Pharmazeutische Zeitung online
PZ-Podcast

30 Jahre Botulinumtoxin-Therapie

Seit 30 Jahren stehen therapeutische Zubereitungen von Botulinumtoxin für den Einsatz am Menschen sowohl für therapeutische als auch für ästhetische Indikationen zur Verfügung. Nicht nur dieses Jubiläum, sondern auch aktuelle Meldungen zu Fällen von »klinischem Botulismus« bei Personen, die sich in der Türkei einer speziellen Botulinumtoxin-Behandlung unterzogen hatten, sind Anlass, über den Naturstoff »Botulinumtoxin« zu sprechen. 
Theo Dingermann
24.03.2023  18:00 Uhr

Im Jahr 1993, also vor 30 Jahren, wurden mit Abobotulinumtoxin A (zum Beispiel Dysport®) und Onabotulinumtoxin A (zum Beispiel Botox®) die beiden ersten therapeutischen Zubereitungen des hochaktiven Neurotoxins aus Clostridium botulinum für den Einsatz am Menschen zugelassen. Mit Incobotulinumtoxin A (zum Beispiel Xeomin®) gesellte sich dann im Jahr 2005 ein drittes Präparat zu der Gruppe der derzeit in Deutschland verkehrsfähigen Botulinumtoxin-A-Therapeutika.

Die Liste der zugelassenen Indikationen ist beachtlich. Neben den ästhetischen Indikationen, der Korrektur von Glabellafalten und/oder lateralen Augenfalten (Krähenfüße), sind Botulinumtoxin-A-Präparationen zugelassen bei Spasmus hemifacialis, Blepharospasmus, zervikaler Dystonie (Schiefhals), spasmodischer Dysphonie, Spastik der oberen Extremität nach Schlaganfall oder auch unabhängig von der Ätiologie, Spastik der unteren Extremität nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma, dynamischem Spitzfuß bei infantiler Cerebralparese (ICP), axillärer Hyperhidrosis, chronischer Migräne und neurogener oder idiopathischer Detrusorhyperaktivität.

Achtung bei nicht zugelassenen Indikationen

Aktuell machen Meldungen zu Komplikationen beim Einsatz von Botulinumtoxin Sorgen. So meldete das Robert-Koch-Institut (RKI), dass es im Konsiliarlabor für Neurotoxin-produzierende Clostridien seit dem 03. März 2023 Anfragen zu bisher zwölf Fällen von klinischem Botulismus bei Personen in Deutschland gab. Diese Zahl ist aktuell sogar noch gestiegen. Von 27 solcher Botulismus-Fälle berichtet das Institut im aktuellen »Epidemiologisches Bulletin«.

Alle diese Fälle haben gemeinsam, dass sich die Betroffenen Ende Februar in der Türkei Behandlungen unterzogen haben, bei denen Botulinum-Neurotoxin in die Magenwand injiziert wurde. Eine solide klinische Evidenz, geschweige denn eine Zulassung, gibt es für eine solche Indikation nicht

In diesem Zusammenhang meldete die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC, dass seit Ende Februar in Europa 67 Fälle von Vergiftungen nach Injektionen von Botulinum-Toxin in den Magen aufgetreten seien. 53 Vergiftungen seien in der Türkei aufgetreten, zwölf in Deutschland und jeweils eine in der Schweiz und in Österreich. 60 dieser Fälle seien auf eine Privatklinik in Istanbul und drei weitere auf eine Privatklinik in Izmir zurückzuführen, so die ECDC.

Unser Podcast auf diesen Portalen

Einmal wöchentlich ein besonderer Einblick in ein Thema, das die Apothekenwelt bewegt. Über diese Streamingportale gibt‘s das kostenlose Abo.

Unser Podcast auf diesen Portalen

Einmal wöchentlich ein besonderer Einblick in ein Thema, das die Apothekenwelt bewegt. Über diese Streamingportale gibt‘s das kostenlose Abo.

Der Aponet-Podcast für Apothekenkunden

PODCAST
gecheckt!

Abonnieren bei:

Mehr von Avoxa