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Candidosen der Haut

Immer therapiebedürftig

Lokale Therapie

Ob Mundgel, Lösung, Lutschtablette oder Suspension: Im Rahmen der Selbstmedikation werden orale Candidosen lokal mit Antimykotika vom Polyen- oder Azol-Typ und hier vorrangig Nystatin beziehungsweise Miconazol behandelt. Diese müssen zur Entfaltung ihrer maximalen Wirksamkeit möglichst lang im Mundraum verbleiben und verteilt werden, bevor sie geschluckt werden.

Die Wirkstoffmenge der hier gängigen Nystatin-Suspensionen wird in Internationalen Einheiten angegeben, wobei 1 ml Suspension 100.000 I.E. Nystatin entspricht. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung sollten bei Kindern und Erwachsenen viermal täglich 0,5 bis 1,5 ml Suspension nach den Mahlzeiten in den Mund getropft werden. Säuglinge und Kleinkinder erhalten viermal täglich jeweils 0,5 bis 1 ml Suspension. Die Flasche sollte vor Gebrauch kräftig geschüttelt werden.

Bei Miconazol-haltigen Mundgelen beträgt die Konzentration in der Regel 20 mg Miconazol pro Gramm Gel. Erwachsene und Kinder, die das zweite Lebensjahr vollendet haben, wenden das Mundgel viermal täglich an. Dazu wird eine definierte Menge des Gels in den Mund genommen und auf der Mundschleimhaut verteilt. Die Behandlung sollte bis zum vollständigen Abklingen der Symptome und, gleichermaßen zur Vermeidung von Rezidiven, mindestens eine Woche über das Abklingen der Beschwerden hinaus fortgesetzt werden. Zahnprothesen können nach der Reinigung mit dem Mundgel bestrichen werden (6, 7).

Die Wirkung der Azol-Antimykotika beruht auf der Hemmung der Synthese von Ergosterol durch Inhibition des Enzyms Lanosterol-14a-Demethylase in den Pilzen. Ergosterol wird für den Aufbau der Pilzmembran benötigt (5).

Miconazol wird nach der Applikation als Mundgel zum Teil systemisch resorbiert. Während der gleichzeitigen Anwendung kann der Wirkstoff aus der Gruppe der Imidazole den Metabolismus von Substanzen hemmen, die durch CYP2C9- und CYP3A4-Enzyme verstoffwechselt werden.

Daraus können sich bei gleichzeitig eingenommenen Arzneistoffen wie Statinen (zum Beispiel Simvastatin), oralen Antidiabetika und Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin), Schlaf- oder Beruhigungsmitteln wie Alprazolam oder Midazolam, Antikoagulantien wie Warfarin, Antiallergika wie Astemizol oder Terfenadin oder aber auch Tobramycin beziehungsweise Ciclosporin stärkere (Neben-)Wirkungen ergeben. Nur unter Vorsicht, das heißt bei Anpassung der Dosierung beziehungsweise der Überwachung der Plasmaspiegel, sollte hier eine parallele Medikation erfolgen. Häufig stellen Nystatin-haltige Zubereitungen die bessere Alternative dar.

Als Polyen-Makrolacton aus Streptomyces noursei wirkt Nystatin, indem es einen Komplex mit dem Ergosterol der Zellmembran von Pilzen bildet und so die Permeabilität der Membran verändert. Es entstehen Poren in der Zellwand, durch die Kaliumionen aus dem Inneren der Zellen austreten und so zum Zelltod des Pilzes führen können. Es kommt zur Zerstörung von Zellbestandteilen und damit zum Absterben des Pilzes. Polyen-Antimykotika wie Nystatin werden bei oraler Gabe nicht systemisch resorbiert.

Bei jeder Anwendung sollte eine haselnussgroße Menge Gel gleichmäßig im Mundraum verteilt werden. Eine deutliche Besserung sollte nach vier bis fünf Tagen eintreten. Die Behandlung sollte zwei bis drei Tage über das vollständige Abklingen der Symptome hinaus fortgesetzt und erst nach mindestens 14 Tagen beendet werden (6,7).

Unmittelbar vor der Anwendung und mindestens 30 Minuten danach sollte der Patient keine Speisen oder Getränke zu sich nehmen, um dem Wirkstoff eine optimale Einwirkzeit zu ermöglichen. Patienten mit Schluckstörungen und Appetitlosigkeit sowie Patienten mit erstmaliger, chronischer oder beharrlich rezidivierender Candidose sollte zur ärztlichen Konsultation geraten werden. Insbesondere betroffene Säuglinge und Kinder gehören in die Hand eines Arztes.

Neigen gerade immunsupprimierte Patienten zum Beispiel nach einer Zytostatika- oder Radiotherapie häufig zu einer oralen Candidose, so ist hier eine sofortige Behandlung unumgänglich. Die Hefen könnten ansonsten ins Blut gelangen, sich ausbreiten und zu einer Candidämie führen.

Sind von einer oropharyngealen Candidose (OPC) etwa 30 bis 70 Prozent der Patienten nach einer Chemotherapie betroffen, so können die Ursachen sehr unterschiedlich sein und von einer beeinträchtigten Funktion der Speicheldrüsen mit Austrocknung der Mundschleimhaut bis hin zu Entzündungen der Schleimhaut im Mund- und Rachenraum reichen. Gegebenenfalls müssen einzelne Therapietermine verschoben werden, um das Risiko der Entstehung einer lebensbedrohlichen Candidämie zu senken.

Leitliniengemäß kann eine topische antimykotische Therapie mit Polyen- oder Azol-Antimykotika in Form von Lösungen, Suspensionen, Lutschtabletten, Mundgelen oder Bukkaltabletten zum Einsatz kommen. Bei chronischen Verläufen oder Resistenzen kann die systemische Therapie vorzugsweise mit Azol-Antimykotika wie zum Beispiel Fluconazol oder Itraconazol erforderlich werden. Eine sorgfältige Mundhygiene mit antiseptischen Chlorhexidin- oder Cetylpyridiniumchlorid-haltigen Spülungen ist prophylaktisch, aber auch begleitend zur antimykotischen Therapie bedeutsam.

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