Gesundes Mikrobiom sorgt für Balance |
Zu den Arzneimitteln, die das Risiko für eine Vaginitis erhöhen können, zählen Antibiotika. Es kommt zur massiven Veränderung der normalen Vaginal- und Darmflora, da neben den pathogenen Bakterien auch viele natürlich vorkommende Keime wie Milchsäurebakterien vernichtet werden.
Der Anstieg des pH-Werts in der Scheide und die damit einhergehende Dysbalance der Vaginalflora erleichtert eine Überwucherung mit Erregern wie Gardnerella und Streptokokken. Das Risiko steigt mit Dauer und Häufigkeit der Therapie, zum Beispiel auch nach der antibiotischen Behandlung einer bakteriellen Vaginose mit Metronidazol oder Clindamycin.
Arzneistoffgruppen wie Immunsuppressiva (Corticoide), Antirheumatika oder Chemotherapeutika begünstigen eine Mykose. Unter solchen Therapien kann es bei einer vaginalen Pilzinfektion sogar zu heftigeren Entzündungen kommen, wenn das Immunsystem auf die Mykose überreagiert.
Hormonelle Schwankungen mit Veränderung des Estrogen-Spiegels durch Einnahme von Kontrazeptiva können die vaginale Balance beeinträchtigen.
Das Risiko für eine trockene Vaginalschleimhaut wird durch Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung (Antihistaminika, Anticholinergika) gesteigert. Dies verschlechtert die Lebensbedingungen der Milchsäurebakterien und erhöht die Gefahr für Infektionen.
SGLT-2-Hemmer fördern die renale Ausscheidung von Glucose. Dies bereitet einen idealen Nährboden für Erreger in den Harnwegen und dem Genitalbereich.
Das Apothekenpersonal kann begleitend zu einer antibiotischen Therapie Präparate mit Milchsäurebakterien empfehlen. Bei einer Dauermedikation mit den genannten Arzneimitteln kann in gewissen Abständen eine Kur mit Laktobazillen hilfreich sein.
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Vulvodynie ist eine schmerzhafte chronische Erkrankung im Bereich der Vulva mit sehr individuellen Symptomen und oft jahrelangen, erfolglosen Arztbesuchen und Therapien mit Antibiotika oder Antimykotika (siehe Titelbeitrag in PZ 16/2024). Die Symptomatik reicht von Schmerzen und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr bis zu Brennen, Kribbeln und Juckreiz im äußeren Genitalbereich. Ausfluss ist selten.
Da abgesehen von einem geröteten Erythem äußerlich nicht viel zu sehen ist und ein Abstrich erst bei einer sekundären Infektion ein Ergebnis bringt, werden die Beschwerden oft als psychosomatisch eingestuft. Dies schränkt die Lebensqualität der Frauen stark ein. Das Apothekenpersonal sollte hellhörig werden, wenn Frauen meinen, unter hartnäckigen Mykosen zu leiden, die auf Antimykotika nicht ausreichend ansprechen, oder berichten, dass sie schon mehrfach beim Gynäkologen waren, aber keine eindeutige Diagnose gestellt werden konnte.
Man unterscheidet die primäre Vulvodynie, die im Kindesalter beginnt, von der sekundären Form, die erwachsene Frauen betrifft. Die Schmerzen können lokal einen bestimmten Bereich oder generalisiert die gesamte Vulva betreffen.
Bei der provozierten Vulvodynie treten die Beschwerden erst nach Reizung durch Fahrradfahren, Geschlechtsverkehr oder Kleidung auf. Sind keine Auslöser erkennbar, handelt es sich um die nicht provozierte Form. Daneben gibt es Mischformen. Die häufigste Form ist die sekundär provozierte Vestibulodynie.
Ein multimodales Therapiekonzept umfasst Ansätze wie Beckenbodengymnastik oder Entspannungstechniken sowie Medikamente. Analgetika und NSAR (ASS, Ibuprofen, Diclofenac) zeigen keine ausreichende Wirkung. Zur symptomatischen Linderung sind bis zu sechsmal täglich Lidocain-haltige Lokaltherapeutika oder oral niedrig dosierte Antidepressiva oder Antikonvulsiva geeignet.
Das Apothekenpersonal kann Sitzbäder mit adstringierenden Wirkstoffen oder Coolpacks empfehlen. Fetthaltige Salben verringern schmerzhafte Reizungen. Antiseptika, Antimykotika sowie eine übermäßige Intimhygiene verschlimmern die Symptomatik.