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Welt-Alzheimer-Tag

Neues aus der Alzheimer-Forschung

Am 21. September ist Welt-Alzheimer-Tag. Aus diesem Anlass gibt die Alzheimer Forschung Initiative (AFI) ein Update zum Stand der Forschung. Demnach versucht man jetzt, aus der missglückten Zulassung von Aducanumab in den USA zu lernen.
Annette Rößler
19.09.2022  07:00 Uhr

Wie hältst du es mit der Amyloid-Hypothese? Diese Frage bestimmt laut AFI momentan die Debatte in der Alzheimer-Forschung. Wieder einmal, muss man sagen, denn mit den charakteristischen Proteinablagerungen, den β-Amyloid-Plaques, die im Gehirn von Alzheimer-Patienten gefunden werden, beschäftigen sich Wissenschaftler schon seit vielen Jahren. Dasselbe lässt sich über τ-Fibrillen sagen, unlösliche gedrehte Fasern im Inneren von Gehirnzellen der Patienten.

Es sei unstrittig, so die AFI, dass sowohl Plaques als auch Fibrillen beim Absterben von Nervenzellen im Gehirn von Alzheimer-Patienten eine Rolle spielen. Uneins sei man sich jedoch, ob insbesondere die Amyloid-Plaques ursächlich für die Erkrankung sind und ein passendes Ziel für eine medikamentöse Therapie darstellen. Der Fall des Antikörpers Aducanumab (Aduhelm®) von Biogen hat in dieser Diskussion keine Klarheit gebracht – im Gegenteil.

Zwar konnte in Studien gezeigt werden, dass Aducanumab Amyloid-Plaques im Gehirn beseitigt. Die Gedächtnisleistung der Patienten wurde damit aber nicht verbessert. Die Folge: Aducanumab erhielt in den USA in einer umstrittenen Entscheidung zunächst eine Zulassung mit Auflagen, dann wurde die Anwendung jedoch so stark eingeschränkt, dass sich Hersteller Biogen gezwungen sah, die Vermarktung einzustellen. In der EU war das Medikament nach einer abschlägigen Entscheidung der Arzneimittelbehörde EMAgar nicht erst zugelassen worden.

Nach dem Hickhack um Aducanumab ist die Luft für weitere Anti-Plaques-Antikörper, die sich in der Endphase der klinischen Prüfung vor der Zulassung befinden, noch dünner geworden, als sie ohnehin schon war. Zu den am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten zählen Donanemab von Eli Lilly und Lecanemab von Eisai und Biogen. Für sie werden laut AFI im Herbst entscheidende Studienergebnisse erwartet.

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