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Desinfektionsmittel

Keine Abfüllung in Metallkanister

Seit Beginn der Corona-Pandemie stellen viele Apotheken Isopropanol-haltige Desinfektionsmittel selbst her. Bei großen Volumina sollte bei der Abfüllung auf die Eignung des verwendeten Kanisters geachtet werden.
Mona Abdel Tawab
Jürgen Meins
Andrea Roth
Iska Wagner
11.02.2021  07:00 Uhr

Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) erhält vermehrt Proben von Desinfektionsmitteln, die sich nach Abfüllung in Kanister orange verfärbt haben (Abbildung 1). Es handelt sich um in Apotheken selbst hergestellte 2-Propanol-haltige Desinfektionsmittel wie Isopropanol 70 Prozent oder Desinfektionsmittel nach der Rezeptur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die zusätzlich Wasserstoffperoxid und Glycerol enthalten.

Bei den im ZL untersuchten Proben konnten durch einen nasschemischen Nachweis Eisen(III)-Ionen nachgewiesen werden. Dazu wurde ein Teil des Niederschlags isoliert und gewaschen, der mit Salzsäure eine klare gelbe Lösung ergab. Mithilfe von Ammoniumthiocyanat-Lösung entstand eine Rotfärbung und mit Kaliumhexacyanoferrat(II)-Lösung ein blauer Niederschlag (Abbildung 2). Ebenso deutete die zusätzlich durchgeführte IR-spektrometrische Untersuchung auf das Vorhandensein einer Eisenhydroxidoxid-Verbindung hin. Basierend auf diesen Tests ist davon auszugehen, dass es sich bei dem farbigen Niederschlag um Rost handelt, womit die visuelle Vermutung einer Rostung des Kanisters sich auch analytisch bestätigt hat.

Der zur Herstellung verwendete reine Isopropylalkohol wird üblicherweise in Metallkanistern aus Weißblech geliefert. Aufgrund der Einstufung des Isopropylalkohols als entzündliche Flüssigkeit der Klasse 3 sind Kanister aus Metall durch die ableitenden Eigenschaften geeignete Behälter für den reinen Alkohol. Unter Weißblech versteht man ein Stahlblech, das mit einer dünnen Zinnschicht beschichtet ist. Wenn nun aber die hergestellten Desinfektionsmittel wieder in das Originalgefäß gefüllt werden, greift die wässrige Lösung die Innenbeschichtung an und der darunterliegende Stahl, eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung, korrodiert. Der Kanister rostet also von innen (Abbildung 3) und im Desinfektionsmittel sind die Rostpartikel deutlich sichtbar. Im Falle der Lösungen nach der WHO-Rezeptur wird diese Reaktion durch das enthaltene reaktive Wasserstoffperoxid noch beschleunigt. Eine punktuelle Beschädigung der Innenbeschichtung kann ausgeschlossen werden, da die Korrosion über die gesamte abgefüllte Fläche aufgetreten ist.

Für die Abfüllung der in der Apotheke hergestellten Desinfektionsmittel sollten gemäß den Empfehlungen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zur Herstellung von Desinfektionsmitteln grundsätzlich nur Flaschen aus Glas oder Polyethylen verwendet werden, die über eine Schraubmontur mit Spritzeinsatz verfügen. Ist ein größeres Gebinde von mehr als einem Liter nötig, können Kunststoffkanister von einem Volumen bis zu 5 Liter verwendet werden. Bei Kanistern von mehr als 5 Litern empfiehlt die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege nur Kunststoffkanister für entzündliche Flüssigkeiten zu verwenden, die eine ausreichende elektrostatische Leitfähigkeit besitzen und vom Hersteller entsprechend gekennzeichnet sind.

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