Ist das vom Tier? |
Kirsten Anschütz |
30.04.2023 08:00 Uhr |
Ein Arzneistoff, bei dem man im ersten Moment nicht an einen tierischen Ursprung denkt, ist das Tannin und daraus abgeleitet das Tannalbuminat, das sich in einigen OTC-Präparaten gegen akuten Durchfall findet (zum Beispiel Tannacomp®, Tannalbin®).
Tannin wird aus dem Gallapfel gewonnen. Dieser klingt rein pflanzlich, ist es aber nicht. / Foto: Adobe Stock/E.O.
Tannin wird aus sogenannten Galläpfeln gewonnen. Doch handelt es sich hier nicht um eigentliche Äpfel, sondern um eine Wucherung der Galleiche, Quercus infectoria: Die Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) legt mithilfe eines Legestachels ein Ei in die Blattader eines Eichenblattes. Der Baum versucht, sich vor dem Eindringling zu schützen und sondert Gerbstoffe wie Tannin ab, die dann eine Wucherung bilden – den sogenannten Gallapfel. In seinem Inneren befindet sich die Larve, aus der normalerweise im Herbst das Insekt schlüpft. Inzwischen werden auch Galläpfel verwendet, die auf anderen Wirtspflanzen und durch andere Insekten (4) entstehen. Zur Herstellung von Tannalbuminat wird Hühnereiweiß zusammen mit dem Tannin unter Hitze gefällt; somit ist Tannalbuminat quasi zweifach nicht vegan. Verwechslungsgefahr: Der Wirkstoff des ähnlich klingenden Tannolact® ist Tamol, ein rein synthetisch hergestellter Gerbstoff.
Die im Fischöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sollen einen Einfluss auf die Blutfettwerte haben, Entzündungen hemmen und Atherosklerose entgegenwirken, weshalb sie oft in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind. Wie der Name schon sagt, erfolgt ihre Gewinnung aus geschlachtetem fettreichen Seefisch und ist damit weder vegetarisch noch vegan. Doch es geht auch anders: Eine Alternative stellen Omega-3-Fettsäuren aus Mikroalgen dar, die man in Aquakulturen in dafür geeigneten Gegenden in großer Menge herstellen kann (5).
Hyaluronsäure, ein Polysaccharid, das in der Apotheke vor allem in befeuchtenden Augentropfen, in Präparaten gegen Gelenkverschleiß oder in Kosmetika vorkommt, wurde ursprünglich in größerem Umfang aus Hahnenkämmen gewonnen. Der Nachteil dabei war eine Verunreinigung mit Geflügeleiweiß, das trotz Reinigung in Spuren im Endprodukt verblieb. Daher wurde in den 90er-Jahren ein Verfahren entwickelt, bei dem mittels biotechnologischer Herstellung über Fermentation eine deutlich reinere Hyaluronsäure gewonnen werden kann, sodass sie heute nicht mehr tierischen Ursprungs ist.