Vergiftungen nach Botox-Magenbehandlung in Istanbul |
Schluck- und Atemstörungen sowie Sprach- und Sehstörungen können auf eine Vergiftung mit dem Botulinum-Toxin hinweisen. / Foto: Getty Images/fizkes
»Alle haben gemeinsam, dass sie sich Ende Februar in Istanbul in der Türkei Behandlungen unterzogen haben, bei denen Botulinum-Toxin in die Magenwand injiziert wird«, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. In einem am Donnerstag erschienenen Bericht im »Epidemiologischen Bulletin« (Nummer 10/2023) schrieb das RKI von bisher neun bekannten Fällen. Was bei den Behandlungen schief ging, ist bislang unklar. Ein Verband für Infektionskrankheiten in der Türkei teilte mit, es habe in den vergangenen Tagen »viele Vorfälle« gegeben. Betroffen seien sowohl Türken als auch Ausländer, die zu Behandlungen in das Land gereist seien. Die Patienten hätten sich alle dem sogenannten »Magen-Botox« unterzogen, das hauptsächlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt werde.
Die Krankheit Botulismus ist laut RKI selten, »jedoch sehr ernst«. Sie sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und werde von den hochgiftigen Botulinum-Neurotoxinen verursacht. Unter dem Namen Botox ist der Stoff auch für Schönheitsbehandlungen bekannt. «Auch soll eine entsprechende Injektion von BoNT/A dazu führen, dass die Magentätigkeit reduziert wird und damit zur Gewichtsreduktion beitragen», hieß es weiter. Zum Anlass für die Behandlung in den konkreten Fällen könne keine Angabe gemacht werden, teilte das RKI auf Anfrage mit. Die Behandlungen hätten alle zwischen dem 22. und dem 25. Februar stattgefunden.
Die Türkei ist bekannt für allerlei medizinische Behandlungen, wie etwa Zahnbehandlungen, Haartransplantationen oder andere Schönheitsoperationen und Anwendungen. Der Gesundheits-Verband Satugem rechnet für das Jahr 2023 mit einer Million sogenannter Gesundheitstouristen.
Das RKI rief Menschen, die seit dem 22. Februar eine solche Magenbehandlung mit Botox in Istanbul erhalten und Symptome haben, auf, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Typische Symptome seien Seh- und Sprachstörungen und Schwäche in den Extremitäten. Hinzu kommen laut Behörde Schluck- und Atembeschwerden, die üblicherweise zwischen drei bis zehn Tagen nach der Behandlung auftreten. Angesichts der anfangs eher unspezifischen Symptome sei es möglich, dass es in Deutschland noch mehr Fälle gebe. Zur Behandlung von Intoxikationen stehen Antitoxine zur Verfügung. Der Zugang zum Botulismus-Antitoxin könne über die Notfalldepots der Apothekerkammern angefragt werden, heißt es vom RKI.
Bei den geringen Dosen, die bei Behandlungen mit Botox eingesetzt werden, seien solche Symptome eigentlich nicht zu erwarten, teilte es weiter mit. »Inwieweit hier eine fehlerhafte Dosierung/Behandlung vorliegt oder vorgelegen hat, wird aktuell von den türkischen Behörden untersucht.«