Klassiker und Exoten |
Die Maca-Pflanze, auch peruanischer Ginseng genannt, hat den botanischen Namen Lepidium meyenii Walp. und gehört zur Familie der Brassicaceae. Heimisch ist die zweijährige, krautige Pflanze in Höhenlagen der peruanischen Anden. Dort ist sie seit mindestens 2000 Jahren in Verwendung, sowohl als Lebensmittel als auch für medizinische Zwecke. Die Maca-Wurzel ist botanisch betrachtet gar keine Wurzel, sondern eine Metamorphose der Sprossachse, genauer gesagt eine Hypokotylknolle: So wird der verdickte unterste Abschnitt der Sprossachse zwischen Wurzelhals und Keimblättern genannt – ein bekanntes Beispiel für Hypokotylknollen sind Radieschen.
Phytochemisch heben sich, wie bei vielen Brassicaceae, die Glucosinolate (Senfölglykoside) als Scharfstoffe hervor. Zudem wurden Alkaloide beschrieben. Die Knolle wird als »Superfood« angepriesen und soll die körperliche Leistungsfähigkeit und psychische Belastbarkeit erhöhen. Zudem soll sie sexuelle Funktionsstörungen verbessern und die sexuelle Funktion steigern: Maca wird als natürliches Aphrodisiakum und Potenzmittel beworben.
Knapp 300 Publikationen sind in der Datenbank PubMed zu Lepidium meyenii zu finden. Darunter befinden sich immerhin elf randomisierte, kontrollierte klinische Studien, wobei sich die meisten mit sexuellen oder Fertilitätsstörungen beschäftigen. Auch hier zeigen sich altbekannte Probleme: Die verwendeten Zubereitungen sind sehr unterschiedlich und meist nicht genauer charakterisiert, geschweige denn standardisiert. Zudem sind die Dosierung und Studiendauer recht unterschiedlich, die Zahl an Probanden ist gering, die Endpunkte schwammig – so sind Heterogenität und unklare, mal negative und mal positive Ergebnisse vorprogrammiert. Es sind also bestenfalls Pilotstudien, die interessante Hinweise liefern, um weiterzuforschen.
Bereits im Jahr 2007 hat sich übrigens das BfR auch mit Maca beschäftigt. Aufgrund der Hinweise, dass Maca hormonelle Wirkungen und/oder Wirkungen auf die Geschlechtsorgane haben könnte, rät das BfR zur Vorsicht, merkt aber auch an, dass konkrete Belege für unerwünschte Wirkungen beim Menschen bisher nicht vorlägen. Fazit: »Gesundheitlich unbedenkliche Zufuhrmengen bei der Verwendung von Maca« in NEM ließen sich nicht ableiten. Hinweise auf klinische Effekte gibt es, sie sind aber noch weit davon entfernt, solide erforscht zu sein.
Foto: Adobe Stock/Gabriela Bertolini
Eine Wurzeldroge ist als solche nicht unbedingt nachhaltig zu gewinnen: Üblicherweise müssen Pflanzen circa fünf Jahre wachsen, bevor Wurzel und oder Rhizom ausreichend groß sind, um geerntet zu werden. Die Ernte einer Radix-Droge bedeutet – im Gegensatz zur Folium- oder Flos-Droge – häufig den Tod der Pflanze oder zumindest eine längere (mehrjährige) Regenerationszeit. Wird die Pflanze großflächig angebaut, ist somit Ackerland zunächst über Jahre nicht mehr zum Beispiel für den Anbau von Nahrungsmitteln nutzbar. Wird die Wurzeldroge über Wildsammlung gewonnen, kann dies einen Bestand schnell erheblich reduzieren. Beide Wege der Drogengewinnung – also Wildsammlung oder kontrollierter Anbau – nutzen Hersteller zur Bewerbung ihrer Produkte. Für die Einwohner mancher Länder ist es eine gute Erwerbsquelle, Arzneidrogen wild zu sammeln oder anzubauen– Stichwort »soziale Gerechtigkeit«. Fragwürdig ist jedoch, wenn dann wiederum etwa Ackerland nicht mehr für den Lebensmittelanbau, sondern für gewinnbringendere Lifestyle-Pflanzen genutzt wird. Zudem stellt sich die Frage, warum manche Arzneidrogen aus entfernten Weltteilen zu uns gebracht werden sollten. So kommt etwa Inulin nicht nur in der Yacón-Wurzel vor, sondern beispielsweise auch in der Gemeinen Wegwarte (Zichorie). Sicherlich ist von Fall zu Fall zu entscheiden, welche Droge besser aus welcher Gegend kommen und wie genutzt werden sollte. Gerade Fachleute sollten einen kritischen Blick auf die verschiedenen Mode-Drogen haben.