Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen |
Nur die Droge Flohsamenschalen hat den Status »well-established use« und damit eine akzeptable Evidenzbasis im Rahmen der unterstützenden Phytotherapie von Stoffwechselstörungen – sie kann bei einer Diät helfen, die Blutfettwerte leicht zu reduzieren. Für Knoblauchpulver gibt es eine zu heterogene Datenlage und daher nur den Status »traditional use« als Adjuvanz zur Vorbeugung von Atherosklerose. Für die Drogen Artischockenblätter und Curcumawurzelstock ist die Evidenzbasis zu gering, um eine Aussage zur Senkung der Blutfettwerte zu treffen. Für die Reinsubstanz Curcumin ergab sich lediglich ein leichter Effekt auf den Triglycerid-Spiegel; hier steht kein Arzneimittel zur Verfügung.
Zimtrinde unterstützend bei Typ-2-Diabetes einzusetzen, ist keine ganz abwegige Idee, denn die Droge zeigt interessante klinische Effekte – es gilt aber das oft gehörte Mantra: Größere und bessere Studien sind nötig, um hier voranzukommen und ein Arzneimittel zu entwickeln. Bittermelone fügt sich hier nahtlos ein, auch wenn die Menge an klinischen Daten geringer ist. Zur Behandlung von Adipositas oder Schilddrüsenstörungen (Hyperthyreose) durch phytotherapeutische Ansätze gibt es keine belastbaren Evidenzen.
Ganz anders sieht es bei der Indikation Gicht aus: Colchicin – als Reinstoff oder in Form eines eingestellten Extrakts – ist bei Unverträglichkeit oder Kontraindikation von NSAR ein bewährter Arzneistoff, für den allerdings seit einigen Jahren aufgrund der geringen therapeutischen Breite ein modifiziertes Dosierungsschema gilt.
Professor Dr. Robert Fürst studierte Pharmazie und erhielt 2001 die Approbation als Apotheker. Anschließend folgten Promotion und Habilitation (2011) im Fach Pharmazeutische Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit Ende 2012 hat Professor Fürst die W3-Professur für Pharmazeutische Biologie im Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Seit 2016 ist er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazeutische Biologie, seit 2017 Prodekan des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie. Sein Forschungsschwerpunkt sind die molekularen Wirkmechanismen von Naturstoffen.
Dr. Ilse Zündorf studierte Biologie von 1984 bis 1990 an der Universität Erlangen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität von Kentucky, Lexington, USA, wurde sie 1995 am Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Frankfurt promoviert. Zunächst als Akademische Rätin, seit 2001 als Akademische Oberrätin, arbeitet sie am Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität. Ihre Forschungsthemen betreffen Herstellung und Charakterisierung monoklonaler Antikörper, Herstellung und Modifikation rekombinanter Antikörperfragmente sowie die Etablierung von zellulären Testsystemen zur Wirkstoffsuche.