Deutscher Apothekertag 2003
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Grundsatzrede
Vom Deutschen Apothekertag und der Expopharm berichten Conny Becker,
Thomas Bellartz, Christiane Berg, Christina Hohmann, Hanna
Kleine-Weischede, Brigitte M. Gensthaler, Kerstin A. Gräfe, Hartmut Morck,
Gerd Moser, Daniel Rücker, Ulrike Wagner und Elke Hinkelbein (Fotos).
Nicht wenige hatten befürchtet, der Deutsche Apothekertag in Köln werde
zum Schauplatz für die Selbstzerfleischung eines Berufsstandes. Sie wurden
eines Besseren belehrt, manche vielleicht auch ein wenig enttäuscht. Die
Delegierten beschäftigten sich mit der Zukunft, nicht mit sich selbst.
Kritiker aus dem Cyberspace vereinten sich mit denen aus Kammern und
Verbänden zum gemeinsamen Schweigen.
„Von diesem Apothekertag ging ein Signal des Aufbruchs aus“,
bilanzierte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese am Ende der
Hauptversammlung. Auf dem Deutschen Apothekertag in Köln wurde deutlich:
Der Berufsstand ist gut aufgestellt. Mit dem Internetportal Aponet, dem
Hausapothekenmodell und weiteren Angeboten für pharmazeutische
Dienstleistungen machen sie den Menschen ein attraktives Angebot für eine
hochwertige Arzneimittelversorgung.
Obwohl die Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes und die
Sorgen vor dem GKV-Modernisierungsgesetz zu spüren waren, blieb für
Larmoyanz und Destruktion wenig Raum. Die sachliche Diskussion über
Chancen und Risiken der kommenden Jahre standen im Mittelpunkt des
Deutschen Apothekertages. Die befürchteten destruktiven Proteste blieben
aus.
Mit der Fortentwicklung des Aponet und dem Hausapothekenmodell haben
die Apotheker bereits wichtige Modelle für die Zukunft auf den Weg
gebracht, stellte Friese in seinem Bericht zur aktuellen Lage fest. Für
die ab sofort im Aponet verankerte Möglichkeit, sich Arzneimittel bis ans
Krankenbett liefern zu lassen erhielt die ABDA sogar ein seltenes Lob. Die
parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk bezeichnete das
Angebot der Apotheker als eine richtige Antwort auf die Liberalisierung
des Arzneimittelmarktes.
Die Grußworte der Opposition machten deutlich, dass sie sich weiterhin
für die freiberufliche Apotheke einsetzen wollen. CDU-Gesundheitspolitiker
Andreas Storm stellte heraus, die Union habe Versandhandel und
eingeschränktem Mehrbesitz nur deshalb zugestimmt, weil ansonsten die
Regierung diese Punkte ohne Zustimmung des Bundesrates hätte verabschieden
können. Die Konsequenzen hätten die Apotheker weitaus härter getroffen.
Positive Signale gingen auch von der parallel zum Apothekertag
stattfindenden Expopharm aus. Mehr als 25.000 Besucher machten deutlich,
dass die Aufbruchsstimmung der Delegierten auch die Befindlichkeit der
Basis wiedergibt. Während der Eröffnungsveranstaltung der Messe hatte der
Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann Stefan Keller,
bereits unmissverständlich klar gemacht: „All das Klagen bringt nichts.“
Die Besucher hielten sich daran. Die meisten Aussteller zogen eine überaus
positive Bilanz. Sie waren mit geringen Erwartungen gekommen, doch schnell
musste die Depression der Euphorie weichen.
Weitere Berichte:
- Ministerium steht zu Entwurf
l Keine
beneidenswerte Aufgabe. Die parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), Marion
Caspers-Merk, sah sich bei ihrer Ansprache anlässlich der Eröffnung des
Deutschen Apothekertages vielen Kritikern gegenüber.
l Kommentar: Sachlichkeit
statt Emotionen
- Lobende Worte und heftige
Schelte l
Die Gesundheitsreform verlange allen Beteiligten viel ab, der erzielte
Konsens trage aber dazu bei, dass bewährte Strukturen im
Gesundheitswesen erhalten bleiben. Der Unionspolitiker Andreas Storm,
MdB, verteidigte in seinem Grußwort das Einlenken der Union.
- Nummer eins der
Arzneimittelversorgung l
Durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) kommen auf die
Apotheker eine Reihe von Veränderungen wie Versandhandel und Mehrbesitz
zu. Für diese Probleme gilt es, Lösungen zu finden. Dies ist die
„gewaltige Aufgabe“ des Deutschen Apothekertages, erklärte
ABDA-Präsident Hans-Günter Friese zur Eröffnung der Tagung in Köln.
- Risiko und Chance
l Der Entwurf
zum GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) bietet sicherlich keinen Grund zum
Jubeln. Der Hauptgeschäftsführer der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände kann in dem Gesetz aber auch Chancen erkennen.
- Maximal vier gilt auch für OHGs
l Die
Befürchtungen vieler Apothekerinnen und Apotheker trotz der Beschränkung
des Mehrbesitzes könnten Kollegen über eine Offene Handelsgesellschaft
(OHG) größere Ketten bilden, entkräftete Lutz Tisch, Geschäftsführer
Apotheken- und Arzneimittelrecht, Berufsrecht der ABDA.
l Kommentar: Gratwanderung
- Apotheker als
Sicherheitsgaranten l
Pharmazeutische Dienstleistungen binden Patienten an ihre
Hausapotheke. Das Hausapothekenmodell ermöglicht es zudem, Apotheker in
integrierte Versorgungsformen und strukturierte Behandlungsprogramme zu
integrieren, so Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie
der ABDA, im Arbeitskreis 2.
l Kommentar: Den Menschen
stärken
- Der Wettbewerb wird härter
l Ab Januar
sehen sich Apotheker stärker dem Wettbewerb ausgesetzt. Neue Konkurrenz
erwächst vor allem aus den Ausschreibungen zur Integrierten Versorgung,
der Einbindung von Krankenhausapotheken in die ambulante Versorgung
sowie aus dem Arzneimittelversand.
- Interview: Aufgaben gemeinsam
lösen l
Immer wieder kommt es auf den Deutschen Apothekertagen zu heftigen
Auseinandersetzungen zwischen Krankenhausapotheken und
krankenhausversorgenden Apotheken. Vor zwei Jahren in München eskalierte
der Streit sogar.
- Chancen für die Zukunft
l Die Apotheker
sollten in die Zukunft blicken und sich auf die neuen Rahmenbedingungen
einstellen. Es sei falsch allein sein Schicksal zu beklagen, sagte der
Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes Hermann S. Keller zur
Eröffnung der Expopharm.
- PZ-Akademie online als
Publikumsmagnet l
Am PC fortbilden und Punkte für das Zertifikat sammeln:
Die PZ-Akademie online stieß bei den Besucherinnen und Besuchern der
Expopharm auf großes Interesse.
- Aponet statt Versandhandel
l Für einige
vom GKV-Modernisierungsgesetz ausgelöste Änderungen suchen die Apotheker
noch nach adäquaten Strategien. Beim Versandhandel ist die Antwort
bereits gefunden. Ab sofort können Patienten ihre Arzneimittel über das
Internetportal der deutschen Apotheker, www.aponet.de, bestellen.
l Kommentar: Gut
vorbereitet
- Industrie sucht
Schulterschluss mit Apotheken l
Lothar Jenne hatte endlich ein größeres Podium, um Dampf
abzulassen. Und das nutzte er auch. Der Vorsitzende des Bundesverbandes
der Pharmazeutischen Industrie (Phagro) klagte über die
Gesundheitspolitik und das Vorgehen der ABDA, gab sich am Ende aber
versöhnlich. l Kommentar:
Klageweiber chancenlos
- Hausapotheke stärkt
Selbsthilfe l
„Voneinander lernen, füreinander Verständnis haben“:
Repräsentanten der Landesapothekerverbände Baden-Württemberg,
Brandenburg und Niedersachsen sowie Vertreter der Selbsthilfegruppen
diskutierten über Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
- Enfuvirtid für HIV-Patienten
l Der
Innovationspreis der Pharmazeutischen Zeitung geht in diesem Jahr an den
Wirkstoff Enfuvirtid (Fuzeon®) von Hoffmann-La Roche. Die
Jury wählte das Aids-Medikament aus 21 neuen Arzneistoffen aus, erklärte
PZ-Chefredakteur Professor Dr. Hartmut Morck bei der Preisverleihung am
20. September in Köln.
Außerdem in der Druckausgabe:
275 Delegierte mit 345 Stimmen
Gastkommentar: Preisdumping ist keine Lösung
Gastkommentar: Forum Leipzig initiiert Auftrag
Kommentar: In engen Grenzen
Klares "Ja" zu den Kammern
Neue Chancen für Apotheker
Suche nach neuem Überblick
Literaturlesung am ABDA-Stand
Erwartungen wurden weit übertroffen
Beschlüsse der Hauptversammlung
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- Hans-Günter Friese
Grundsatzrede des Präsidenten der ABDA - Bundesvereinigung
Deutscher Apothekerverbände und der Apothekerkammer
Westfalen-Lippe in der öffentlichen Veranstaltung des Deutschen
Apothekertages (pdf-Datei; 83 KB)
- Professor Dr. Rainer Braun
Hauptgeschäftsführer der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände, der Bundesapothekerkammer und des Deutschen
Apothekerverbandes e. V. in der Hauptversammlung der deutschen
Apothekerinnen und Apotheker (pdf-Datei; 82 KB)
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