Immer mehr Stimmen für Covid-19-Impfungen in der Apotheke |
Derzeit dürfen Apothekerinnen und Apotheker nur gegen Grippe im Rahmen von Modellprojekten impfen. Fraglich ist, ob diese Aufgabe bald erweitert wird. / Foto: Getty Images/Morsa Images
Eigentlich stand die politische Entscheidung, Apotheken bei der Covid-19-Impfkampagne miteinzubeziehen, vergangene Woche kurz bevor. Dann hatte sich die Bund-Länder-Konferenz am vergangenen Donnerstag aber doch nicht zu einem entsprechenden Beschluss durchringen können. Laut Medienberichten pochte die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf, dass auch Apotheken bald Covid-19-Impfungen durchführen können, die Länder waren aber anscheinend dagegen. Jetzt äußern sich allerdings immer mehr Stimmen, unter anderem auch einzelne Ministerpräsidentinnen und -präsidenten zu Wort und fordern, die Impfkampagne auf Apotheken auszuweiten, um das Tempo der Booster-Impfungen zu erhöhen.
So zeigte sich der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag offen dafür, dass auch Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen die Möglichkeit bekommen sollten, sich an der Impfkampagne zu beteiligen. Dazu gehörten auch Zahnärzte, sagte er laut einer Mitteilung der Deutschen Presse-Agentur. Anders als im Frühjahr gebe es jetzt genügend Impfstoff.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich für Apotheken-Impfungen sowie für Impfungen in Tier- und Zahnarztpraxen bei der TV-Sendung »Anne Will« am Sonntagabend aus. Und auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) ist dafür, dass künftig auch Apotheker gegen Corona impfen. »Aus meiner Sicht könnte eine zeitlich befristete und auf die Covid-Schutzimpfungen beschränkte Ausnahmegenehmigung für Apotheken mit entsprechend ausgebildetem Personal ein pragmatischer und sinnvoller Weg sein, um die Impfkapazitäten noch einmal aufzustocken«. Das sagte die Politikerin der »Neuen Osnabrücker Zeitung« am Samstag.
Auch die Grünen etwa in Schleswig-Holstein setzen sich für diesen Schritt ein. »Wir müssen im Wettlauf gegen das Coronavirus schneller beim Impfen werden und dafür brauchen wir die Apotheken als zusätzliche Impfstellen«, sagte der Landesvorsitzende Steffen Regis der Deutschen Presse-Agentur vergangene Woche.
In Rheinland-Pfalz sprach sich die CDU-Landtagsfraktion für die Öffnung aller Impfzentren aus. Darüber hinaus solle die Regierung auf eine Einbindung der Apotheken in die Impfkampagne hinwirken, sagte Fraktionschef Christian Baldauf ebenfalls vergangene Woche. Fachübergreifend sollten alle Humanmediziner - beispielsweise auch Augen- und Zahnärzte - bei den Impfungen mithelfen, wenn sie das wollten. Das gelte auch für Medizinstudenten in höheren Semestern und Ärzte im Ruhestand. »Es muss jetzt jede Hand genutzt werden, die fachlich in der Lage und dazu bereit ist, eine Impfung vorzunehmen«, betonte Baldauf.
Erst vergangene Woche sind umfassende Änderungen des Infektionsschutzgesetzes auf Initiative der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP von Bundestag und Bundesrat verabschiedet worden. Das Gesetzespaket tritt am morgigen Mittwoch in Kraft, darunter auch eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Eine entsprechende Regelung, dass Apotheken impfen dürfen, ist aber bislang nicht dabei. Das sich das aber auch bald ändern könnte, deutete etwa Grünen Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt an. SPD, Grüne und FDP hätten mit der Infektionsschutzgesetz-Änderung »eine Alarmstufe nach oben gesetzt«. Um die aktuelle Corona-Welle zu brechen, müsse aber auch die Impfkampagne wieder Fahrt aufnehmen, mit mobilen Impfteams und auch in Apotheken, forderte Göring-Eckardt am vergangenen Freitag. Göring-Eckardt wird derzeit als mögliche Kandidatin für den Posten der Bundesgesundheitsministerin gehandelt.
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