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Zoonosen

Hautkrankheiten vom Haustier

Pathogene können vom Tier auf den Menschen übergehen. Einige lösen Dermatosen aus. Viele verlaufen selbstlimitierend, andere müssen behandelt werden.
Nicole Schuster
14.05.2023  08:00 Uhr

Evolutionär betrachtet entstammt der Mensch dem Tierreich. Da ist es naheliegend, dass Krankheitserreger existieren, die sowohl Tiere als auch Menschen infizieren können. Etwa zwei Drittel der humanen Pathogene stammen vom Tier. Wenn sie Infektionskrankheiten auslösen, spricht man von Zoonosen. Als Überträger stehen meist Wildtiere im Verdacht. Tierische Mitbewohner im Haushalt können jedoch ebenso Parasiten beherbergen und als Reservoir für pathogene Keime dienen.

Eine Zoonose beim Menschen kann sich vom Krankheitsverlauf beim Tier unterscheiden. Als Auslöser kommen Viren, Bakterien, Pilze, Prionen oder Parasiten infrage. Sie können auf unterschiedliche Weise übertragen werden, etwa durch Schmierinfektionen, Bissverletzungen oder tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier. Mücken oder Zecken können als Vektoren dienen. Bei Dermatosen vom Haustier sind enger Körperkontakt und eine Ansteckung über die Umgebung häufige Infektionsquellen (1–4). Das Apothekenteam sollte Tierhalter darüber informieren, dass auch gut gepflegte Tiere Krankheiterreger beherbergen und übertragen können.

Hautpilze: lästig und ansteckend

Hautpilze lassen sich besonders leicht durch Berührung übertragen. Nager geben häufig ubiquitäre Pilze wie Trichophyton-Arten weiter. Zu den Zoonosen zählt die Mikrosporie, an der etwa 10.000 Menschen pro Jahr erkranken. Der Dermatophyt Microsporum canis befindet sich auf der Haut vieler Hunde und Katzen. Seltener geben kleinere tierische Mitbewohner wie Meerschweinchen oder größere Haustiere wie Pferde den Parasiten weiter. Die Tiere zeigen häufig keine Symptome. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist möglich.

Ein großes Ansteckungsrisiko haben Kinder, die mit infizierten Tieren spielen. In Kindergärten und -krippen, Schulen und Kinderheimen kann sich die Hautkrankheit ausbreiten. Da in Ländern wie Spanien und Portugal eine erhöhte Gefahr der Übertragung besteht, tritt die Mikrosporie häufig nach einem Urlaub auf. Feuchtwarmes Klima, Durchblutungsstörungen, starkes Schwitzen, Krankheiten wie Diabetes mellitus, ein geschwächtes Immunsystem sowie die Einnahme von Antibiotika oder Corticosteroiden begünstigen eine Infektion.

Bei infizierten Menschen entwickeln sich rundliche gerötete Entzündungsherde. Die betroffenen Stellen sind mit feinen Schuppen bedeckt. Gerade bei Kindern befallen die Pilze oft die Kopfhaut. An behaarten Stellen können die Haare kurz über der Hautoberfläche abbrechen.

Der Dermatologe kann die auffälligen Stellen mit einer Wood-Lampe untersuchen. Diese wird zur Diagnostik eingesetzt, da einige Hauterkrankungen und Pigmentveränderungen bei Beleuchtung mit der Wood-Lampe in einer charakteristischen Farbe erscheinen. Microsporum-Pilze fluoreszieren unter Wood-Licht grünlich-gelb. Allerdings tritt die gelbgrüne Fluoreszenz nicht bei allen M.-canis-Infektionen auf. Definitiv nachweisen lässt sich die Dermatophytose mykologisch. Dazu wird nach einem Abstrich eine Pilzkultur angelegt (5–7).

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