Medikamentöse Therapie im Umbruch |
Die ESC hat in der aktuellen Leilinienversion den Algorithmus für die Diagnose einer Herzinsuffizienz modifiziert (1).
Patienten, bei denen der Verdacht auf Herzinsuffizienz besteht, erhalten nach Anamneseerhebung und körperlicher Untersuchung eine Basisuntersuchung, bestehend aus einem Zwölf-Kanal-EKG, einem Routinelabor und einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs. Die weiterführenden Untersuchungen zum Ausschluss oder zur Bestätigung der HF umfassen die Laborbestimmung von NT-pro-BNP (Brain Natriuretic Peptide) und eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) zur Beurteilung der systolischen und diastolischen Herzfunktion sowie relevanter Störungen der Herzklappenfunktion und der Myokardstruktur. Mithilfe der Echokardiografie wird die Herzinsuffizienz bestätigt.
Der Phänotyp der Erkrankung (Tabelle 1, Seite 30) wird anhand der Messung des in der Systole ausgeworfenen Anteils des Blutvolumens im linken Ventrikel (linksventrikuläre Ejektionsfraktion, LVEF) festgelegt. Er ist maßgebend für die Festlegung der Pharmakotherapie.
Kriterien | Herzinsuffizienz-Typ | ||
---|---|---|---|
HFrEF | HFmrEF | HFpEF | |
Klinik | Symptome +/- Untersuchungsbefund1 | Symptome +/- Untersuchungsbefund1 | Symptome +/- Untersuchungsbefund1 |
LVEF (Prozent) | ≤40 | 41 bis 492 | ≥50 |
Herzanomalien | keine | keine | objektive Hinweise auf strukturelle und/oder funktionelle Herzanomalien, die auf eine diastolische LV-Dysfunktion/erhöhte LV-Füllungsdrücke hindeuten, inklusive erhöhter natriuretischer Peptide3 |
Unterschiede in der Pathophysiologie zwischen Herzinsuffizienz mit reduzierter (HFrEF) sowie erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion (HFpEF) sind in der Abbildung 2 (Seite 30) illustriert.
Abbildung 2: Pathophysiologie der chronischen Herzinsuffizienz; mod nach www.merckmanuals.com/home/heart-and-blood-vessel-
disorders/heart-failure/heart-failure-hf; HFrEF: Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion; HFpEF: Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion / Foto: PZ/Pfeifer
Die Klassifikation nach NYHA (New York Heart Association) ist nach wie vor das etablierte klinische Klassifikationssystem für Patienten mit Herzinsuffizienz (Tabelle 2, Seite 31). Die Zuordnung der Stadien orientiert sich ausschließlich an der Leistungsfähigkeit der Patienten. Die Symptome beinhalten unter anderem Atemnot (Dyspnoe), häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie), Zyanose, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, Angina pectoris, kalte Extremitäten und Ödeme.
NYHA-Klasse | Symptome |
---|---|
I (asymptomatisch) | Herzerkrankung ohne körperliche Einschränkung Alltägliche Belastung verursacht keine inadäquate Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris. |
II (leicht) | Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeitkeine Beschwerden in Ruhe und bei geringer Anstrengung Stärkere Belastung, zum Beispiel Bergaufgehen oder Treppensteigen, verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris. |
III (mittelschwer) | Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit keine Beschwerden in Ruhe Geringe körperliche Belastung löst Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris aus. |
IV (schwer) | Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe Bettlägerigkeit |
Abhängig vom Therapieerfolg und der Progression der Erkrankung ist ein mehrfacher Wechsel zwischen den Stadien möglich. Die Orientierung an der Symptomatik hat zur Folge, dass in die NYHA-Klasse I (asymptomatische HF, Tabelle 2) auch die Patienten eingeordnet werden, die unter medikamentöser Therapie wieder symptomfrei werden. Bei einer asymptomatischen linksventrikulären Dysfunktion besteht eine objektivierbare kardiale Dysfunktion ohne begleitende Symptomatik.