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Atherosklerose

Lipidsenker zur Kardioprotektion

Die Senkung des LDL-Cholesterols im Blut reduziert das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Obwohl wirksame Arzneistoffe zur Verfügung stehen, erreicht nur ein kleiner Teil der Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko den angestrebten Zielwert. Daher ist mit steigendem Risikoprofil eine Kombitherapie sinnvoll.
Peter Ruth
Astrid Scharfe
03.08.2025  08:00 Uhr

Lipidsenkung in Sekundär- und Primärprävention

Hat der Patient bereits eine kardiovaskuläre Erkrankung oder zusätzlich zur Hypercholesterolämie einen Diabetes mellitus, ist sein kardiovaskuläres Risiko sehr hoch (über 10 Prozent in den nächsten zehn Jahren für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis). Daher ist ein LDL-Zielwert unter 55 mg/dl mit einem direkten Einstieg in die medikamentöse Therapie, die als Sekundärprävention bezeichnet wird, anzustreben. Die erforderlichen Begleitmaßnahmen zeigt die Tabelle 1.

Bei noch nicht vorhandener kardiovaskulärer Erkrankung wird zunächst das individuelle Zehn-Jahres-Risiko für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis unter Anwendung des SCORE-Systems der European Society of Cardiology (ESC) abgeschätzt. Dessen Kriterien beinhalten den systolischen Blutdruck, die Gesamtcholesterol-Plasmakonzentration, Alter, Geschlecht und Raucherstatus. Daraus ergibt sich eine Einteilung in Risikokategorien: Liegt das individuelle Zehn-Jahres-Risiko für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis unter 3 Prozent (niedriges Risiko), ist ein LDL-Zielwert unter 116 mg/dl anzustreben; bei 3 bis 5 Prozent (moderates Risiko) gilt unter 100 mg/dl, bei 5 bis 9 Prozent (hohes Risiko) unter 70 mg/dl und ab 10 Prozent und höher (sehr hohes Risiko) ein LDL unter 55 mg/dl.

Lebensstilmaßnahmen Zielwerte, Erläuterungen
Kohlenhydrate (v.a. Vollkornprodukte) 50 bis 60 Prozent
Proteine 10 bis 20 Prozent
Fette (keine Transfette) maximal 30 Prozent
(gesättigte Fettsäuren <10 Prozent, einfach ungesättigte Fettsäuren 10 Prozent, mehrfach ungesättigte Fettsäuren 10 Prozent)
Ballaststoffe 30 g/Tag
Cholesterol <30 mg/Tag
körperliche Aktivität 3,5 bis 7 h/Woche, also 30 bis 60 min an den meisten Tagen
Body-Mass-Index 20 bis 25 kg/m²
Taillenumfang <94 cm bei Männern, <80 cm bei Frauen
Blutdruckzielwert <140/90 mmHg
Rauchstopp sofort
Tabelle 1: Lebensstilmaßnahmen bei Hyperlipidämie zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse

Lebensstiländerungen, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse/Obst, Fisch und wenig tierisches Fett sowie zusätzlich Alkoholkarenz sind wie bei der Sekundärprävention (Tabelle 1) unabdingbare Begleitmaßnahmen der medikamentösen Therapie, die hier als Primärprävention bezeichnet wird.

Medikamentöse Therapie: Statine

Statine gehören zu den zentralen Säulen in der Therapie der Hypercholesterolämie und Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Sie sind zugelassen zur Behandlung der diätresistenten primären und der familiären Hypercholesterolämie, bei kombinierter Hyperlipidämie sowie zur Primär- und Sekundärprävention atherosklerotischer Komplikationen.

In der Primärprävention kommen sie insbesondere bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko zum Einsatz. In der Sekundärprävention nach kardiovaskulären Ereignissen sind Statine essenzieller Teil der Langzeittherapie – unabhängig vom Ausgangs-LDL. Jede LDL-Senkung um 1 mmol/l (circa 40 mg/dl) reduziert das Risiko schwerwiegender vaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Revaskularisation um 22 Prozent, senkt die KHK-bedingte Mortalität um 20 Prozent und vermindert das Schlaganfallrisiko um 17 Prozent.

Nach oraler Einnahme werden Statine im Dünndarm resorbiert und über die Pfortader zur Leber transportiert. Dort durchströmen sie die Sinusoide: kapillarähnliche Gefäße, die den Stoffaustausch zwischen Blut und Hepatozyten ermöglichen. Ein entscheidender Schritt ist die Aufnahme in die Hepatozyten über den Transporter OATP1B1, der an der sinusoidalen Membran sitzt. Dort wirken sie als Inhibitoren der HMG-CoA-Reduktase (Abbildung 2).

Dadurch blockieren Statine die endogene Cholesterol-Biosynthese in der Leber. Die intrahepatische Cholesterolkonzentration nimmt ab, was zu einer vermehrten Expression von LDL-Rezeptoren an der Oberfläche der Hepatozyten und somit zu einer verstärkten LDL-Aufnahme aus dem Blut führt. Die LDL-Konzentration im Plasma sinkt, zusätzlich kommt es zu moderater HDL-Erhöhung.

Statine sind die am häufigsten eingesetzten Lipidsenker, ihr klinischer Nutzen ist eindrucksvoll belegt. Schon eine moderate LDL-Senkung reduziert signifikant die Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse. Neben der LDL-Reduktion tragen auch pleiotrope Effekte zur Wirkung bei. Bemerkenswert ist der zunehmende Nutzen bei längerer Therapiedauer. Die LDL-Senkung variiert je nach Wirkstoff und Dosis (Tabelle 2).

Wirkstoff Erreichte LDL-Senkung (in Prozent)
Rosuvastatin bis zu 55
Atorvastatin 40 bis 50
Simvastatin 30 bis 40
Ezetimib 15 bis 20
Bempedoinsäure 15 bis 20
Bempedoinsäure in Kombination mit Ezetimib 35
Gallensäurebinder 15 bis 20
PCSK9-Hemmer, zum Beispiel Alirocumab, Evolocumab oder Inclisiran bis zu 60
Tabelle 2: Lipidsenker und ihr Einfluss auf die LDL-Senkung

▶ Statine sind die effektivste Therapie zur LDL-Senkung und unverzichtbarer Bestandteil jeder evidenzbasierten Strategie zur kardiovaskulären Prävention. Ihre Wirkung kann durch Kombination mit anderen Substanzklassen zusätzlich verstärkt werden.

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