Lästig bis lebensbedrohlich |
Das Apothekenteam sollte Reisende vor Reiseantritt ausführlich über das Thema beraten. In den meisten Fällen ist eine Reisediarrhö selbstlimitierend und die orale Rehydratation reicht aus, um den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel auszugleichen. Bei ausgeprägter Symptomatik, aber ohne Fieber und Blutabgang können der Motilitätshemmer Loperamid oder der Enkephalinase-Inhibitor Racecadotril eingesetzt werden (kurzfristig für maximal zwei Tage). Bei Fieber und Blutabgang sind Motilitätshemmer kontraindiziert.
Unbedingt sollte die Prophylaxe in der Reiseberatung enthalten sein. Es empfiehlt sich, den Kunden alle Informationen über Nahrungsmittelhygiene sowie Handhygiene und -desinfektion schriftlich mitzugeben. Es gibt keine klare Evidenz für Antibiotika; im Gegenteil kann der unreflektierte Antibiotikaeinsatz die Resistenzlage im Reiseland befeuern. Bei Fieber oder Blutbeimengungen im Stuhl, Abgeschlagenheit, Erbrechen und deutlich reduziertem Allgemeinzustand ist oftmals eine empirische antibiotische Therapie angezeigt. Als Mittel der Wahl kommt Azithromycin zum Einsatz. Sinnvoll ist ein Antibiogramm, da sich die Resistenzlage von Erregern aus dem Reiseland stark von der hiesigen unterscheiden kann.
Eine Empfehlung für den prophylaktischen Einsatz von Probiotika und Antibiotika geben die Leitlinienautoren nicht, da die Datenlage keine klaren evidenzbasierten Informationen liefert.
Daniel Finke ist Fachapotheker für Allgemeinpharmazie sowie AMTS-Manager. Von November 2015 bis Juni 2019 war er stellvertretender Filialleiter der Burg-Apotheke in Nienborg bei Münster. Danach wechselte er nach Osnabrück in eine öffentliche Apotheke mit Schwerpunkt Rheumatologie und Onkologie. Finke arbeitet seit 2015 als unabhängiger Referent für zahlreiche Apothekerkammern, Verbände und Pflegeeinrichtungen, wobei im Fokus praxisrelevante Themen, vor allem aus der Selbstmedikation, stehen. Zudem betreut er Pharmazeuten im Praktikum in Arbeitszirkeln der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.