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Wurzeldrogen

Klassiker und Exoten

Einige Wurzel- und Rhizom-Drogen wie Baldrian oder Ingwer sind pharmazeutische Klassiker und als solche gut untersucht. Doch immer wieder werden auch Exoten beworben – etwa Maca als Potenzmittel oder Yacón als Superfood. Wie steht es hier um die Evidenz?
Robert Fürst
Ilse Zündorf
20.08.2023  08:00 Uhr

Cimicifuga in den Wechseljahren

Actaea racemosa L. (Ranunculaceae), auch bekannt unter dem Synonym Cimicifuga racemosa (L.) Nutt. oder dem deutschen Namen Traubensilberkerze, ist vor allem im Osten der USA und Kanadas beheimatet. Die medizinische Verwendung dieser Staude geht auf die indigene Bevölkerung Nordamerikas zurück. Das EuAB definiert die Droge als Rhizom und Wurzel, ganz oder zerkleinert und getrocknet. Die hervorstechende Inhaltsstoffklasse sind Triterpenglykoside, es kommen aber auch Phenylpropanoide und stickstoffhaltige Verbindungen vor. Der Hauptbestandteil der Triterpenglykoside ist das recht komplexe Molekül 23-epi-26-Desoxyactein.

Seit vielen Jahren wird an der Frage geforscht, ob die Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze die Estrogenrezeptoren (ER) α/β aktivieren, inhibieren oder modulieren – oder gar nicht mit ihnen interagieren, worauf neuere Befunde hindeuten. Eine abschließende Antwort auf die »Estrogen-Frage« gibt es bislang aber nicht. Daher sind in der HMPC-Monographie weiterhin Vorsichtsmaßnahmen beispielsweise bei der Anwendung von Cimicifuga-Extrakten im Zusammenhang mit estrogenabhängigen Tumoren aufgeführt. Neben einem möglichen Einfluss auf das Estrogen-System werden auch dopaminerge (D2-Agonismus) und serotonerge Wirkungen (Aktivierung von 5-HT1A, 5-HT1D und 5-HT7) diskutiert.

Deutlich klarer als um den Wirkmechanismus steht es um die klinische Evidenz: In etwa 20 klinischen Studien an insgesamt mehr als 6000 Patientinnen konnte für bestimmte Cimicifuga-Extrakte nachgewiesen werden, dass sie zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen geeignet sind. Drei Trockenextrakten hat der HMPC den WEU-Status zuerkannt: zwei recht ähnlichen Extrakten mit

  • einem DEV von 5–10:1 und 58-prozentigem Ethanol aus Auszugsmittel oder
  • einem DEV von 4,5–8,5:1 und 60-prozentigem Ethanol als Auszugsmittel sowie
  • einem Extrakt mit einem DEV von 6–11:1 und 40-prozentigem Isopropanol als Auszugsmittel.

Die Tagesdosen unterscheiden sich kaum: Beim ersten Extrakt sind 5,6 mg, verteilt auf zwei Einzelgaben à 2,8 mg, indiziert, beim zweiten sind es 6,5 mg als Einmalgabe und beim dritten 5mg entweder als Einmalgabe oder aufgeteilt auf zweimal täglich 2,5 mg.

Für die Beratung ist zu beachten, dass diese Extrakte längerfristig, das heißt über sechs Monate hinaus, nur nach ärztlicher Beratung eingenommen werden sollen. Auch für die Kombination mit einem Estrogen-Präparat sowie bei Frauen, die gegen Brustkrebs behandelt wurden oder werden, ist – aufgrund der unbeantworteten »Estrogen-Frage« – eine ärztliche Konsultation vorgesehen.

Zudem wird bei Lebererkrankungen zur Vorsicht geraten: Bei der Therapie soll in besonderem Maß auf Anzeichen einer Leberschädigung wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gelbfärbung von Haut und Augen oder starke Oberbauchschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen oder dunklem Urin geachtet werden. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn die Häufigkeit lebertoxischer Nebenwirkungen ist nicht bekannt. Auch wie häufig andere Nebenwirkungen wie allergische Hautreaktionen und gastrointestinale Beschwerden auftreten, ist unklar.

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