Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen |
Vielen weiteren Drogen oder deren Zubereitungen wird ein Einfluss auf erhöhte Blutfettwerte zugesprochen. Für grünen Tee, Sojalecithin, Perillaöl, Ölbaumblätter und die Zwiebel existiert allerdings keine ausreichende klinische Evidenz.
Zur Droge Artischockenblätter, die von der Stammpflanze Cynara cardunculus L. (Asteraceae) stammt, gibt es zwar nur eine Traditional-use-Monographie(9) für die Indikation »symptomatische Linderung von Verdauungsbeschwerden wie Dyspepsie mit Völlegefühl, Blähungen und Flatulenz«, allerdings existieren kleinere Studien, die einen gewissen Effekt wässriger Artischockenblätter-Trockenextrakte auf erhöhte Blutfettwerte nahelegen. Es kam zu einer Verringerung des Gesamtcholesterols von bis zu 10 Prozent (10, 11). Hierfür könnte der choleretische Effekt der Droge durch die enthaltenen Caffeoylchinasäuren und Flavonoide verantwortlich sein.
Auch für Curcumin, das im Curcumawurzelstock (Curcuma longa L., Zingiberaceae) und in der Javanischen Gelbwurz (Curcuma zanthorrhiza Roxb., Zingiberaceae) enthalten ist, wird ein choleretischer Effekt angenommen. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2019 (12) ergaben sich aber keine Hinweise darauf, dass Curcumin die Blutkonzentrationen an Gesamt-, LDL- oder HDL-Cholesterol verändert. Allerdings wurde ein Effekt auf die Triglycerid-Spiegel beobachtet: Diese sanken durchschnittlich um 21 mg/dl – die Spannbreite der verwendeten Curcumin-Tagesdosen war allerdings enorm und lag zwischen 45 mg und 4 g. Curcumin als isolierter Reinstoff gehört definitionsgemäß nicht zur Phytotherapie, außerdem stehen keine Arzneimittel mit Curcumin als Wirkstoff zur Verfügung. Beide Drogen haben vom HMPC lediglich den Traditional-use-Status zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsstörungen wie Völlegefühl, langsame Verdauung und Blähungen erhalten.
Curcumin wurde in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2021 außerdem hinsichtlich seiner Effekte auf den HbA1c-Wert untersucht. (13) Daten aus sieben RCT ergaben eine signifikante Verringerung um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte. Aber auch hier lagen extrem heterogene Parameter zugrunde, die an der Aussagekraft der Studie zweifeln lassen. Die Tagesdosis an Curcumin lag im Bereich von 80 mg bis 2,1 g, die Interventionszeit betrug acht Wochen bis drei Monate.