Gesundes Mikrobiom sorgt für Balance |
Vaginalmykosen, genauer Hefepilzinfektionen, die überwiegend durch Candida albicans verursacht werden, äußern sich durch einen starken, weißlich-bröckeligen, buttermilchähnlichen Ausfluss sowie Juckreiz der Scheide. Mitunter fehlt der Ausfluss. Der Sexualpartner wird zwar selten angesteckt, ist er jedoch symptomatisch (gerötete Eichel), sollte er mitbehandelt werden.
Der Gynäkologe stellt eine Rötung und Schwellung der mit weißlichen Belägen bedeckten Vaginalschleimhaut fest. Zudem können Wundgefühl, Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Adipositas trägt mit Intertrigo, Scheuern und Schwitzen zu einem erhöhten Risiko für Candidosen im Vaginalbereich bei.
Die Therapie erfolgt laut der S2k-Leitlinie »Vulvovaginalkandidose« (Version 2.1, Stand 2020; abgelaufen) mit Polyen- oder Azol-Antimykotika. Zur Selbstmedikation sind apothekenpflichtige Einzel- oder Kombinationspräparate mit Vaginaltabletten, -ovula oder -creme zur ein-, drei- oder siebentägigen Applikation im Handel. Die fungizide Wirkung der Azol-Antimykotika Clotrimazol und Miconazol beruht auf einer Störung der Biosynthese von Ergosterol, einem wichtigen Baustein der Pilzzellmembran. Das Polyen-Antimykotikum Nystatin wirkt fungistatisch und fungizid durch Komplexbildung mit Ergosterol. Das Apothekenpersonal sollte auf mögliche Überempfindlichkeiten, die eingeschränkte Wirksamkeit von Kondomen und Diaphragma hinweisen und zur Anwendung der Vaginalia beraten (Kasten).
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Vaginalia sind indiziert bei Entzündungen, Mykosen oder bakteriellen Infektionen, zur Befeuchtung und Normalisierung des Scheidenmilieus oder zur hormonellen Therapie. In der Apotheke ist fachkundige Beratung erforderlich, idealerweise in einem separaten Raum.
Vaginaltabletten, -zäpfchen, -ovula,- creme oder -ringe mit lokaler oder systemischer Wirkung enthalten einen oder mehrere Wirkstoffe in einer geeigneten Grundlage. Vaginaltabletten sind leicht zerbrechlich; sie sollten vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt und erst kurz vor der Anwendung aus der Blisterpackung entnommen werden.
Vaginaltabletten, -ovula oder -zäpfchen werden für eine möglichst lange Kontaktzeit bevorzugt am Abend vor dem Schlafengehen tief in die Scheide eingeführt. Für eine leichtere Applikation gibt es Einführhilfen aus Plastik. Das Apothekenpersonal sollte einen Wäscheschutz empfehlen, da die nicht resorbierbaren Hilfsstoffe der Arzneiformen mit dem Vaginalsekret aus der Scheide fließen.
Zur äußerlichen und innerlichen Behandlung von Vaginalerkrankungen kommen Cremes oder Gele zur Anwendung. Einmaltuben sollten zusammengedrückt langsam aus der Vagina herausgezogen werden. Bei Mehrdosenverpackungen ist ein Applikator beigefügt, der nach der Anwendung zu reinigen ist.
Wegen mechanischer Verletzungsgefahr sind Applikatoren zur Vaginalanwendung während der Schwangerschaft nicht geeignet. Lipophile Hilfsstoffe wie Paraffine können die Reißfestigkeit von Latex verändern und die Sicherheit von Kondomen beeinträchtigen.
Vaginalringe zur lokalen Anwendung oder mit systemischer Wirkung sind ringförmige flexible Therapiesysteme aus Kunststoffen, die ein Depot von einem oder zwei Arzneistoffen enthalten. Sie werden zur Kontrazeption sowie zur Hormontherapie angewandt.
In schweren Fällen und mit besserer Adhärenz wird eine Einmaldosis des oralen Azol-Antimykotikums Fluconazol verordnet.
Ibrexafungerp ist ein vielversprechendes neues orales Antimykotikum aus der Gruppe der Glucan-Synthasehemmer (Echinocandine), in Deutschland aber bislang nicht im Handel.
Das Apothekenpersonal sollte zum Arztbesuch raten, wenn Frauen mehrfach ein Antimykotikum verlangen und die Symptomatik persistiert. Rezidive weisen auf eine Resistenz gegen Antimykotika oder auf die Infektion mit Non-Candida-albicans-Arten wie Candida glabrata hin. Cortisol-haltige Topika lindern Entzündung und Juckreiz, schaffen aber gute Wachstumsbedingungen für Pilze und sind daher nicht zu empfehlen.