Antibiotic Stewardship beugt Durchfall vor |
Brigitte M. Gensthaler |
16.03.2021 15:24 Uhr |
Bei Patienten mit Antibiotika-assoziierten Durchfällen ist weniger manchmal mehr. Als Basismaßnahme gilt das Absetzen aller nicht unbedingt erforderlichen Antibiotika sowie die Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution. / Foto: Getty Images/Siqui Sanchez
Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) gehören zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Die Symptome reichen von einer leichten Diarrhö über eine Colitis bis hin zur pseudomembranösen Colitis mit toxischem Megakolon und Darmperforation. CDI kommen auch ambulant vor und verschlechtern die Prognose der Patienten. Gefährdet sind vor allem Senioren mit vorausgegangener Antibiose und reduziertem Allgemeinzustand.
»Die Inzidenz an CDI korreliert mit dem Antibiotika-Einsatz in einer Einrichtung«, sagte Professor Dr. Thomas Weinke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam, beim Online-Fortbildungskongress der Bayerischen Landesapothekerkammer. Schwere Verläufe sind meldepflichtig. Als Risikofaktoren nannte der Infektiologe höheres Alter, Antibiotika- und Protonenpumpeninhibitor-Gebrauch, Immunsuppression und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Die Rückfallgefahr ist hoch. Bis zu 25 Prozent der Patienten sind betroffen; die Zahl steigt auf bis zu 50 Prozent, wenn der Patient bereits einmal ein CDI-Rezidiv hatte.
Zur Vermeidung sei Antibiotic Stewardship ganz entscheidend, betonte Weinke. Darunter versteht man das nachhaltige Bemühen von Ärzten, Apothekerinnen und medizinischen Institutionen um eine rationale Verordnungspraxis von Antiinfektiva. »Hier hat der Apotheker eine essenzielle Rolle, den Antibiotika-Einsatz zu optimieren und damit auch die CDI zu reduzieren.« Als Basistherapie gilt das Absetzen nicht essenzieller Antibiotika, die Flüssigkeits- und Elektrolytgabe, Vermeidung von Motilitätshemmern, Hinterfragen und eventuell Absetzen von PPI und eine adäquate Hygiene.
Standardmedikation ist Metronidazol bei leichter CDI und Patienten unter 65 Jahren. Vancomycin wird bei moderaten bis schweren Verläufen und bei Rückfällen eingesetzt, Fidaxomicin im Rezidiv und bei schwerem Verlauf. Fidaxomicin wird nach oraler Gabe kaum resorbiert, hat einen nur geringen negativen Einfluss auf die intestinale Mikrobiota, wirkt bakterizid auf Clostridioides difficile und hemmt deren Sporen- und Toxinbildung.
Seit 2018 ist der monoklonale Antikörper Bezlotoxumab zugelassen zur Prävention wiederholt auftretender CDI bei Erwachsenen mit hohem Rezidivrisiko. Er verringere die Rezidivrate signifikant, werde aufgrund der hohen Kosten aber sehr selten eingesetzt, berichtete Weinke.
Eine Option in Studien ist die Stuhltransplantation (fäkaler Mikrobiom-Transfer, FMT). Die Diversität der Mikrobiota vom Spender ist laut Weinke der Indikator für die FMT-Erfolgsrate. In Coronazeiten sei ein FMT aber nicht generell angebracht, da SARS-CoV-2 auch über den Stuhl übertragen werden kann. Impfstoffe gegen CDI seien in der klinischen Prüfung.