Ist das vom Tier? |
Kirsten Anschütz |
30.04.2023 08:00 Uhr |
Bienenwachs und -honig werden von der Honigbiene (Apis mellifica) hergestellt und aus den Bienenstöcken gewonnen, gereinigt und dann weiterverarbeitet. Neben der Verwendung als Überzugs- und Trennmittel bei Weichgummis kommt das Wachs in der Rezeptur in topischen Zubereitungen wie Unguentum leniens oder in Kosmetikprodukten wie Lippenstiften zum Einsatz. Honig wird als Süßungsmittel zum Beispiel in Hustensäften oder zur Wundheilung eingesetzt. Für vegan lebende Menschen sind solche Zubereitungen nicht geeignet.
Der rote Farbstoff Karmin wird aus weiblichen Cochenille-Schildläusen gewonnen. Für 500 Gramm braucht es 70.000 Läuse. / Foto: Getty Images/Helge Masch
Sowohl echtes Karmin (E120) als auch Schellack (E904) wird aus Läusen gewonnen und ist somit tierischen Ursprungs. Der rote Farbstoff Karmin hat seinen Ursprung in weiblichen Cochenille-Schildläusen (Dactylopius coccus), die man von Kakteen aberntet, trocknet und dann den Farbstoff extrahiert. Für 500 Gramm Karmin werden circa 70.000 Läuse benötigt (7). Man findet den Farbstoff zum Beispiel in Tablettenüberzügen oder dekorativer Kosmetik.
Auch Schellack wird aus einer Läuseart gewonnen, nämlich aus der Lack-Schildlaus (Kerria lacca). Die im Ursprung harzartige Substanz wird von weiblichen Läusen als Schutz für ihre Brut ausgeschieden. Man gewinnt sie durch das Schneiden der entsprechenden Bäume und ein aufwendiges Extraktionsverfahren. Neben der früher bekannten Anwendung in der Plattenindustrie (»Schellackplatten«) findet sich die harzartige Substanz heute vor allem in Überzügen von magensaftresistenten Tabletten und als Trennmittel.
Xanthan ist ein klassisches Beispiel für einen Stoff, der rein pflanzlich ist, für dessen Herstellung aber Hilfsmittel tierischen Ursprungs verwendet werden (8). Xanthan findet sich als Verdickungsmittel vor allem in Lutschtabletten oder Säften, teilweise unter der Bezeichnung »E415«. Es ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid, das zwar mithilfe von Bakterien aus zuckerhaltigen Substraten gewonnen wird, aber die bei der weiteren Aufarbeitung notwendigen Enzyme kommen oft aus Albumin aus Hühnereiweiß, sind also tierischen Ursprungs.
Ein Hilfsstoff, der hin und wieder zu Rückfragen in der Apotheke führt, ist Magnesiumstearat, das Magnesiumsalz der Stearinsäure, einer Speisefettsäure. Die Herstellung erfolgt durch Spaltung von Glyceriden aus Fetten und Ölen, die man entweder aus Rindertalg, Schweineschmalz oder Milchfett gewinnen kann, oder aus pflanzlichen Quellen wie Raps-, Soja- oder Maiskeimöl, was heute weitaus üblicher ist. Inzwischen listet die ABDA-Datenbank explizit den Hilfsstoff mit der Bezeichnung »Magnesiumstearat pflanzlich«, sodass man im Einzelfall die Information direkt in der Apothekensoftware finden kann.