Klassiker und Exoten |
Neben den altbekannten, klassischen Wurzeldrogen gibt es immer wieder »Newcomer«, die »gehypt« werden und dann entsprechenden Absatz finden – oft über Online-Vertriebskanäle und als Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Eine recht gute untersuchte »Mode-Droge« ist Rosenwurz-Wurzelstock, etwas exotischer sind etwa die Maca- und die Yacón-Wurzel.
Die männlichen Exemplare der Rosenwurz blühen gelb bis orange. / Foto: Adobe Stock/Zbignev
Der Rosenwurz-Wurzelstock, Rhodiolae roseae rhizoma et radix, ist weder im DAB noch im EuAB monographiert, allerdings hat der HMPC der Droge bereits im Jahr 2012 eine TU-Bewertung zugesprochen. Die Stammpflanze ist Rhodiola rosea L., auch Sedum roseum (L.) Scop. genannt, aus der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) und gehört zu den sogenannten sukkulenten Gewächsen, die besonders gut Wasser speichern und dadurch trockene Standorte gut bewältigen können. Meist sind die Pflanzen diözisch, wobei die männlichen Exemplare gelb bis orange blühen, während die weiblichen Pflanzen violette bis schwarze Blüten tragen. Nur selten treten zwittrige Blüten auf. Der deutsche Artname kommt vom rosenähnlichen Geruch, den die angeschnittenen unterirdischen Pflanzenteile verströmen.
Einzig einem Extrakt (DEV 1,5–5:1, 67 bis 70 Prozent V/V Ethanol) hat der HMPC den TU-Status in einer täglichen Dosierung von 144 bis 400 mg zur Linderung von Stresssymptomen wie Erschöpfung und Kraftlosigkeit ab 18 Jahren zugeschrieben. Die präklinischen Tests mit dem Extrakt oder mit isolierten Substanzen lassen eine entsprechende Wirksamkeit plausibel erscheinen, die bisher durchgeführten klinischen Studien waren jedoch zu wenig umfangreich und aussagekräftig, sodass kein WEU-Status vergeben werden konnte.
Als relevante Inhaltsstoffe der Droge werden die Phenylethanoide Tyrosol und Salidrosid sowie die Phenylpropanoide Rosin, Rosarin und Rosavin gehandelt. Beworben werden Präparate mit Rosenwurz-Wurzelstock häufig damit, dass sie als »Adaptogen« wirken und als solches den Menschen bei der Stressbewältigung unterstützen sowie das »innere Gleichgewicht« wiederherstellen. Häufig handelt es sich bei diesen Präparaten um NEM, vor denen im Januar 2023 die Verbraucherzentrale warnte: Die in NEM enthaltenen Extrakte seien nicht standardisiert und unterschieden sich erheblich. Obwohl in der Rosenwurzwurzel ein Cyanoglykosid gefunden wurde, aus dem Blausäure entstehen kann, kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2013 zu dem Ergebnis, dass sich aus den vorliegenden Humanstudien kein Gefährdungspotenzial ableiten lasse. Gleichzeitig ließen die Studien aber auch nicht den Schluss zu, dass die langfristige Einnahme keine unerwünschten Wirkungen hätte.