Pharmazeutische Zeitung online
Schwierige Evidenzlage

Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen

Zimt gegen Diabetes, Flohsamen gegen Hyperlipidämie oder Herbstzeitlose gegen Gicht: Welche Bedeutung haben Arzneipflanzen bei Stoffwechselstörungen? Klinische Studien dazu gibt es zahlreich, doch nicht immer stimmt die Qualität. Was sich aus den verfügbaren Daten für die pharmazeutische Praxis ableiten lässt.
Robert Fürst
Ilse Zündorf
21.08.2022  08:00 Uhr

Kaum Evidenz zur Phytotherapie der Hyperlipidämie

Vielen weiteren Drogen oder deren Zubereitungen wird ein Einfluss auf erhöhte Blutfettwerte zugesprochen. Für grünen Tee, Sojalecithin, Perillaöl, Ölbaumblätter und die Zwiebel existiert allerdings keine ausreichende klinische Evidenz.

Zur Droge Artischockenblätter, die von der Stammpflanze Cynara cardunculus L. (Asteraceae) stammt, gibt es zwar nur eine Traditional-use-Monographie(9) für die Indikation »symptomatische Linderung von Verdauungsbeschwerden wie Dyspepsie mit Völlegefühl, Blähungen und Flatulenz«, allerdings existieren kleinere Studien, die einen gewissen Effekt wässriger Artischockenblätter-Trockenextrakte auf erhöhte Blutfettwerte nahelegen. Es kam zu einer Verringerung des Gesamtcholesterols von bis zu 10 Prozent (10, 11). Hierfür könnte der choleretische Effekt der Droge durch die enthaltenen Caffeoylchinasäuren und Flavonoide verantwortlich sein.

Knoblauch (Allium sativum) … / Foto: Adobe Stock/physyk
… Artischocke (Cynara cardunculus) … / Foto: Adobe Stock/Pixelrohkost
… und die Stammpflanze vom Curcumawurzelstock (Curucma longa) / Foto: Adobe Stock/chienmuhou

Auch für Curcumin, das im Curcumawurzelstock (Curcuma longa L., Zingiberaceae) und in der Javanischen Gelbwurz (Curcuma zanthorrhiza Roxb., Zingiberaceae) enthalten ist, wird ein choleretischer Effekt angenommen. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2019 (12) ergaben sich aber keine Hinweise darauf, dass Curcumin die Blutkonzentrationen an Gesamt-, LDL- oder HDL-Cholesterol verändert. Allerdings wurde ein Effekt auf die Triglycerid-Spiegel beobachtet: Diese sanken durchschnittlich um 21 mg/dl – die Spannbreite der verwendeten Curcumin-Tagesdosen war allerdings enorm und lag zwischen 45 mg und 4 g. Curcumin als isolierter Reinstoff gehört definitionsgemäß nicht zur Phytotherapie, außerdem stehen keine Arzneimittel mit Curcumin als Wirkstoff zur Verfügung. Beide Drogen haben vom HMPC lediglich den Traditional-use-Status zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsstörungen wie Völlegefühl, langsame Verdauung und Blähungen erhalten.

Curcumin wurde in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2021 außerdem hinsichtlich seiner Effekte auf den HbA1c-Wert untersucht. (13) Daten aus sieben RCT ergaben eine signifikante Verringerung um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte. Aber auch hier lagen extrem heterogene Parameter zugrunde, die an der Aussagekraft der Studie zweifeln lassen. Die Tagesdosis an Curcumin lag im Bereich von 80 mg bis 2,1 g, die Interventionszeit betrug acht Wochen bis drei Monate.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa