Ist das vom Tier? |
Kirsten Anschütz |
30.04.2023 08:00 Uhr |
Eine umfangreiche Präparategruppe in der Apotheke bilden die verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Unter diesen finden sich einige Arzneistoffe tierischen Ursprungs.
Ob ein Arzneimittel Bestandteile tierischen Ursprungs enthält, ist häufig nicht offensichtlich. / Foto: Getty Images/Westend61
In Deutschland sind mehr als 300 Biopharmazeutika zugelassen, die gentechnisch hergestellt werden. Ihr Einsatz umfasst zahlreiche Indikationen wie Diabetes (Insuline), Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis, Psoriasis oder Krebserkrankungen (Immunmodulatoren und monoklonale Antikörper) sowie Schutzimpfungen, etwa gegen Gebärmutterhalskrebs oder Hepatitis B. Die meisten dieser Moleküle werden mit (Säuge-)Tierzellen produziert und sind somit nicht vegan, es finden aber auch Zelllinien von Bakterien oder Hefezellen Anwendung. Eine aktuelle Liste der in Deutschland zugelassenen gentechnischen Arzneimittel inklusive ihrer Produktionszellen stellt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) unter www.vfa.de/gentech zur Verfügung.
Heparin wird bis heute aus der Darmschleimhaut von Schweinen gewonnen. Somit sind weder die klassischen Thrombosespritzen noch die nicht verschreibungspflichtigen Heparinsalben und -gele zur topischen Behandlung von Hämatomen vegetarisch oder vegan. Die früher übliche Gewinnung aus Rinderlungen ist seit der BSE-Krise obsolet. Im Bereich der Injektion gibt es mit Fondaparinux (1) inzwischen eine vollsynthetisch hergestellte Alternative zu Heparin, allerdings ist der Einsatzbereich nicht identisch.
Sexualhormone wie Estrogene oder Progesteron wurden früher oft aus tierischen Quellen gewonnen. Eine bis heute zum Teil verwendete Quelle für konjugierte Estrogene ist der Harn trächtiger Stuten, die im Ausland oft unter fragwürdigen Bedingungen gehalten werden. In Deutschland ist kein entsprechendes Präparat mehr im Handel. Die Gewinnung der heute verwendeten Sexualhormone, vor allem zur Empfängnisverhütung oder zur Therapie von Wechseljahrsbeschwerden, erfolgt entweder total- oder partialsynthetisch aus pflanzlichen Steroiden und sind somit nicht mehr tierischen Ursprungs.