Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen |
Für Knoblauchpulver gibt es eine zu heterogene Datenlage und daher nur den Status »traditional use« als Adjuvanz zur Vorbeugung von Atherosklerose. / Foto: Getty Images/Westend61
Die pharmazeutische Versorgung und Beratung sollten stets auf der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz beruhen (1). Diese Devise der evidenzbasierten Pharmazie gilt natürlich uneingeschränkt auch für die rationale Phytotherapie. Doch weisen klinische Studien – als Basis wissenschaftlicher Evidenz – zu pflanzlichen Drogen und Extrakten bei Stoffwechselstörungen häufig Qualitätsmängel auf: Zu wenige Probanden, zu kurze Studiendauer und vor allem die Verwendung verschiedener, teilweise schlecht oder gar nicht charakterisierter Zubereitungen aus pflanzlichen Drogen, noch dazu in unterschiedlichen Dosierungen, schwächen die Aussagekraft zum Teil stark.
Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sichtet und bewertet wissenschaftliche Daten zu Drogen oder Drogenextrakten und ordnet sie der Kategorie »well-established use« oder »traditional use« zu (Kasten).
Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der European Medicines Agency (EMA) erstellt Monographien zu pflanzlichen Drogen und deren Zubereitungen und teilt sie in die Kategorien »well-established use« (WEU) und »traditional use« (TU) ein.
Die Monographien werden neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen regelmäßig angepasst, sodass sich eine Zuordnung auch ändern kann.
Neben qualitativ guten randomisierten, kontrollierten Studien (RCT) ist auch die Größe des Therapieeffekts ein wichtiges Kriterium, um den Nutzen gerade im Bereich der Phytotherapie von Stoffwechselstörungen zu beurteilen. Schließlich stehen etwa bei Hyperlipidämie als wesentlicher Risikofaktor für Atherosklerose oder Typ-II-Diabetes etablierte Arzneistoffe zur Verfügung, die die Morbidität und Mortalität nachweislich verringern können. Arzneipflanzen und ihre Zubereitungen können die leitliniengerechte Pharmakotherapie nicht ersetzen, aber – bei entsprechender Evidenz – unterstützend wirken. Ein Paradebeispiel dafür sind Flohsamenschalen.