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Evidenz-Check

Phytos fürs Immunsystem

Erkältungen in den Wintermonaten vermeiden – wer möchte das nicht? Zur Prophylaxe, aber auch zur Therapie, können Phytopharmaka eingesetzt werden, die das Immunsystem stimulieren. Die Evidenzlage rund um pflanzliche Immunstimulanzien ist jedoch durchwachsen.
Robert Fürst
Ilse Zündorf
01.12.2024  08:00 Uhr

Presssaft von Echinacea purpurea

Zu diesen gehört der Frischpflanzen-Presssaft von Echinacea purpurea (Familie Asteraceae). Der HMPC gewährt in der entsprechenden Monographie Presssäften und getrockneten Presssäften aus dem frischen Kraut des Purpur-Sonnenhuts mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 1,5–2,5:1 den Well-established-use-Status für die kurzzeitige Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen (siehe Kasten).

Für diese Einstufung waren vor allem zwei ältere Studien [1, 2] relevant, in denen insgesamt 200 Erwachsene mit Symptomen einer beginnenden Erkältung zehn Tage lang den Frischpflanzen-Presssaft oder Placebo erhielten. In beiden Studien war die Erkrankungszeit in der Verumgruppe signifikant um vier beziehungsweise drei Tage kürzer.

Ein 2014 veröffentlichter Cochrane-Review [3] umfasst die Ergebnisse von 24 kontrollierten klinischen Studien mit insgesamt 4631 Teilnehmern und resultiert in dem Ergebnis, dass Echinacea-Präparate einen geringen Effekt bei der Prävention und keinen Effekt bei der Therapie von Erkältungskrankheiten haben. Problematisch ist jedoch, wie die Autoren einräumen, dass die Studien mit sehr unterschiedlichen Präparaten durchgeführt wurden: Nicht nur, dass mit Echinacea purpurea, E. angustifolia und E. pallida drei verschiedene Stammpflanzen verwendet wurden, es gab auch Unterschiede beim eingesetzten Pflanzenteil (Kraut beziehungsweise Wurzel) und beim Extrakttyp (zum Beispiel Presssaft oder Auszug). Nur in sieben der analysierten Studien wurden Präparate geprüft, die das Kraut von E. purpurea enthielten.

Noch kritischer äußerten sich 2019 die Autoren einer Metaanalyse [4]: Zwar finden auch sie Hinweise für eine mögliche präventive Wirkung auf die Häufigkeit von Infektionen der oberen Atemwege, allerdings hinterfragen sie, inwieweit diese Wirkung klinisch relevant ist. Insgesamt 29 Studien flossen in die Analyse ein, die sich größtenteils mit denen des Cochrane-Reviews deckten. Durch die Heterogenität der getesteten Präparate ist es in den Augen der Autoren fraglich, ob sich eine möglicherweise vorhandene Wirksamkeit in der Praxis signifikant darstellt.

Für einen möglichen immunmodulierenden Effekt stehen die in den Extrakten enthaltenen Alkylamide, Glykoproteine, Polysaccharide und Kaffeesäurederivate in der Diskussion. In der Zellkultur und in Tiermodellen zeigten verschiedene Extrakte eine Wirkung auf Makrophagen und natürliche Killerzellen, allerdings sind die genauen pharmakologischen Mechanismen noch nicht komplett aufgeklärt.

Während einer kurzzeitigen Behandlung mit Echinacea-Präparaten sind die unerwünschten Wirkungen vernachlässigbar. Für die Anwendung des (getrockneten) Frischpflanzen-Presssafts empfiehlt der HMPC eine maximale Einnahmedauer von zehn Tagen. Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber anderen Korbblütlern sind die Präparate kontraindiziert.

Im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) sind neben verschiedenen Drogen von Echinacea-Stammpflanzen auch zwei Presssäfte aus Purpur-Sonnenhut-Kraut monographiert, einer mit und einer ohne Ethanol stabilisiert. In den Presssäften müssen je 100 ml mindestens 0,25 Prozent Cichoriensäure und mindestens 0,1 mg N-Isobutyldodecatetraenamid enthalten sein.

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