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Besondere Patientengruppe

Muslime in der Apotheke

Nicht nur während des Ramadan haben Muslime besondere Beratungsbedürfnisse in der Apotheke. Ihr Umgang mit Krankheit und die Erwartungen an Arzneimittel sind durch andere kulturelle Einflüsse geprägt. Sprachliche Hürden können eine weitere Herausforderung im Apothekenalltag sein.
Christiane Staiger
18.04.2021  08:00 Uhr

Scham- und Tabugrenzen respektieren

Wenn in der Apotheke Berührungen wie beim Blutdruckmessen oder Anmessen von Stützstrümpfen unumgänglich sind, ist Sensibilität gefragt. Spricht der Patient seine Wünsche nur zögerlich aus, kann es helfen, zum Beispiel die Anwesenheit eines weiteren Familienmitglieds bei der Beratung anzubieten. Die Dienstleistung erfolgt am besten durch gleichgeschlechtliches Apothekenpersonal.

Auch manche Frage zur Erkrankung oder Arzneimitteltherapie kann für einen Patienten peinlich und aufdringlich wirken. Alles was mit körperlichem Kontakt, mit Sexualität, etwa Menstruation oder Stillen, oder mit familiären Themen zu tun hat, gilt als strenger Tabubereich. In Begleitung eines männlichen Familienmitglieds spricht eine Patientin daher möglicherweise nicht offen über ihr Problem.

Komplikationen können auch entstehen, wenn ein Familienmitglied als Dolmetscher fungiert. Kranke zu schonen und ihnen deshalb nicht alle Details ihrer Erkrankung mitzuteilen, ist eine weitere kulturelle Besonderheit. Das Apothekenpersonal sollte diplomatisch reagieren, wenn der Eindruck entsteht, dass nicht alle Gesprächsteile übersetzt werden. Besondere Vorsicht gilt, wenn Kinder übersetzen. Eventuell verstehen sie die arzneimittelbezogenen Informationen gar nicht oder die Ehrfurcht vor der älteren Generation erschwert die Übermittlung von Gesundheitsthemen.

Auch das Verhalten des Personals kann die persönlichen Kulturgrenzen verletzen, zum Beispiel, wenn ein Apotheker oder männlicher PTA eine muslimische Frau in die Beratungsecke zum Gespräch bittet. Mindestens sollte eine weibliche Apothekenangestellte anwesend sein oder noch besser das Gespräch nur unter Frauen stattfinden.

Der Kranke im Mittelpunkt

Nach islamischem Verständnis steht der Kranke nicht im Abseits, sondern im Mittelpunkt der Familie. Dies erklärt den vielfach üblichen, zahlreichen und zeitlich ausgedehnten Besuch am Krankenhausbett oder die Begleitung durch Familienangehörige beim Arzt- und Apothekenbesuch.

Die Vorstellung, dass kranke Menschen besonders schmackhaftes und reichliches Essen brauchen, stellt Krankenhäuser vielfach vor Herausforderungen. Dies gilt auch für die mögliche Missachtung von Diätvorschriften oder Einnahmehinweisen von Arzneimitteln in zeitlichem Abstand zu Mahlzeiten.

Von Arzneimitteln wird oft eine sofortige Wirkung erwartet. Was keinen unmittelbar spürbaren Effekt hat, wird infrage gestellt. Dies kann die Adhärenz reduzieren oder stark schwanken lassen: Fühlt sich der Patient besser, lässt er die Medikation einfach weg; verschlechtern sich die Symptome, wird die empfohlene Dosis nicht selten überschritten.

Zugleich sind die Erwartungen an die Heilberufler viel autoritärer. Nach weit verbreiteter Erwartungshaltung weiß ein guter Arzt sofort, was der Patient hat, verordnet ein (wirkmächtiges) Medikament und entscheidet über die Therapie. Dies gilt auch für den Apotheker. Klare Anweisungen werden erwartet. Wer Alternativen zur Auswahl stellt und die Entscheidung dem Patienten überlässt, gilt schnell als inkompetent und schwach. Im Beratungsgespräch sollte das Apothekenpersonal mögliche Therapiealternativen mit geschickten Fragetechniken so eingrenzen, dass am Ende eine klare Empfehlung steht.

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