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Candidosen der Haut

Immer therapiebedürftig

Unangenehme Mykose

Stichwort »Vaginalmykose«: Statistisch haben drei Viertel der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben eine vaginale Pilzinfektion, die in über 80 Prozent der Fälle von Candida albicans ausgelöst wird. Es lassen sich aber auch Infektionen mit anderen Candida-Arten wie zum Beispiel Candida glabrata oder Candida krusei (circa 8 bis 10 Prozent) finden.

Auch hier kann die Candidose durch Chemotherapie, Immunsuppression oder auch HIV-Infektionen begünstigt werden. Die auftretenden Symptome variieren je nach Hefepilzerreger und sind abhängig von der jeweiligen Fähigkeit des Hefepilzes, Pseudomyzel zu bilden.

Neben starkem Juckreiz, Rötung, Schwellung und zum Teil Schmerzen beim Geschlechtsverkehr äußert sich die Infektion mit massivem, weißlich-käsigem, krümeligem Ausfluss. Sollte es zu einer Infektion mit Candida glabrata gekommen sein, lassen sich weniger starker Ausfluss und ein leichteres Brennen bei der betroffenen Patientin finden.

Treten klinische Zeichen einer Pilzinfektion vor der Menstruation auf, so lässt sich dieses wie folgt erklären: In dieser Zeit werden Epithelzellen des Endometriums abgestoßen, unter anderem Glykogen wird freigesetzt und von den Milchsäurebakterien verstoffwechselt, sodass der Zuckerspiegel der Vagina erhöht ist. Candida albicans wird dadurch deutlich virulenter und ruft die charakteristischen Beschwerden hervor (13).

Zur Selbstmedikation der Vaginalmykose kommen gleichermaßen lokal Azol- oder Polyen-Antimykotika zum Einsatz. Es stehen Clotrimazol und Fenticonazol sowie Nystatin in Form von Cremes und Suppositorien zur ein- bis dreitägigen Anwendung zur Verfügung (11). Vaginalsuppositorien, -ovula oder -tabletten werden jeweils einmal täglich, am besten abends vor dem Zubettgehen in die Vagina eingeführt. Cremes und Salben werden ein- bis dreimal täglich äußerlich auf die Vulva-Region aufgetragen.

Die Behandlung mit Vaginalcreme oder Vaginaltabletten sollte zweckmäßigerweise nicht während der Menstruation erfolgen beziehungsweise vor deren Beginn abgeschlossen sein. Des Weiteren sollte auf die Latex-beeinflussende Wirkung einiger Inhaltsstoffe in den Zubereitungen hingewiesen werden, da diese die Sicherheit von Kondomen beeinträchtigen können (13).

Einige Cremes zur Vermeidung einer möglichen Reinfektion sind auch für Partnerbehandlungen geeignet, wenn dies ärztlich indiziert ist. Nach aktueller AWMF-Leitlinie ist die »blinde«, also ohne ärztliche Diagnose erfolgende Behandlung des asymptomatischen Sexualpartners jedoch für die Patientin ohne Nutzen (14).

Weiter ist die Empfehlung nicht medikamentöser Maßnahmen in der Beratung von zentraler Bedeutung. Hier können wichtige Hinweise zur Vermeidung von Okklusionen im Vaginalbereich gegeben werden. Dazu zählen das Tragen von luftdurchlässiger Unterwäsche und der Verzicht auf Slipeinlagen mit Kunststoffbeschichtung. Ebenso sollte zur Vorbeugung von Vaginalmykosen nasse Badebekleidung schnell gewechselt werden. Für Handtücher und Wäsche, die mit Pilzen und deren Sporen in Kontakt gekommen sein sollten, gilt, diese bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen. Es kann zudem zu Wäschezusätzen mit pilz- und sporenabtötenden Inhaltsstoffen geraten werden.

Zu den Faktoren, die das Auftreten einer Vaginalmykose begünstigen, zählen eine übertriebene, die Vaginalflora zerstörende Intimhygiene mit pH-inkompatiblen Seifen, enge, nicht atmungsaktive Kleidung aus synthetischem Material und auch Stress. Auch die Gabe von Antibiotika, die zu einer Veränderung der Intimflora führen können, kann Auslöser sein.

Zur Differenzialdiagnose ist unbedingt die ärztliche Konsultation erforderlich, wenn es sich um eine Erstinfektion handelt, die Patientin unter 18 Jahre alt oder aber schwanger ist beziehungsweise es zu Begleiterscheinungen wie Ausfluss, Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blutungen kommt.

Der Arztbesuch ist gleichermaßen unumgänglich, wenn die Infektionen häufiger als viermal pro Jahr auftreten oder aber wenn im Falle der Selbstmedikation nach maximal drei Tagen keine Besserung eingetreten ist. Grundsätzlich müssen differenzialdiagnostisch nicht zuletzt auch Geschlechtskrankheiten wie Chlamydienbefall oder Gonorrhoe ausgeschlossen werden.

Mykosen bedeuten für den Patienten, die Patientin immer eine enorme Einschränkung der Lebensqualität und sind immer behandlungsbedürftig, da sie nicht von selbst heilen. Versäumt man es, eine ursprünglich harmlos anmutende Mykose zu therapieren, besteht die Gefahr der Ausbreitung sowie der Superinfektion. Eine Therapie sollte zudem immer ausreichend lang über das Abklingen der Symptome hinaus fortgeführt werden, um den Erreger vollständig zu eliminieren. Ein frühzeitiger Therapieabbruch führt zu einem Wiederausbruch der Mykose.

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