Oft spät erkannt |
Das tut dem Magen auf Dauer nicht gut: Rauchen, Alkohol, gegrilltes Fleisch und stark gesalzene Produkte gelten als Risikofaktoren für Magenkrebs. / Foto: Adobe Stock/ChiccoDodiFC
Die Neuerkrankungsrate sinkt zwar seit einigen Jahren, jedoch bereiten den Experten die schlechten Überlebensaussichten der Patienten mit einem Magenkarzinom große Sorgen. Fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch 34 Prozent der betroffenen Frauen und 32 Prozent der Männer (1). Ein Grund dafür ist, dass die Erkrankung häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. So weist etwa ein Drittel der Erkrankten bei der Diagnosestellung bereits Metastasen auf.
Im Jahr 2020 erkrankten schätzungsweise rund 14.000 Menschen hierzulande neu an einem Magenkarzinom. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen (1).
Der Magen liegt im linken oberen Quadranten des Bauchraums und gliedert sich in unterschiedliche Bereiche (Grafik 1). Die Speiseröhre mündet in den Mageneingang (Magenmund, Kardia). Oberhalb davon wölbt sich der Magenfundus, der nach unten in den Magenkörper (Korpus) übergeht. Den Abschluss des schmäler werdenden Korpus bildet der Magenvorhof (Antrum), der durch einen ringförmigen Schließmuskel, den Pylorus (Pförtner) vom Zwölffingerdarm (Duodenum) abgegrenzt ist.
Grafik 1: Anatomischer Aufbau des Magens / Foto: PZ/Stephan Spitzer
Tumore können prinzipiell in allen Bereichen des Magens entstehen. Ein Tumor, der am Übergang zwischen Magen und Speiseröhre (ösophagogastraler Übergang) liegt, gilt als Magenkarzinom, wenn sich der größte Teil im Magen befindet und mehr als 2 cm vom ösophagogastralen Übergang entfernt ist. Ist dies nicht der Fall, handelt es sich um ein Speiseröhrenkarzinom.
Tumoren im Bereich des Mageneingangs treten bei Männern häufiger auf (37 versus 17 Prozent), während bei Frauen Tumore im Magenkörper (26 versus 19 Prozent) überwiegen (1). Das Erkrankungsalter von Männern liegt im Mittel bei 72 Jahren, das von Frauen bei 76 Jahren (2). Bei neun von zehn Betroffenen entwickelt sich ein von den Drüsenzellen der Magenschleimhaut ausgehendes Adenokarzinom. Ein Plattenepithelkarzinom ist eher selten (3).
Der genaue Entstehungsmechanismus des Magenkarzinoms ist noch nicht vollständig geklärt; bekannt sind jedoch einige Risikofaktoren. Dazu zählt insbesondere das »Magenbakterium« Helicobacter pylori, aber auch das Epstein-Barr-Virus.
In epidemiologischen Studien wiesen Helicobacter-pylori-positive Menschen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für ein Magenkarzinom auf (2). Die Infektion kann zu einer chronisch-aktiven Magenschleimhautentzündung (Gastritis) führen, die als Voraussetzung für eine fortschreitende Schädigung und maligne Transformation der Magenschleimhaut (Mukosa) gilt. Aktuell wird eine Helicobacter-pylori-Infektion für 89 Prozent aller Magenkarzinome, die nicht den Mageneingang betreffen (Nicht-Kardia-Karzinome), verantwortlich gemacht (4).
Risikopersonen mit chronischer Gastritis oder mit Verwandten ersten Grades, die bereits ein Magenkarzinom hatten, sollten sich auf Helicobacter pylori untersuchen und die Infektion gegebenenfalls behandeln lassen, heißt es in der S3-Leitlinie »Magenkarzinom« (2). Darauf sollte das Apothekenteam Menschen hinweisen, die in der Offizin häufig Protonenpumpenhemmer (PPI) oder Antacida verlangen.
Die Behandlung erfolgt mittels Eradikationstherapie, die in der Regel aus zwei Antibiotika plus einem PPI besteht. Gemäß dem französischen Tripleschema erfolgt die Eradikation mit Amoxicillin und Clarithromycin (in der Zweitlinientherapie ersetzt durch ein Fluorchinolon), nach dem italienischen mit Metronidazol und Clarithromycin. Zudem gibt es eine Bismut-haltige Vierfachtherapie mit Tetracyclin, Metronidazol plus PPI.
Eine Infektion mit dem Erreger des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers, dem Epstein-Barr-Virus (EBV), kann ebenfalls Magenkrebs verursachen. EBV lässt sich bei etwa 9 Prozent der Betroffenen im Karzinomgewebe nachweisen. Die zugrundeliegenden Mechanismen werden derzeit erforscht; eine Empfehlung für die Behandlung dieser Subgruppe gibt es noch nicht.
Refluxkrankheiten sowie starkes Übergewicht gehen mit einem erhöhten Risiko für ein Karzinom am ösophagogastralen Übergang einher (3).
Bei 1 bis 3 Prozent der Betroffenen ist das Magenkarzinom erblich bedingt (2). Personen mit mehr als einem an Magenkarzinom erkrankten Familienmitglied ersten Grades tragen ein zehnfach erhöhtes Risiko (5). Eine erbliche Form ist das »Lynch-Syndrom«, bei dem aufgrund einer vererbten Mutation in den DNA-Reparaturgenen häufig Karzinome in Magen, Darm und weiteren Organen auftreten (2).