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Umsatz in der Pandemie

OTC-Geschäft könnte sich 2022 wieder erholen

Eigentlich gehört das OTC-Segment zu den umsatzstärksten einer Offizin. Doch die Covid-19-Pandemie hat den Umsatz einbrechen lassen. Wie geht es nun für den OTC-Markt weiter und was bedeutet die Entwicklung für die Versender?
Jennifer Evans
15.03.2022  18:00 Uhr
OTC-Geschäft könnte sich 2022 wieder erholen

Die Coronavirus-Pandemie hat auch den Markt der rezeptfreien Arzneimittel stark durchgeschüttelt. Hamsterkäufe wie im März 2020 führten zwar zunächst zu kurzfristigen Absatzzuwächsen, dann folgten aber mit den Lockdowns schnell starke Rückgänge im OTC-Geschäft.

Im ersten Corona-Jahr 2020 erreichten die Apotheken vor Ort zusammen mit den Versendern 87 Prozent  Marktanteil des gesamten OTC-Umsatzes, wie ein Autorenteam des Beratungsunternehmens IQVIA im »Healthcare Marketing«-Magazin schreibt. Aber während die öffentlichen Apotheken im Vergleich zum Vorjahr 3 Prozentpunkte verloren haben (von 72 Prozent auf 69 Prozent), steigerten die Versandhandelsapotheken ihren Anteil von 15 Prozent im Jahr 2019 auf 19 Prozent in 2020. »Darin zeigt sich die Verschiebung von der Offizin hin zum Apothekenversandhandel«, heißt es.

Das Umsatzplus der Versender stieg demnach 2020 um 17,3 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Die Vor-Ort-Apotheken mussten dagegen einen Umsatzrückgang von 5,3 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro hinnehmen. Darüber hinaus verkauften die Offizinen im ersten Corona-Jahr gut 71 Millionen OTC-Packungseinheiten weniger, was einem Minus von 9 Prozent entspricht. Gleichzeitig bestellten Kunden im Internet 21 Millionen Einheiten mehr. Das bedeutet für die Versender ein Plus von 13,6 Prozent.

Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem der Nachfrage-Einbruch im Bereich der Erkältungsprodukte, die als eines der bedeutendsten OTC-Segmente gelten. Aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln sind sowohl die Erkältungswellen als auch die Grippesaison ausgefallen.

Weniger Grüne Rezepte

Zudem sind 2020 nur rund 16 Prozent aller Verordnungen in Deutschland auf verschreibungsfreie Arzneimittel entfallen, was nach einer aktuellen Auswertung des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie (BPI) einem Rückgang um fast 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Am stärksten sind demnach die Verluste beim Grünen Rezept mit einem Minus von 15,9 Prozent. Generell zählen Thrombozyten-Aggregationshemmer, Expektorantien (ohne Antiinfektiva), Analgetika und Rhinologika zu den am meisten verordneten Präparategruppen im OTC-Markt. Der BPI resümiert: »Analysiert man die negative Umsatzentwicklung etwas genauer, so zeigt sich, dass der Versandhandel klar von den besonderen Herausforderungen durch die Pandemiesituation profitiert hat und die Umsatzrückgänge vollständig auf die Offizin entfallen.«

Im Jahr 2021 hat sich der negative Trend fortgesetzt, wie eine aktuelle IQVIA-Analyse zur Arzneimittelversorgung in Deutschland zeigt. Der Versandhandel hat demzufolge mit OTC-Präparaten um fast 11 Prozent (2,8 Milliarden Euro zu effektiven Verkaufspreisen) nach Wert und um knapp 8 Prozent (241 Millionen Packungen) nach Menge zugelegt. Die Online-Händler profitierten vor allem im Bereich des medizinischen Sachbedarfs, zu dem auch Covid-19-Tests und Hilfsmittel gehören. Dort gab es eine Umsatzsteigerung von knapp 27 Prozent. Beim Absatz war es ein Plus von 11 Prozent. »Generell führt die pandemische Situation zu einer verstärkten Nutzung dieses Vertriebskanals in allen Produktkategorien«, heißt es von IQVIA.

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