohntes Device.
Bleiben die Symptome Husten und Auswurf in zwei aufeinander folgenden Jahren über mindestens drei Monaten pro Jahr durchgehend bestehen, so spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einer chronischen Bronchitis (Tabelle 2). Unbehandelt entwickeln sich eine Belastungsdyspnoe, Giemen und Exazerbationen mit starker Schleimbildung bis hin zum Lungenemphysem.
| Erkrankung | Symptomatik | Auslöser, Ursache | Behandlung |
|---|---|---|---|
| chronische Bronchitis | Husten und Auswurf mindestens drei Monate an den meisten Tagen der Woche während der letzten zwei Jahre (WHO) | Rauchen und Passivrauchen, Exposition gegenüber chemischen Noxen, organischen und nicht-organischen Stäuben | TabakentwöhnungBeta-Mimetika und Anticholinergika wirken bronchienerweiternd, Corticoide lokal oder systemisch entzündungshemmend |
| COPD | Husten und Auswurf mit vermehrter Schleimbildung mindestens drei Monate an den meisten Tagen der Woche während der letzten zwei JahreBelastungsdyspnoe, Keuchen und Giemen, Lungenemphysem | häufig Raucheranamnese | intensive medikamentöse Stufentherapie Sauerstofftherapie |
| Asthma | anfallsartig und oft nachts auftretender Husten, Engegefühl, Giemen, verkrampfte Bronchialmuskulatur | Auslöser: Allergene, Atemwegsinfekte, körperliche Belastung | intensive Stufentherapie mit Bronchodilatatoren und Corticoiden |
| bronchiale Hyperreagibilität | prolongierter Husten nach Infekt oder persistierender trockener Husten | Stress, Infektion, Ozon, Parfüm, Rauch, scharf gewürzte Speisen, viel sprechen | inhalatives Corticosteroid (ICS) für vier Wochen, Befeuchtung, symptomatische Behandlung, Vermeidung der Trigger |
| Arzneimittel-induzierter Husten | trockener Reizhusten | ACE-Hemmer, NSAR, unselektive Betablocker, Amiodaron, Methotrexat, Chemotherapeutika, Inhalativa | Anpassung der Medikation, Befeuchtung |
Die chronische Bronchitis sollte auf jeden Fall regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden, damit sich keine COPD entwickelt. Darauf kann das Apothekenteam hinweisen, denn für viele Patienten gehört der Husten zur Normalität.
Die beiden fühlen sich offenbar wohl. Trotzdem wäre ein Rauchstopp gesünder für die Lungen. / Foto: Adobe Stock/Hunor Kristo
COPD ist der Oberbegriff für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und das Lungenemphysem. Grundlage der Behandlung sind nicht-medikamentöse Ansätze wie körperliches Training und Tabakentwöhnung. Die Therapie nach einem Stufenplan setzt kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika (Fenoterol, Salbutamol) und Anticholinergika (Ipratropium) ein. Die Langzeittherapie erfolgt mit lang wirksamen Anticholinergika (LAMA wie Tiotropium) und Beta-2-Sympathomimetika (LABA wie Formoterol), auch als Kombinationstherapie. Inhalative (Budesonid, Fluticason) und systemische (Beclometason) Corticoide werden vor allem bei häufigen Exazerbationen eingesetzt. Die regelmäßige Therapie mit Mucolytika wie N-Acetylcystein sorgt bei ausreichend hoher Dosierung für gutes Abhusten des Schleims. Bei fortschreitender COPD ist die Sauerstoff-Langzeittherapie notwendig.
Ein Stammkunde verlangt hustend ein Antiallergikum (»bitte die große Packung«) zur Linderung seines Heuschnupfens. Das Apothekenpersonal weist darauf hin, dass die Heuschnupfensymptomatik regelmäßig von einem Allergologen oder dem Hausarzt kontrolliert werden sollte, damit sich kein Etagenwechsel und somit keine Asthmaerkrankung entwickelt.
Es gibt verschiedene Asthmaformen. Beim intrinsischen Asthma ist meist eine Viruserkrankung der Auslöser. Das allergische Asthma ist eine Erkrankung des atopischen Formenkreises; das Immunsystem reagiert auf Allergene wie Pollen, Tierhaare und Hausstaubmilben (Tabelle 2). Asthma kann anhand von Eosinophilen (in Blut und Sputum) auch in ein eosinophiles und nicht-eosinophiles Asthma eingeteilt werden.
Therapieziele sind laut der S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma (Stand 2023) die Asthmakontrolle und Verringerung der Entzündungsaktivität, also eine Symptomprävention mit nachhaltig wirksamen Medikamenten; langfristig ist eine Remission anzustreben (siehe auch Titelbeitrag in PZ 23/2023). Die Behandlung folgt individuell einem Stufenplan mit fünf Stufen für Erwachsene und sechs Stufen für Kinder und Jugendliche. Bronchodilatatoren werden in der Regel von Anfang an mit inhalativen Corticosteroiden zur Langzeitkontrolle (antientzündlich) kombiniert. Bei einem Asthmaanfall sind die trainierte Atemtechnik (Lippenbremse) und Körperhaltung (Kutschersitz) sehr hilfreich. Die Apotheke kann Infomaterial mitgeben und zur Inhalationstechnik schulen (pDL).
Ein Stammkunde mit diagnostizierter Herzinsuffizienz verlangt ein Arzneimittel zur Linderung seines Hustens. Das Apothekenpersonal bemerkt seine Atemnot und fragt nach Anzeichen eines Infekts. Erkältet sei er nicht, aber der zunehmende Husten vor allem nachts mache ihm Probleme. Da der Verdacht auf Verschlimmerung seiner Grunderkrankung besteht, wird dem Kunden empfohlen, zeitnah zum Arzt zu gehen.
Symptome von Herzasthma (Asthma kardiale) zeigen sich vor allem nachts mit starkem Hustenreiz und pfeifenden Atemgeräuschen. Richtet sich der Patient auf, bessert sich die Symptomatik. Bei einer Herzinsuffizienz nimmt die Herzleistung ab, die Organe werden nicht mehr ausreichend durchblutet und die Lungenfunktion ist beeinträchtigt. Es kommt zu Erschöpfung, Atemnot, Husten und Wassereinlagerungen. Die Anpassung der Medikation beim Kardiologen ist notwendig.
Aufsteigende Magensäure kann einen trockenen Husten bevorzugt nachts oder nach dem Essen bedingen. Dabei muss nicht zwingend eine gastroösophageale Refluxsymptomatik (GERD) für den Patienten zu spüren sein. Heiserkeit und Räuspern sind weitere Symptome. Der laryngoskopische Befund mit geröteter Schleimhaut erhärtet den Verdacht. Ist ein Reflux spürbar, dem ein Hustenreiz folgt, ist die Sensitivität des Hustenreflexes erhöht. Muss der Patient zuerst husten und verspürt anschließend die Magensäure hochsteigen, ist der untere Ösophagussphinkter geschwächt.
Der Arzt kann eine leitliniengerechte Refluxtherapie mit PPI verordnen, die Apotheke zur korrekten morgendlichen Einnahme (30 Minuten vor dem Essen) sowie zu einer Ernährungsumstellung beraten. Auf eine gute Befeuchtung der Atemwege ist zu achten.

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Gelangen Fremdkörper, Essen oder Blut durch Aspiration in die Atemwege, ist dies immer ein Notfall und nach dem Ausmaß der Atemwegsverlegung lebensbedrohlich durch Ersticken. Für Kleinkinder ist das Verschlucken von Gegenständen gefährlich. Ältere Personen und Menschen mit Dysphagie müssen beim Essen und Trinken gut aufpassen.
Jeder hat sich schon einmal verschluckt, der folgende Husten versucht die Atemwege zu befreien. Gelingt dies nicht, sind Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich. Bei vornübergebeugtem Oberkörper helfen fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter, den Fremdkörper aus den Atemwegen zu befreien. Der Heimlich-Griff für Personen ab dem ersten Lebensjahr mit starkem Druck auf den Oberkörper und die richtige unterstützende Lagerung für Säuglinge sollten in einem Erste-Hilfe-Kurs eingeübt werden. Sind die Maßnahmen erfolglos und ist der Husten ineffektiv (bläuliche Haut, stiller Husten, verringertes Bewusstsein), ist der Notarzt zu rufen.
Bei einer Lungenembolie verlegen Blutgerinnsel die Atemwege. Die Symptomatik kann von unspezifischen Beschwerden bis zu massiver Atemnot, Husten mit blutigem Auswurf, Herzrasen, Schweißausbrüchen und Schmerzen im Brustkorb reichen. Bei Verdacht auf eine Lungenembolie ist der Notarzt zu verständigen.
Ein Kunde verlangt einen Schleimlöser und klagt über Hustenreiz. Auf dem Medikationsplan ist Methotrexat gelistet. Das Apothekenpersonal empfiehlt dringend eine Rücksprache mit dem verordnenden Arzt, da Lungenschäden und Hustenreiz Nebenwirkungen von MTX sein können. Außerdem bietet der Apotheker zur weiteren Überprüfung eine Medikationsanalyse an.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) an den Atemwegen werden durch verschiedene Mechanismen verursacht (Tabelle 2). Die internationale Datenbank www.pneumotox.com liefert dazu wertvolle Informationen. Ein klassisches Beispiel sind ACE-Hemmer. Sie lösen durch blockierten Abbau von Bradykinin nicht produktiven, kratzenden Hustenreiz aus, der von Bronchospasmen begleitet sein kann. Nach Absetzen des Medikaments verschwindet die UAW nach einer bis vier Wochen. Bei starken Beschwerden hilft nur die Umstellung auf eine andere Klasse von Antihypertonika.
Eine große Zahl weiterer Arzneimittel kann zu Verkrampfungen in den Bronchien mit Hustenreiz führen. Beispiele sind Betablocker, NSAR, Cholinesterase-Inhibitoren, N-Acetylcystein, Opioide, Pentamidin, Amphotericin B, trizyklische Antidepressiva, Carbamazepin, Gemcitabin, Methotrexat, Interferone, Paclitaxel und Hydrocortison. Das Apothekenteam sollte die Dauermedikation mit nicht kardioselektiven Betablockern, die mögliche Lungentoxizität von MTX und das durch NSAR (Ibuprofen, ASS) ausgelöste Analgetika-Asthma im Kopf haben.
Bei der eosinophilen Pneumonie sind vermehrt eosinophile Granulozyten im Lungengewebe nachweisbar, die zu einem trockenen Hustenreiz führen. Hier können Medikamente wie Antibiotika, Antikonvulsiva oder NSAR eine Rolle spielen.
Klagen Patienten über anhaltenden Reizhusten, sollten Apotheker an die Dauermedikation als potenzielle Auslöser denken. Eine Medikationsanalyse kann weiterhelfen. / Foto: Getty Images/Nastasic
Bei einer Lungenfibrose wird durch chronische Entzündung vermehrt Lungengewebe zu Bindegewebe umgebaut. Die Folgen sind eine abnehmende Lungenfunktion, trockener Hustenreiz und zunehmende Atemnot. Neben Umweltfaktoren (Rauch, Staub, Gase) ist die Lungenfibrose als Berufskrankheit (Asbest, Quarzstaub) anerkannt. Auslösende Medikamente sind zum Beispiel Amiodaron oder Chemotherapeutika (Bleomycin); Letztere haben allgemein ein hohes lungentoxisches Potenzial.
Das Apothekenpersonal sollte auch bedenken, dass die Inhalation von Medikamenten (Corticoide, Beta-2-Sympathomimetika, Ipratropium) zu Hustenreiz führen kann. Wiederholte Schulungen zur richtigen Anwendung in der Apotheke können Linderung verschaffen. Ist die Lebensqualität durch den Medikamenten-induzierten Hustenreiz unzumutbar eingeschränkt, sollte der Arzt den Wechsel der Medikation prüfen.
Trotz sorgfältiger Differenzialdiagnostik bleibt die Ursache bei bis zu 20 Prozent der Patienten mit chronischem Husten unklar und die Behandlung erfolgt rein symptomatisch.
Bei diesem chronischen Husten-Hypersensitivitätssyndrom mit überempfindlichen Atemwegen husten die Patienten bereits bei geringen thermischen, chemischen oder mechanischen Reizen. Viel Sprechen, Passivrauchen oder stark gewürzte Speisen können den Hustenreiz auslösen. Manche Menschen reagieren empfindlich auf Dämpfe, Parfüm, wechselnde Temperaturen oder Ozon. Anderen verengen Stress und psychische Belastung die Atemwege.
Die Behandlung ist schwierig, logopädische Maßnahmen oder physiotherapeutische Atemtherapie lindern. Da Hustenreiz durch Schädigung der Schleimhaut weiteren Hustenreiz und somit einen Teufelskreis provoziert, empfiehlt die S3-Leitlinie »Akuter und chronischer Husten«, mögliche Trigger zu vermeiden und den Hustenreiz durch Demulzenzien, ausreichendes Trinken, freie Nasenatmung sowie Inhalieren mit Salzwasser zu stoppen. Diese Maßnahmen schützen auch die Schleimhäute vor Austrocknung.
Im Herbst 2023 wurde die perorale Behandlung mit Gefapixant von der Europäischen Kommission zugelassen. Das Arzneimittel blockiert in den Atemwegen selektiv die Aktivierung von P2X3-Rezeptoren des Nervus vagus; der Hustenreiz wird effektiv verringert.
Jeglicher Hustenreiz belastet die Atemwege. Sind diese durch Tabakkonsum bereits geschädigt, steigt die Gefahr der Entwicklung oder Verschlimmerung chronischer Lungenschäden. Daher ist ein Rauchstopp nicht nur während einer Erkältung kurzzeitig, sondern zum Schutz der Atemwege dauerhaft zu empfehlen. Das Apothekenpersonal kann durch einfühlsame Beratung unterstützen. Auch Cannabisraucher husten häufiger und klagen über Luftnot, Giemen und Thoraxschmerzen.
Das Apothekenteam sollte nach Dauermedikation, Allergien und möglichen Erregern als Reisemitbringsel fragen. Die pharmazeutische Dienstleistung »Medikationsanalyse« hilft, UAW aufzuspüren, und die pDL »Inhalatorschulung« sichert die korrekte Anwendung der verordneten Devices.
Barbara Staufenbiel studierte Pharmazie in Münster. 16 Jahre lang leitete sie die Rabenfels-Apotheke in Rheinfelden. Seit ihrer Rückkehr nach Münster arbeitet sie in einer öffentlichen Apotheke und engagiert sich für die Fortbildung als Referentin und Autorin mit Schwerpunkt Apothekenpraxis.