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Demenzen

Langsamer Abschied für alle

Ginkgo in der Selbstmedikation?

Ginkgo-Extrakte fördern die zerebrale Durchblutung. Außerdem sollen sich antioxidative und neuroprotektive Effekte günstig auf die Hirnleistung auswirken.

Die Studienlage zur Wirksamkeit bei Demenz ist heterogen. Die S3-Leitlinie Demenzen sieht Hinweise auf eine Wirksamkeit des standardisierten Spezialextrakts EGb761 bei leichter und moderater Alzheimer-Demenz. Eine Behandlung in einer Tagesdosis von 240 mg kann daher erwogen werden. Die Effekte sind als gering einzustufen mit unsicherer klinischer Relevanz.

Zur Behandlung einer Demenz kann der Arzt standardisierte Ginkgo-biloba-Blattextrakte in einer Dosierung von 240 mg täglich zulasten der GKV verordnen. Ginkgo ist in Kapsel-, Tabletten- und Tropfenform erhältlich und sehr gut verträglich (7). Zu beachten ist eine erhöhte Blutungsneigung, besonders als pharmakodynamische Interaktion bei Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen.

Memantin bei (mittel-)schwerer Demenz

Für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Demenz kann der N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA-)Antagonist Memantin verordnet werden. Er greift regulierend in den gestörten Glutamat-Stoffwechsel ein, der für Lernprozesse und Erinnerungsvorgänge wichtig ist. Memantin konkurriert mit Glutamat um die Bindungsstelle am Rezeptor. Erst höhere Konzentrationen an Glutamat verdrängen Memantin und ermöglichen die Reizweiterleitung. Der Arzneistoff wirkt quasi als »Schalldämpfer«.

Memantin wird alleine oder in Kombination mit dem AChE-Hemmer Donepezil (off Label) angewendet. Unter der Behandlung stabilisieren sich die Alltagskompetenz und der klinische Gesamteindruck. Aber auch Memantin kann die Krankheitsprogression nicht aufhalten.

Insgesamt ist Memantin gut verträglich und wird nicht-hepatisch metabolisiert. Bei Niereninsuffizienz sollte die Dosis angepasst werden. Ab einer Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min wird die Dosis halbiert. Seltene Nebenwirkungen sind Halluzinationen, Verwirrtheit, Schwindel, Kopfschmerz, Unruhe und Müdigkeit. Auch Memantin wird langsam mit einer Dosiserhöhung um 5 mg wöchentlich bis zur Maximaldosis von 20 mg/Tag eingeschlichen. Die Einnahme erfolgt unabhängig von den Mahlzeiten einmal täglich zur selben Tageszeit (9).

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