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Clostridioides-difficile-Infektionen

Fidaxomicin statt Metronidazol

Die europäische Leitlinie zur Behandlung von Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) ist aktualisiert worden. Sie empfiehlt nun als Standardtherapie Fidaxomicin bereits beim ersten Auftreten einer CDI und beim ersten Rezidiv. Bislang war Metronidazol Mittel der Wahl.
Brigitte M. Gensthaler
14.01.2022  13:30 Uhr

Dies schreibt die European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) in ihrer aktualisierten Leitlinie zur Behandlung von Infektionen mit Clostridioides (früher Clostridium) difficile bei Erwachsenen. Hier veröffentlicht die Fachgesellschaft auch ein Stufenschema zur Behandlung der zu Rezidiven neigenden Infektion.

Metronidazol ist laut ESCMID nicht mehr Mittel der Wahl, sofern Fidaxomicin oder Vancomycin zur Verfügung stehen. Das makrozyklische Antibiotikum Fidaxomicin wird initial in einer Dosierung von zweimal täglich 200 mg über zehn Tage eingesetzt. Zweite Wahl ist das Glykopeptid-Antibiotikum Vancomycin (viermal täglich 125 mg über zehn Tage).

Beim ersten Rezidiv nach Vancomycin wird Fidaxomicin eingesetzt. War dieses jedoch das Erstmedikament, wird danach zusätzlich zur Standardantibiose der Antikörper Bezlotozumab gegeben. Diese Kombination oder fäkaler Stuhltransfer (FMT) werden ebenfalls ab dem zweiten Rezidiv empfohlen. Sind diese bevorzugten Optionen nicht verfügbar, empfiehlt die europäische Fachgesellschaft Metronidazol (dreimal täglich 500 mg über zehn Tage) oder Vancomycin.

Infektionen mit den grampositiven sporenbildenden Bakterien werden häufig im Krankenhaus erworben, kommen aber auch ambulant vor. Die Symptome einer CDI reichen von einer leichten Diarrhö über eine Kolitis bis hin zur pseudomembranösen Kolitis mit toxischem Megakolon und Darmperforation. 20 bis 30 Prozent der Patienten erleiden Rezidive nach Abklingen einer ersten Episode; diese erhöhen das Risiko für Komplikationen oder Tod deutlich. Die aktualisierte europäische Leitlinie zielt daher – neben der nachhaltigen Beendigung der CDI – auf die Senkung des Rezidiv-Risikos ab.

Ein rationaler Einsatz von Antibiotika ist eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung und Eindämmung von CDI. Apotheker können in Antibiotic-Stewardship-Maßnahmen daran entscheidend mitwirken.  

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