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Impfen gegen Delta

Kürzere Intervalle und Auffrischung?

Obwohl die Corona-Fallzahlen in Deutschland gerade extrem niedrig sind, ist angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante absehbar, dass sie wieder steigen werden. Welche Konsequenzen das für die Impfkampagne haben könnte, wird derzeit diskutiert.
dpa
PZ
25.06.2021  12:15 Uhr
Kürzere Intervalle und Auffrischung?

Der Anteil der Delta-Variante (B.1.617.2) des Coronavirus an den Covid-19-Fallzahlen ist in Deutschland auf mittlerweile 15 Prozent zuletzt stark gestiegen. Das Ganze spielt sich momentan zwar auf einem sehr niedrigen Niveau ab – das Robert-Koch-Institut meldet heute eine Sieben-Tage-Inzidenz von 6,2 pro 100.000 Einwohner –, doch wird allgemein mit einem Ansteigen der Inzidenz gerechnet, spätestens sobald im Herbst der saisonale Effekt vorüber ist. Denn die Delta-Variante gilt als ansteckender als die bisher dominierende Alpha-Variante (B.1.1.7). Für den Schutz durch Impfung vor Delta-bedingtem Covid-19 ist bisherigen Daten zufolge vor allem die Zweitimpfung wichtig. Manche fragen sich deshalb: Sollte man Erstgeimpften die zweite Dosis früher als bisher empfohlen verabreichen?

Die Frage sei nicht trivial, teilte Professor Dr. Thomas Mertens, Leiter der Ständigen Impfkommission (STIKO), der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Es gebe verschiedene Pro- und Kontraargumente, erklärte der Ulmer Virologe. »Wir versuchen derzeit, die notwendige Evidenz zu schaffen.«

Die STIKO empfiehlt bislang längere Zeitabstände zwischen den zwei Impfungen, als es gemäß Zulassung der jeweiligen Impfstoffe möglich wäre. Das hat Gründe: Beim Impfstoff Vaxzevria® Astra-Zeneca etwa steigt die Wirksamkeit bei längerem Abstand. Zudem sprach die Impfstoffknappheit dafür, zunächst möglichst viele Menschen mit der Erstimpfung zu versorgen.

Bei Vaxzevria lautet der bisherige Rat des Expertengremiums, zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis verstreichen zu lassen. Für die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna beträgt der empfohlene Abstand sechs Wochen. Laut Zulassung wären schnellere Impfserien möglich: zwei Biontech-Spritzen im Abstand von drei Wochen, bei Moderna und Astra-Zeneca im Abstand von vier Wochen. Beim Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca gilt mittlerweile nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums, dass es Impfwilligen freisteht, den Abstand individuell mit Impfärztinnen und -ärzten im Rahmen des zugelassenen Zeitraums (vier bis zwölf Wochen) zu vereinbaren. Viele Experten hatten diesen Beschluss kritisiert.

Bei den mRNA-Impfstoffen steht dagegen nicht eine Erhöhung der Wirksamkeit, sondern die Verfügbarkeit im Vordergrund. »Die maximale Spreizung der Impfintervalle bei Biontech hat ja lediglich im Mangel der Impfstoffe ihre Begründung«, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, am Mittwoch. Daher ergebe es insbesondere bei der Biontech/Pfizer-Vakzine Sinn, die aktuellen Impfintervalle zu verkürzen, um möglichst schnell eine vollständige Impfwirkung zu erreichen.

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