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Tremelimumab

Neuer Antikörper bei Leberkrebs

Seit Februar ist der monoklonale Antikörper Tremelimumab in zwei Indikationen zugelassen: bei fortgeschrittenem Leberkrebs und beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Kombiniert wird der Antikörper jeweils mit Durvalumab, das ebenfalls ein Immunonkologikum ist.
Brigitte M. Gensthaler
16.03.2023  10:30 Uhr

Tremelimumab richtet sich gegen das Immun-Checkpoint-Protein CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen-4), das auf der Oberfläche von T-Lymphozyten exprimiert wird. Durch die Bindung an CTLA-4 werden die Aktivierung und Proliferation der T-Zellen und somit letztlich die T-Zell-abhängige Antitumorwirkung verstärkt. Durvalumab (Imfinzi®) ist ein weiterer Checkpoint-Inhibitor, der sich gegen PD-L1 (Programmed Cell Death Ligand-1) richtet. Die Kombination soll synergistisch wirken, die antitumorale Wirkung fördern und die Tumorzellantwort verstärken.

Beide Immunonkologika werden von Astra-Zeneca vermarktet. Tremelimumab wird voraussichtlich im April als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung mit 20 mg/ml auf den Markt kommen. Unter dem Handelsnamen Imjudo® wird der Antikörper in der Indikation hepatozelluläres Karzinom (HCC) eingesetzt; das gleich dosierte Präparat »Tremelimumab Astra-Zeneca« in der Indikation nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC).

Schlechte Prognose

Leberkrebs ist zwar relativ selten, gehört jedoch aufgrund der schlechten Prognose zu den häufigsten Krebstodesursachen. In Deutschland treten jährlich rund 9500 Neuerkrankungen auf, bei gut 8000 Todesfällen, schreibt das Zentrum für Krebsregisterdaten.

»Ein Leberzellkarzinom ist praktisch immer assoziiert mit einer meist fortgeschrittenen Lebererkrankung, klassischerweise einer Leberzirrhose«, erklärte Professor Dr. Jörg Trojan, Leiter des Schwerpunkts Gastrointestinale Onkologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, kürzlich bei einer Pressekonferenz von Astra-Zeneca. In Deutschland führe vor allem die steigende Inzidenz des metabolischen Syndroms mit Fettleber, Fettleberhepatitis und -zirrhose zu einer steten Zunahme des HCC.

Seit 2020 ist die Kombination von Atezolizumab, einem PD-L1-Antikörper, und dem VEGF-Antikörper Bevacizumab Standard in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen HCC. Dafür gebe es aber noch keine Überlebensdaten, berichtete Professor Dr. Arndt Vogel, Leitender Oberarzt an der Gastroenterologischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Bis dahin galten die Multikinase-Hemmer Sorafenib und Lenvatinib als Erstlinienmedikation; die Überlebenszeit betrug etwa ein Jahr.

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