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Tocilizumab bei Covid-19

Hilft es oder hilft es nicht?

Höhere Sterblichkeit unter Tocilizumab in Brasilien

Höhere Sterblichkeit unter Tocilizumab in Brasilien

Brasilianische Ärztinnen und Ärzte haben weniger gute Erfahrungen gemacht, wie eine Gruppe um die Intensivmedizinerin Viviane C. Veiga jetzt im »British Medical Journal« berichtet. Bei ihnen waren die klinischen Parameter 15 Tage nach der Behandlung, die aus einer Einmaldosis besteht, unter Tocilizumab nicht besser als unter alleiniger Standardbehandlung. 

Tatsächlich waren bis dahin sogar mehr Patienten unter dieser zusätzlichen Therapie verstorben als unter Standardbehandlung. Daher wurde die Studie frühzeitig gestoppt. »Die heutigen Ergebnisse widersprechen früheren Beobachtungsstudien, die auf einen Nutzen von Tocilizumab hinweisen«, heißt es in einer Pressemitteilung des Fachjournals. Solche Daten aus Beobachtungsstudien gälten jedoch als begrenzt aussagekräftig, da ein hohes Risiko bestehe, dass sie auf andere unbekannte Faktoren zurückzuführen seien, zumal wenn einige Studiendaten wie bei REMAP-CAP noch nicht von unabhängigen Experten begutachtet und in einem medizinischen Fachjournal veröffentlicht worden seien.

Die Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse, etwa verschiedene Patientencharakteristika, müssten noch genauer untersucht werden, schreiben die TOCIBRAS-Autoren. An ihrer Studie nahmen 129 relativ junge schwer kranke Covid-19-Patienten teil (Durchschnittsalter 57 Jahre). 65 erhielten Tocilizumab, 64 nur die Standardbehandlung. An Tag 15 nach der Tocilizumab-Gabe waren 11 Patienten (17 Prozent) verstorben gegenüber zwei (3 Prozent) in der Vergleichsgruppe. Die Autoren stellen nun den antiinflammatorischen Therapieansatz über Corticosteroide hinaus infrage.

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