Wenn Menschen, die im Beruf oder Hobby viel Kontakt mit Wasser haben, von schlecht heilenden Wunden berichten, kann eine Infektion mit Mycobacterium marinum vorliegen. Das Stäbchenbakterium ist ein opportunistischer Erreger, der sowohl in Salz- als auch in Süßwasser und in Aquarien vorkommt. Er kann über kleine Verletzungen in die Haut eindringen. Angaben zur Inzidenz in Deutschland gibt es nicht.
Das größte Risiko haben Aquarienbesitzer. Sie können sich infizieren, wenn sie mit bloßen Händen und Hautwunden ihr Aquarium reinigen oder das Wasser wechseln. Infektionen sind ebenso möglich, wenn Menschen mit beschädigter Haut Meeresfrüchte oder Fische zubereiten. Das Übertragungsrisiko in chloriertem Wasser in Schwimmbädern ist indes gering. Die als Aquarium- oder Schwimmbadgranulom bezeichnete Krankheit ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. In den meisten Fällen erkranken Erwachsene jüngeren oder mittleren Alters, selten Kinder.
Wer sein Aquarium mit bloßen Händen reinigt, sollte sicher sein, dass er keinerlei Hautwunden hat. / Foto: Getty Images/vgajic
Die Inkubationszeit kann Wochen, aber auch mehrere Monate andauern. Es entwickeln sich erythematöse Plaques und Knoten, die zu Hyperkeratose, Verkrustung und oberflächlichen Ulzerationen neigen. Die Hautläsionen treten bevorzugt an akralen Körperstellen wie Finger, Hand- und Fußrücken, Ellbogen oder Knie auf. Diese kühleren Bereiche bevorzugt der Erreger, da er bei 25 bis 35 °C optimal wachsen kann. Als weiteres Symptom kann sich eine knotige Lymphangitis entwickeln.
Bei Immunsupprimierten kann sich die Infektion mit M. marinum auf Subkutis, Gelenke und Knochen ausbreiten. Hier sollte das Apothekenteam besonders an Patienten unter immunsuppressiver Pharmakotherapie denken. Schon 2011 gab es Hinweise, dass in der Dermatologie zunehmend mit infektiösen Komplikationen während der Behandlung mit Biologika gerechnet werden müsse (17–20).
Das Aquariumgranulom kann innerhalb von einem bis zwei Jahren spontan abheilen. Dabei können Narben zurückbleiben. Eine Therapie ist wichtig, damit Keime nicht verschleppt werden und die Infektion nicht in tiefere Gewebe fortschreitet. Da die Krankheit selten ist und die Symptome vielgestaltig sind, diagnostizieren Ärzte sie aber oft erst spät.
Eine Monotherapie kann bei oberflächlichen kutanen Läsionen ausreichen. Clarithromycin gilt als First-line-Therapie (zweimal 500 mg/Tag peroral); Doxycyclin und Cotrimoxazol zählen zu den Alternativen. Bei schweren Infektionen oder immunsupprimierten Patienten ist eine perorale Kombinationstherapie angezeigt. Möglich ist zum Beispiel Rifampicin (einmal 600 mg/Tag) plus Ethambutol und eventuell zusätzlich noch Clarithromycin (zweimal 500 mg/Tag). Resistenzen können die Behandlung erschweren. Die Therapiedauer beträgt je nach Schweregrad und Abwehrlage des Patienten drei bis zwölf Monate.
Vorbeugend kann das Apothekenteam raten, den Kontakt mit Wasser zu meiden, wenn die Haut Abschürfungen oder Schnittwunden aufweist. Wer trotz Verletzungen in oder mit Wasser arbeiten muss, sollte die Wunden mit wasserdichten Verbänden abdecken. Bei der Aquarienpflege schützen Handschuhe (17–20).

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Menschen, die beruflich mit Tieren zu tun haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit einer Zoonose anzustecken.
Bei Tuberculosis cutis handelt es sich um eine durch exogene Reinfektion entstandene Form der Hauttuberkulose, die bei guter Abwehrlage entsteht. Es bildet sich ein hartnäckiger Ausschlag mit kleinen roten Papeln und warzenähnlichen Knötchen. Die Krankheit ist in entwickelten Ländern selten. Ein beruflich bedingtes Erkrankungsrisiko haben zum Beispiel Tierärzte, Labormitarbeiter, Bauern oder Metzger, die sich über das Gewebe infizierter Tiere wie Rinder oder Wildschweine anstecken können. Es ist eine Antituberkulose-Therapie erforderlich.
Extrem selten in Deutschland ist Anthrax (Milzbrand). Es handelt sich um eine Erkrankung von Huftieren wie Rindern oder Schafen, ausgelöst durch Bacillus anthracis. Seine Sporen können von erkrankten Tieren oder verseuchtem Material wie Fleisch, Wolle, Tierhaaren und Knochenmehl auf den Menschen übergehen. Ein Infektionsrisiko besteht bei Personen, die Tierhäute und Felle, tierische Knochen und anderes Tiermaterial verarbeiten. Beschäftigte in der Tiermedizin, in der Land-, Forst- undJagdwirtschaft können ebenfalls mit infizierten Tieren in Berührung kommen. Ohne Antibiotika kann aus einem Hautmilzbrand eine lebensbedrohliche Blutvergiftung entstehen. Laut RKI trat der letzte Fall von Hautmilzbrand 1994 in Deutschland auf.
Die Rindertrichophytie, auch als Kälberflechte bekannt, ist eine bei Hausrindern auftretende Dermatophytose. Haupterreger ist Trichophyton verrucosum. Bei Kälbern ist häufig die Maulregion betroffen. Wenn der Erreger auf den Menschen übergeht, dringt er in tiefe Hautschichten, vor allem der Hände und Unterarme, seltener des Gesichts, ein. Die Pilzinfektion kann schwer verlaufen. Die orale Therapie erfolgt mit Antimykotika wie Terbinafin. Beim Abheilen können Narben zurückbleiben. Kinder und immunschwache Menschen sind besonders gefährdet. Hygienemaßnahmen in Ställen schützen vor einer Infektion.
Quellen: 45–50