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Transparency International

Mangelnde Transparenz bei Covid-19-Impfstoffen

Die internationale Nicht-Regierungsorganisation Transparency International prangert mangelnde Transparenz bei Beschaffungsverträgen und Studienergebnissen der Covid-19-Impfstoffe an. Im Rahmen einer aktuellen Studie fordert sie Staaten, Organisationen und Pharma-Hersteller dazu auf, Informationen rund um die klinische Prüfung, aber auch Vertragsinformationen wie bezahlte Preise für die Vakzinen zu veröffentlichen.
Charlotte Kurz
28.05.2021  12:30 Uhr

Weltweit konzentriert sich die Pharma-Branche gerade auf die Forschung, Entwicklung und Produktion von Covid-19-Impfstoffen. Mehr als 100 Impfstoffkandidaten sind derzeit in der klinischen Erprobung. Und auf dem Markt sind bislang vor allem Vektorimpfstoffe oder mRNA-Impfstoffe angekommen. Allerdings gibt es auch ganz neue Ansätze, wie beispielsweise die Herstellung von Impfstoffen aus Pflanzen. Bis die Impfstoffe zugelassen werden, müssen die Hersteller klinische Studien durchführen und die Ergebnisse an die Zulassungsstellen weiterleiten. Genau diese Studienergebnisse und –Protokolle der Covid-19-Impfstoffe sowie deren Beschaffungsverträge sind aber zum großen Teil der Öffentlichkeit nicht bekannt, kritisiert die Nichtregierungsorganisation Transparency International in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie »For Whose Benefit?«.

Das Global Health Programme von Transparency hatte gemeinsam mit der Universität Toronto die Entwicklung und den Verkauf der weltweit 20 wichtisten Covid-19-Impfstoffe, darunter die hierzulande zugelassenen Vakzine von Astra-Zeneca, Biontech/Pfizer und Janssen (Johnson & Johnson), untersucht. Dafür wertete die NGO 86 klinische Studien der Impfstoffe und 183 Verträge über deren öffentliche Beschaffung bis März 2021 aus.

Dabei wurden jedoch nur 11 der Beschaffungsverträge von Impfstoffen (7 Prozent) über offizielle Kanäle veröffentlicht, schlussfolgert Transparency International. Fast alle der veröffentlichten Verträge weisen zudem erhebliche Schwärzungen wichtiger Vertragsbestandteile auf, die Aufschluss über den Preis pro Dosis oder Lieferpläne der Hersteller geben könnten. Nur ein Vertrag (0,5 Prozent) wurde ohne Schwärzungen veröffentlicht.

Mehr Transparenz bei den Beschaffungsverträgen ist in den Augen der NGO aber aus drei Gründen notwendig: »Weltweit sind enorme Summen staatlicher Mittel in die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen investiert worden. Deshalb hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, die Impfstoff-Beschaffungsverträge ungeschwärzt einzusehen«, argumentiert Rolf Blaga, Leiter der Arbeitsgruppe Medizin und Gesundheit von Transparency Deutschland. Vor allem die Impfstoffhersteller in den USA hätten große Investitionssummen vonseiten des Staates erhalten. Moderna habe beispielsweise 2,48 Milliarden US-Dollar (etwas mehr als 2 Milliarden Euro) von der US-Regierung erhalten, um die Impfstoff-Entwicklung anzukurbeln. Auch Großbritannien habe 914 Millionen Britische Pfund (1,05 Milliarden Euro) über fünf verschiedene Impfstoff-Verträge im Voraus bezahlt, um die Impfstoffhersteller bei der Entwicklung und Produktion zu unterstützen, heißt es in der Studie. Und die Mainzer Firma Biontech hat beispielsweise 300 Millionen Euro vergangenen Sommer von der deutschen Bundesregierung und nochmals 100 Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank erhalten.

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