Hautkrankheiten vom Haustier |
Sehr süß und sehr unhygienisch: Auch gut gepflegte Haustiere können Infektionskrankheiten übertragen. / Foto: Adobe Stock/Karoline Thalhofer
Evolutionär betrachtet entstammt der Mensch dem Tierreich. Da ist es naheliegend, dass Krankheitserreger existieren, die sowohl Tiere als auch Menschen infizieren können. Etwa zwei Drittel der humanen Pathogene stammen vom Tier. Wenn sie Infektionskrankheiten auslösen, spricht man von Zoonosen. Als Überträger stehen meist Wildtiere im Verdacht. Tierische Mitbewohner im Haushalt können jedoch ebenso Parasiten beherbergen und als Reservoir für pathogene Keime dienen.
Eine Zoonose beim Menschen kann sich vom Krankheitsverlauf beim Tier unterscheiden. Als Auslöser kommen Viren, Bakterien, Pilze, Prionen oder Parasiten infrage. Sie können auf unterschiedliche Weise übertragen werden, etwa durch Schmierinfektionen, Bissverletzungen oder tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier. Mücken oder Zecken können als Vektoren dienen. Bei Dermatosen vom Haustier sind enger Körperkontakt und eine Ansteckung über die Umgebung häufige Infektionsquellen (1–4). Das Apothekenteam sollte Tierhalter darüber informieren, dass auch gut gepflegte Tiere Krankheiterreger beherbergen und übertragen können.
Hautpilze lassen sich besonders leicht durch Berührung übertragen. Nager geben häufig ubiquitäre Pilze wie Trichophyton-Arten weiter. Zu den Zoonosen zählt die Mikrosporie, an der etwa 10.000 Menschen pro Jahr erkranken. Der Dermatophyt Microsporum canis befindet sich auf der Haut vieler Hunde und Katzen. Seltener geben kleinere tierische Mitbewohner wie Meerschweinchen oder größere Haustiere wie Pferde den Parasiten weiter. Die Tiere zeigen häufig keine Symptome. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist möglich.
Ein großes Ansteckungsrisiko haben Kinder, die mit infizierten Tieren spielen. In Kindergärten und -krippen, Schulen und Kinderheimen kann sich die Hautkrankheit ausbreiten. Da in Ländern wie Spanien und Portugal eine erhöhte Gefahr der Übertragung besteht, tritt die Mikrosporie häufig nach einem Urlaub auf. Feuchtwarmes Klima, Durchblutungsstörungen, starkes Schwitzen, Krankheiten wie Diabetes mellitus, ein geschwächtes Immunsystem sowie die Einnahme von Antibiotika oder Corticosteroiden begünstigen eine Infektion.
Bei infizierten Menschen entwickeln sich rundliche gerötete Entzündungsherde. Die betroffenen Stellen sind mit feinen Schuppen bedeckt. Gerade bei Kindern befallen die Pilze oft die Kopfhaut. An behaarten Stellen können die Haare kurz über der Hautoberfläche abbrechen.
Der Dermatologe kann die auffälligen Stellen mit einer Wood-Lampe untersuchen. Diese wird zur Diagnostik eingesetzt, da einige Hauterkrankungen und Pigmentveränderungen bei Beleuchtung mit der Wood-Lampe in einer charakteristischen Farbe erscheinen. Microsporum-Pilze fluoreszieren unter Wood-Licht grünlich-gelb. Allerdings tritt die gelbgrüne Fluoreszenz nicht bei allen M.-canis-Infektionen auf. Definitiv nachweisen lässt sich die Dermatophytose mykologisch. Dazu wird nach einem Abstrich eine Pilzkultur angelegt (5–7).
Die Mykose Mikrosporie ist keine schwere Krankheit, kann aber hartnäckig sein. Juckreiz und möglicher Haarausfall belasten. Die spontane Abheilung kann dauern. Eine Behandlung mit Antimykotika verkürzt die Infektionszeit und verhindert die weitere Ausbreitung.
Je nach Schweregrad kann eine äußerliche Anwendung ausreichen. Dazu werden topische Antimykotika vom fungiziden Wirkungstyp wie Ciclopirox auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Systemische Medikamente sind erforderlich bei starkem Befall oder wenn die Kopfhaut betroffen ist. Dafür stehen zur Verfügung:
Griseofulvin ist ebenfalls wirksam, allerdings in Deutschland zurzeit nicht im Handel verfügbar (8). Wer sich die Haare abschneidet, kann bei befallener Kopfhaut den Heilungsprozess beschleunigen.
Utensilien wie Bürsten, Rasierer oder Handtücher sollten zu Behandlungsbeginn desinfiziert oder entsorgt werden. Zur Desinfektion eignet sich Chlorbleiche (Natriumhypochlorit, unterchlorige Säure). In höheren Konzentrationen reizt sie jedoch die Schleimhäute und Atemwege. Eine Alternative für kleine Flächen ist Enilconazol, ein Imidazol-Derivat, das in der Veterinärmedizin als Antimykotikum bei verschiedenen Pilzinfektionen eingesetzt wird. Zu beachten sind die längeren Einwirkzeiten (9).
Es gibt für Hunde und Katzen eine Impfung gegen Mikrosporie (Virbagen Mikrophyt). Die Immunisierung schützt weder vor Infektion noch vor einer klinischen Erkrankung. Bei geimpften Tieren ist aber eine höhere Erregerzahl nötig, um eine Infektion auszulösen. Die Impfung schwächt zudem die Symptome ab. Die Wirkung hält maximal ein Jahr an. Zu beachten ist, dass Pilze im Fell der Tiere nicht erreicht werden. Es besteht daher weiterhin ein Zoonose-Risiko für den Tierhalter, auch wenn die Ansteckungsgefahr geringer ist als bei ungeimpften Tieren (5–7, 10).
Foto: Adobe Stock/babimu
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich etwa 20 Menschen an Leishmaniose. Es gibt drei Hauptformen der Erkrankung:
Im Mittelmeerraum sowie dem Nahen und Mittleren Osten ist die lokalisierte kutane Leishmaniose verbreitet. Einige Wochen nach der Infektion bildet sich an der Einstichstelle eine rote Papel. Diese wächst langsam zu einer Plaque oder einem Knoten. Ulzerationen sind häufig. Die Läsionen heilen oft innerhalb weniger Monate von selbst ab, wobei kosmetisch störende Narben zurückbleiben.
Die Erreger der Leishmaniose, die Leishmanien, werden durch den Stich infizierter Sandmücken übertragen. Importhunde aus Endemiegebieten können infiziert sein. Ein Ansteckungsrisiko besteht für Hunde, die mit in den Urlaub genommen werden. Wie die Erreger vom Hund auf den Menschen übertragen werden, ist nicht genau bekannt. Möglicherweise gelangen Sandfliegen mit Leishmanien im Fell der Tiere nach Deutschland. Denkbar ist auch, dass sich ein Halter ansteckt, wenn ihn sein infizierter Hund verletzt.
Das RKI rät daher, dass sich kleine Kinder und immunsupprimierte Menschen von erkrankten Hunden fernhalten. Ohne Behandlung kann die Erkrankung für die Risikogruppen tödlich verlaufen. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) geben Empfehlungen zur Therapie der Leishmaniose.
Quellen: 39–41
Bei speziell von Katzen übertragenen Krankheitserregern denken die meisten zunächst an Toxoplasma gondii. Der Auslöser der Toxoplasmose ist für Schwangere gefährlich, da er das ungeborene Kind schädigen kann.
Katzen können ebenso die Katzenkratzkrankheit (Cat Scratch Disease, CSD) übertragen, die durch das Bakterium Bartonella henselae verursacht wird. Etwa 40 Prozent der Katzen tragen es im Lauf ihres Lebens in sich. Sie infizieren sich über Flöhe oder stecken sich bei anderen Katzen an. Die meisten Tiere bleiben symptomlos. Die Krankheit geht auf den Menschen über, wenn eine infizierte Katze eine offene Wunde ableckt oder ihren Halter beißt oder kratzt, sodass die Haut verletzt wird. Vermutlich kann B. henselae auch über kontaminierten Flohkot auf den Menschen übergehen, wenn der Kot in eine Kratzwunde gerät.
Es kann bis zu 14 Tage dauern, bis Infektionszeichen an der Kratz- oder Bissstelle auftreten. Die Stelle schwillt an und rötet sich, mitunter bilden sich Eiterbläschen. Als Allgemeinsymptome können sich Fieber, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Erschöpfung einstellen. Die Lymphknoten in der Nähe des Kratzers oder Bisses können anschwellen und empfindlich oder schmerzhaft werden. Die Infektion kann bei Kindern und bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem in seltenen Fällen auf das Gehirn, die Augen, das Herz oder andere innere Organe übergehen (11–13).
Die Samtpfoten können unter anderem die Katzenkratzkrankheit übertragen. / Foto: Adobe Stock/Haramis Kalfar
Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren erkranken laut einer Studie aus den USA am häufigsten, gefolgt von Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren. Das liegt vermutlich daran, dass Kinder gerne mit Katzen spielen und viele Frauen eine Katze halten (14).
Die Krankheit heilt meist innerhalb von zwei bis sechs Monaten spontan ab. Bei Symptomen wie Fieber und Schmerzen helfen Analgetika wie Ibuprofen. Kühlende Auflagen lindern Schmerzen und Schwellungen der Lymphknoten. Bei anhaltenden oder ausgeprägten Beschwerden setzen Ärzte Antibiotika, meist Azithromycin, ein. Für dieses Arzneimittel liegt immerhin eine ältere prospektiv randomisierte, doppelblinde Studie vor. In der Verumgruppe erhielten die Patienten orales Azithromycin (500 mg am ersten Tag und 250 mg/Tag von Tag zwei bis fünf). Bei sieben von 14 Patienten bildete sich das anfängliche Lymphknotenvolumen in den ersten 30 Tagen um 80 Prozent zurück. In der Placebogruppe geschah dies nur bei einem von 15 Patienten. Nach 30 Tagen unterschieden sich die Rückbildungsraten zwischen den Gruppen nicht mehr signifikant (15).
Bei einem atypischen Verlauf oder wenn Azithromycin kontraindiziert ist, werden Makrolide, Doxycyclin oder Rifampicin empfohlen. Daten aus kontrollierten Studien liegen nicht vor.
Wer einem Flohbefall bei der Katze vorbeugt, reduziert dadurch auch das Risiko für die Katzenkratzkrankheit. Dazu eignen sich Flohhalsbänder oder antiparasitäre Mittel, die auf das Fell aufgebracht werden (12, 13, 16).
Wenn Menschen, die im Beruf oder Hobby viel Kontakt mit Wasser haben, von schlecht heilenden Wunden berichten, kann eine Infektion mit Mycobacterium marinum vorliegen. Das Stäbchenbakterium ist ein opportunistischer Erreger, der sowohl in Salz- als auch in Süßwasser und in Aquarien vorkommt. Er kann über kleine Verletzungen in die Haut eindringen. Angaben zur Inzidenz in Deutschland gibt es nicht.
Das größte Risiko haben Aquarienbesitzer. Sie können sich infizieren, wenn sie mit bloßen Händen und Hautwunden ihr Aquarium reinigen oder das Wasser wechseln. Infektionen sind ebenso möglich, wenn Menschen mit beschädigter Haut Meeresfrüchte oder Fische zubereiten. Das Übertragungsrisiko in chloriertem Wasser in Schwimmbädern ist indes gering. Die als Aquarium- oder Schwimmbadgranulom bezeichnete Krankheit ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. In den meisten Fällen erkranken Erwachsene jüngeren oder mittleren Alters, selten Kinder.
Wer sein Aquarium mit bloßen Händen reinigt, sollte sicher sein, dass er keinerlei Hautwunden hat. / Foto: Getty Images/vgajic
Die Inkubationszeit kann Wochen, aber auch mehrere Monate andauern. Es entwickeln sich erythematöse Plaques und Knoten, die zu Hyperkeratose, Verkrustung und oberflächlichen Ulzerationen neigen. Die Hautläsionen treten bevorzugt an akralen Körperstellen wie Finger, Hand- und Fußrücken, Ellbogen oder Knie auf. Diese kühleren Bereiche bevorzugt der Erreger, da er bei 25 bis 35 °C optimal wachsen kann. Als weiteres Symptom kann sich eine knotige Lymphangitis entwickeln.
Bei Immunsupprimierten kann sich die Infektion mit M. marinum auf Subkutis, Gelenke und Knochen ausbreiten. Hier sollte das Apothekenteam besonders an Patienten unter immunsuppressiver Pharmakotherapie denken. Schon 2011 gab es Hinweise, dass in der Dermatologie zunehmend mit infektiösen Komplikationen während der Behandlung mit Biologika gerechnet werden müsse (17–20).
Das Aquariumgranulom kann innerhalb von einem bis zwei Jahren spontan abheilen. Dabei können Narben zurückbleiben. Eine Therapie ist wichtig, damit Keime nicht verschleppt werden und die Infektion nicht in tiefere Gewebe fortschreitet. Da die Krankheit selten ist und die Symptome vielgestaltig sind, diagnostizieren Ärzte sie aber oft erst spät.
Eine Monotherapie kann bei oberflächlichen kutanen Läsionen ausreichen. Clarithromycin gilt als First-line-Therapie (zweimal 500 mg/Tag peroral); Doxycyclin und Cotrimoxazol zählen zu den Alternativen. Bei schweren Infektionen oder immunsupprimierten Patienten ist eine perorale Kombinationstherapie angezeigt. Möglich ist zum Beispiel Rifampicin (einmal 600 mg/Tag) plus Ethambutol und eventuell zusätzlich noch Clarithromycin (zweimal 500 mg/Tag). Resistenzen können die Behandlung erschweren. Die Therapiedauer beträgt je nach Schweregrad und Abwehrlage des Patienten drei bis zwölf Monate.
Vorbeugend kann das Apothekenteam raten, den Kontakt mit Wasser zu meiden, wenn die Haut Abschürfungen oder Schnittwunden aufweist. Wer trotz Verletzungen in oder mit Wasser arbeiten muss, sollte die Wunden mit wasserdichten Verbänden abdecken. Bei der Aquarienpflege schützen Handschuhe (17–20).
Foto: Adobe Stock/absolutimages
Menschen, die beruflich mit Tieren zu tun haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit einer Zoonose anzustecken.
Bei Tuberculosis cutis handelt es sich um eine durch exogene Reinfektion entstandene Form der Hauttuberkulose, die bei guter Abwehrlage entsteht. Es bildet sich ein hartnäckiger Ausschlag mit kleinen roten Papeln und warzenähnlichen Knötchen. Die Krankheit ist in entwickelten Ländern selten. Ein beruflich bedingtes Erkrankungsrisiko haben zum Beispiel Tierärzte, Labormitarbeiter, Bauern oder Metzger, die sich über das Gewebe infizierter Tiere wie Rinder oder Wildschweine anstecken können. Es ist eine Antituberkulose-Therapie erforderlich.
Extrem selten in Deutschland ist Anthrax (Milzbrand). Es handelt sich um eine Erkrankung von Huftieren wie Rindern oder Schafen, ausgelöst durch Bacillus anthracis. Seine Sporen können von erkrankten Tieren oder verseuchtem Material wie Fleisch, Wolle, Tierhaaren und Knochenmehl auf den Menschen übergehen. Ein Infektionsrisiko besteht bei Personen, die Tierhäute und Felle, tierische Knochen und anderes Tiermaterial verarbeiten. Beschäftigte in der Tiermedizin, in der Land-, Forst- undJagdwirtschaft können ebenfalls mit infizierten Tieren in Berührung kommen. Ohne Antibiotika kann aus einem Hautmilzbrand eine lebensbedrohliche Blutvergiftung entstehen. Laut RKI trat der letzte Fall von Hautmilzbrand 1994 in Deutschland auf.
Die Rindertrichophytie, auch als Kälberflechte bekannt, ist eine bei Hausrindern auftretende Dermatophytose. Haupterreger ist Trichophyton verrucosum. Bei Kälbern ist häufig die Maulregion betroffen. Wenn der Erreger auf den Menschen übergeht, dringt er in tiefe Hautschichten, vor allem der Hände und Unterarme, seltener des Gesichts, ein. Die Pilzinfektion kann schwer verlaufen. Die orale Therapie erfolgt mit Antimykotika wie Terbinafin. Beim Abheilen können Narben zurückbleiben. Kinder und immunschwache Menschen sind besonders gefährdet. Hygienemaßnahmen in Ställen schützen vor einer Infektion.
Quellen: 45–50
Während der Menschenfloh ausschließlich auf menschlicher Haut lebt, ist die Spezialisierung beim Hunde- und Katzenfloh unvollkommen. Diese leben innerhalb der Wohnung die meiste Zeit in Polstermöbeln, Betten oder Teppichen, die sie nur für ihre Blutmahlzeiten verlassen. Dabei reicht ihnen eine Mahlzeit für bis zu zwei Monate.
Sticht der Floh zu, injiziert er seinen Speichel, um die Blutgerinnung zu stoppen. Auf dieses Allergen reagiert der Körper mit einer Schwellung oder Juckreiz. Es bilden sich punktförmige Rötungen oder Quaddeln. Mehrere Stiche befinden sich meistens auf einer Linie hintereinander und bilden die sogenannte »Flohstichkette« oder »Flohleiter«.
Ein Flohhalsband kann den Vierbeiner vor lästigen Parasiten schützen. / Foto: Adobe Stock/Deen K Ersin
Wenn die Flohstiche stark jucken oder entzündet sind, kann topisches Hydrocortison helfen. Gele mit Antihistaminika sind eine weitere Option. Bei sehr starkem Juckreiz kann das Apothekenteam orale Antihistaminika wie Levocetirizin oder Desloratadin empfehlen. Als nicht medikamentöse Maßnahme bieten sich nasse Waschlappen oder Coolpacks an. Wichtig ist der Hinweis, die juckenden Stellen nicht aufzukratzen, da sie sich sonst infizieren können. Flöhe, die sich noch auf der Haut befinden, lassen sich mit Wasser abwaschen.
Betroffene waschen ihre Kleidung möglichst heiß (mindestens bei 60 °C, besser bei 90 °C) und saugen Polstermöbel und Teppiche ab. Pestizide in der Wohnung sind nur bei einem massiven Flohbefall erforderlich.
Antiparasitäre Mittel befreien die Haustiere von den Plagegeistern. Für Hausmittel wie Teebaumöl-haltige Produkte fehlt eine wissenschaftliche Evidenz, einige Mittel schaden dem Tier (21–23).
Parasiten verschonen auch Kleintiere nicht. Kaninchen und kleine Nagetiere wie Wüstenrennmäuse oder Hamster beherbergen häufig Pelzmilben (Cheyletiella). Die Milben aus der Familie der Cheyletidae sind recht groß (450 bis 500 µm) und ernähren sich von Detritus (Hautschuppen). Verschiedene Arten befallen bevorzugt bestimmte Tiere, etwa Cheyletiella blakei die Katze, Cheyletiella yasguri den Hund und Cheyletiella parasitovorax das Kaninchen und Meerschweinchen. Kaninchen in Gruppen oder im Freigehege sind anfälliger als Tiere, die in einer Wohnung oder in Einzelhaltung leben. In den Käfig können Pelzmilben über Einstreu gelangen.
Milben wie Cheyletiella parasitovorax befallen auch Meerschweinchen. / Foto: Shutterstock/Ocskay Mark
Tückisch ist, dass der Befall gerade bei Jungtieren lange unbemerkt bleibt. Erst bei massivem Befall erscheint das Fell stellenweise kräuselig und die Haut schuppt. Die Tiere kratzen sich vermehrt. Beim Menschen lösen Milben eine Dermatitis aus, die durch starken Juckreiz sowie einzeln oder gruppiert stehende Papeln gekennzeichnet ist. Betroffen sind häufig Kinder, die mit den Kleintieren kuscheln, oder Erwachsene, die ihren Hund oder ihre Katze mit ins Bett nehmen (24–28).
Eine weitere Milbenart, die auf den Menschen übergehen kann, sind die Sarcoptes-Milben. Die Grabmilben bohren bis zu 1cm tiefe Gänge in die Haut und legen dort ihre Eier ab. Die Räudemilbe Sarcoptes scabiei var. canis ist in Fuchspopulationen verbreitet. Hunde können sich bei Begegnungen mit Füchsen anstecken oder wenn sie mit Milben in Kontakt kommen, die ein Fuchs zuvor abgestreift hat. Sie erkranken an der hoch ansteckenden Sarcoptes-Räude (29).
Der Mensch ist für die Milben eine parasitäre Sackgasse, da sie sich auf ihm nicht fortpflanzen können. Die Betroffenen entwickeln eine »Pseudo-Krätze«, die sich zurückbildet, wenn der Körperkontakt mit dem Tier unterbrochen wird. Den starken Juckreiz können sie symptomatisch mit topischen Antihistaminika oder Glucocorticoiden lindern.
Um eine erneute Ansteckung zu vermeiden, ist eine Quellensanierung erforderlich, am besten beim Tierarzt. Leben mehrere Tiere im Haus, sollten sie simultan mitbehandelt werden. Damit sich Hunde in Regionen mit gemeldeten Fuchsräude-Fällen gar nicht erst anstecken, sollten Halter sie an der Leine führen und auf den ausgewiesenen Waldwegen bleiben (24–29).
Der Erreger der »echten« Pocken, das Variolavirus, gilt seit Ende der 1980er-Jahren als eradiziert. Die übrigen Orthopoxviren haben ein breites Wirtsspektrum und werden zum Beispiel als Kuh-, Affen-, Katzen-, Elefanten- oder Kamelpocken bezeichnet (Tabelle). Bei abwehrgeschwächten Menschen können sie schwere und gelegentlich letal verlaufende Erkrankungen hervorrufen. Zahlen zur Inzidenz liegen nicht vor.
Orthopoxviren (WHO-Abkürzung) | Tierische Reservoirs | Geografische Verbreitung | Mensch-zu-Mensch-Übertragung | Nosokomiale Übertragung | Merkmale zusätzlich zum Pockenvirus-Syndrom |
---|---|---|---|---|---|
Akhmetavirus | kleine Säugetiere, Rinder | Georgien | nicht gemeldet | nicht gemeldet | – |
Alaskapox (AK2015-poxvirus) | kleine Säugetiere | Alaska | nicht gemeldet | nicht gemeldet | – |
Büffelpockenvirus (BPXV) | Büffel, Rinder | Indien, Pakistan (unbestätigt) | + | + | Läsionen, die in der Regel auf die Hände beschränkt sind, axilläre und inguinale Lymphadenopathie, Läsionen der Mundschleimhaut nach dem Verzehr der Milch von infizierten Tieren |
Kuhpockenvirus (CPXV) | häufig Katzen, Nagetiere, selten Rinder, Pferde | weltweit | + | nicht gemeldet | früher verwendet für die Pockenimpfung (vor Vacciniavirus) |
Affenpockenvirus (MPXV) | Reservoir unbekannt, wahrscheinlich Nagetiere, insbesondere Eichhörnchen, und kleine Säugetiere, die für Buschfleisch gejagt werden | Zentral- und Westafrika, eingeschleppt in die Vereinigten Staaten | + | + | zervikale, submandibuläre und inguinale Lymphadenopathie |
Vacciniavirus (VACV) | Rinder, Nagetiere, Menschen | weltweit, neue pathogene Stämme in Brasilien und Kolumbien | + | + | verwendet für die Pockenimpfung bis zur Ausrottung (bis 1980) |
Variolavirus (Smallpox) | Menschen | Lagerbestände biologischer Waffen weltweit | + | + | – |
Die Übertragung von Kuhpocken erfolgt heute in erster Linie über Katzen, die sich häufig über Nager infizieren. Da die Nagerpopulationen im Herbst ihren Höhepunkt erreichen, sind zu dieser Jahreszeit die meisten Fälle zu verzeichnen. Nach einer Inkubationszeit von acht bis zwölf Tagen bilden sich Effloreszenzen, die verschiedene Stadien von Papeln über Vesikel und Pusteln bis hin zu purulenten und hämorrhagischen Ulzerationen durchlaufen. Neben Allgemeinsymptomen schwellen die Lymphknoten der betroffenen Areale an. Nach einer Krankheitsdauer von etwa zwei Wochen klingen die Symptome in der Regel ab. Bei immunkompromittierten Patienten sind schwere Verläufe mit Todesfolge möglich.
Meistens wird rein symptomatisch behandelt. Patienten decken offene Hautwunden ab, bis der infektiöse Schorf abgefallen ist. Das verhindert Schmierinfektionen. Antibiotika können Sekundärinfektionen der Hautläsionen verhindern.
Foto: Adobe Stock/weixx
In warmen Klimazonen können sich Reisende am Strand mit den Larven verschiedener Hakenwürmer infizieren. Die kutane Larva migrans, umgangssprachlich als Hautmaulwurf bezeichnet, ist eine der am häufigsten importierten Hautkrankheiten. Die Erreger werden über kontaminierte Exkremente freilaufender Tiere wie Hunde oder Katzen übertragen. Die Larven dringen über Haarfollikel oder Schweißdrüsen in die intakte Epidermis von Füßen, Gesäß oder anderen exponierten Körperteilen ein. Sie bohren sich durch die Epidermis und hinterlassen dabei charakteristisch gewundene Gänge. Es bilden sich juckende Effloreszenzen. Da die Parasiten auf Hunde und Katzen spezialisiert sind und der Mensch ein Fehlwirt ist, sterben die Larven nach einigen Wochen ab. Die Erkrankung ist daher selbstlimitierend.
Die Ringelflechte (Tinea corporis) wird durch Dermatophyten verursacht und zählt zu den häufigsten Reisedermatosen. Es infizieren sich häufig Kinder, die in Mittelmeerländern oder auf den Kanaren streunende Katzen oder Nager streicheln. Anzeichen für eine Infektion sind ringförmige, schuppende und juckende Hautveränderungen, die am ganzen Körper auftreten können. Die antimykotische Behandlung erfolgt lokal und wird nach Abklingen der Symptome noch drei bis vier Wochen fortgesetzt, um einen erneuten Ausbruch zu verhindern.
Quellen: 42–44
Bei HIV-infizierten Menschen kann Cidofovir eine Option sein. Das azyklische Nukleosidphosphat hemmt die DNA-Polymerase verschiedener DNA-Viren. Der Wirkstoff muss intravenös appliziert werden und bringt starke Nebenwirkungen mit sich. Daher setzen Ärzte ihn nur in Ausnahmefällen ein. Schwangere dürfen damit gar nicht behandelt werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und einen Monat im Anschluss daran zuverlässig verhüten. Männer sollen während und bis drei Monate nach der Behandlung mit Cidofovir Barrieremethoden zur Verhütung anwenden (30–34).
Ende 2022 erhielten die Pocken als Zoonose besondere Aufmerksamkeit. Auslöser waren die Affenpocken, die seit einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als »Mpox« bezeichnet werden sollten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei engem Kontakt möglich. Die Erkrankung verläuft beim Menschen meist deutlich milder als die klassischen Pocken. Charakteristisch sind die mitunter sehr schmerzhaften Hautveränderungen, die verschiedene Stadien durchlaufen und ohne Behandlung von selbst abheilen, wobei Narben zurückbleiben. Komplikationen durch eine bakterielle Superinfektion sind möglich. Allerdings können schwere Verläufe bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem auftreten.
Die Therapie erfolgt in erster Linie symptomatisch. Ein Arzneimittel zur spezifischen oralen Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen wurde kürzlich in der Europäischen Union auch zur Behandlung von Mpox zugelassen. Tecovirimat ist in Deutschland nur begrenzt verfügbar. Wegen des hohen Verwandtschaftsgrades der Viren wirkt auch der klassische Pockenimpfstoff gegen Mpox (35–37).
Das Risiko, sich beim Haustier mit einer dermalen Zoonose anzustecken, lässt sich mit angepasstem Verhalten leicht reduzieren. Es sollte selbstverständlich sein, sich nach einem Kontakt mit Tier, Einstreu oder Kot gründlich die Hände zu waschen. Katzen und Hunde dürfen weder offene Wunden von Menschen ablecken noch Gesicht, Besteck, Teller oder Tassen. Häufiges Staubsaugen von Boden und Polstermöbeln kann Parasiten entfernen. Tierbesitzer, die auffällige Hautveränderungen an sich feststellen, sollten sich bald an einen Dermatologen wenden. Von streunenden Vierbeinern, vor allem im Urlaub, halten sich Tierfreunde besser fern (38).
Nicole Schuster studierte zwei Semester Medizin, dann Pharmazie und Germanistik in Bonn und später in Düsseldorf. Während ihres Studiums machte sie Praktika bei verschiedenen wissenschaftlichen Verlagen. Nach der Approbation absolvierte Schuster ein Aufbaustudium in Geschichte der Pharmazie in Marburg und wurde 2016 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Die PZ-Leser kennen Schuster als Autorin zahlreicher Fachbeiträge.