Quälend lästig mit vielen Ursachen |
Die akute Virusbronchitis beginnt mit Reizhusten; breiten sich die Erreger weiter aus, können Erkältungssymptome, Fieber und Auswurf dazukommen. Die Therapie erfolgt in der Regel symptomatisch; bei einer bakteriellen Superinfektion kann auch ein Antibiotikum indiziert sein. Da der Nutzen eines Antibiotikums mit einer Reduktion der Gesamthustendauer um einen halben Tag kaum die möglichen Risiken wie Diarrhö und Resistenzentwicklung aufwiegt, wird bei fehlenden Red Flags eine »Delayed Prescription« ausgestellt. Diese löst der Patient bei akuter Verschlechterung und ohne vorherige Arztkonsultation ein. Zu diesen Rezepten besteht großer Beratungsbedarf.
Erkrankt ein Patient häufiger im Jahr an einer akuten Bronchitis, besteht der Verdacht auf Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen) oder ein unerkanntes Asthma bronchiale.
Angegriffene Bronchien können den Weg bereiten für die bakteriell bedingte Lungenentzündung mit produktivem Husten, hohem Fieber mit Nachtschweiß sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung (Tabelle 1). Bei älteren Menschen und Personen mit eingeschränktem Immunsystem kann die Symptomatik unspezifisch und ohne Fieber sein. Therapie der ersten Wahl sind Penicilline (Amoxicillin); bei Penicillin-Allergie kommen Makrolide, Cephalosporine und (mit Einschränkungen) Fluorchinolone zum Einsatz.
Anhaltender Schnupfen begleitet von Kopfschmerzen, zunächst trockenem und dann produktivem Husten kann eine viral bedingte Sinusitis anzeigen (Tabelle 1). Schleimlösung, Linderung des Hustenreizes und Verbesserung der Belüftungsstörung mit Cineol, Myrtol, Nasenspülung und lokalen oder systemischen Dekongestiva stehen laut S2k-Leitlinie »Rhinosinusitis« (abgelaufen im April 2022) im Vordergrund. Ärztlich verordnet wird ein steroidhaltiges Nasenspray mit entzündungshemmender Wirkung. Das Apothekenpersonal sollte die Anwendung mit Sprühen in Überkreuztechnik (mit linker Hand in rechtes Nasenloch und umgekehrt) und Aufschütteln der Suspension erklären.
Hauptursächlich für ein Postnasal-Drip-Syndrom (Upper Airway Cough Syndrome, UACS) sind Schleim und Entzündungsmediatoren einer chronischen Rhinosinusitis, die die Hustenrezeptoren triggern. Typisch sind laufende Nase, Husten, Schleim im Rachen und häufiges Räuspern. Die Behandlung erfolgt mit Antiallergika, Nasenspülung, steroidhaltigem Nasenspray und Inhalativa.

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Starker Hustenreiz kann schwangere Frauen beunruhigen, da sich bei jedem Hustenanfall der Unterleib krampfartig zusammenzieht. Glücklicherweise werden die Erschütterungen durch das Fruchtwasser, das den Embryo umgibt, zuverlässig abgefangen. Das Apothekenteam kann sich für die Beratung auf der Homepage www.embryotox.de informieren. Bei pflanzlichen Arzneimitteln sollten Monopräparate bevorzugt werden (eingeschränkte Datenlage).
Säuglinge und ältere, vor allem gebrechliche Menschen leiden besonders unter starkem Hustenreiz, denn ihnen fehlt die Kraft, ausreichend oder lang andauernd abzuhusten. Dies spielt zum Beispiel bei Keuchhusten (Pertussis) eine große Rolle. Säuglinge und ältere Menschen haben das höchste Risiko für schwere Komplikationen wie Atemstillstand oder Lungenentzündung. Die antibiotische Therapie mit Makroliden (Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin) hat nur bei Behandlungsbeginn innerhalb der ersten beiden Erkrankungswochen Erfolg. Bei Verdacht auf Pertussis sollte das Apothekenpersonal zeitnah zum Arztbesuch raten.
Wegen der besonderen Gefährdung der Säuglinge empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit März 2020 schwangeren Frauen die Pertussis-Impfung zu Beginn des dritten Trimenons. Für alle Personen ab 60 empfiehlt sie einen aktuellen Impfschutz gegen Tetanus und Diphtherie, Pneumokokken, Gürtelrose, Grippe, Pertussis und Corona (Covid-19).