Früh erkennen, Erblindung vermeiden |
Neben der medikamentösen Therapie kommen verschiedene Laserverfahren zur Senkung des IOD zum Einsatz. Bei der selektiven Laser Trabekuloplastik (SLT) werden bestimmte Zellen des Trabekelmaschenwerkes selektiv bestrahlt. Dadurch werden körpereigene Heilungsmechanismen angestoßen, die den Abflusswiderstand verringern und dadurch den Druck signifikant senken.
Die »LiGHT«-Studie (Laser in Glaucoma and Ocular Hypertension) hat gezeigt: Eine initiale SLT bei unbehandelten Patienten mit Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertension war der medikamentösen Therapie hinsichtlich des Progressionsrisikos nach sechs Jahren überlegen – und kann damit die Arzneimitteltherapie in der Erstlinie ersetzen (8). Auch die Europäische Glaukomgesellschaft erkennt die SLT als Alternative zu topischen Antiglaukomatosa bei der Erstbehandlung des Glaukoms an (1).
Bei insuffizienter IOD-Senkung unter konservativer Therapie, bei einer Progression des Glaukomschadens und bei Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Lokaltherapeutika ist eine Glaukomoperation angezeigt (1). Mögliche Interventionen reichen von Lasereingriffen über minimalinvasive Verfahren bis zu fistulierenden Operationen, bei der ein künstliches Überdruckventil durch die Lederhaut angelegt wird.
Seit einigen Jahren gehören minimalinvasive glaukomchirurgische Verfahren (MIGS) zur Routineversorgung. Sie definieren sich über kleinste Schnitte in die Hornhaut (Mikroinzision) mit einem minimalen Trauma für das Gewebe. MIGS-Eingriffe haben ein gutes Sicherheitsprofil und gewährleisten eine schnelle Rehabilitation. Sie erlauben bei milden und moderaten Verlaufsformen ein frühes Eingreifen und können dadurch das Progressionsrisiko verringern – und stärker invasive Eingriffe verzögern oder vermeiden. Darüber hinaus lassen sich die meisten MIGS-Eingriffe gut mit einer Kataraktoperation kombinieren.
Je nachdem, welche anatomischen Strukturen zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses adressiert werden, unterscheidet man MIGS-Verfahren in trabekuläre (Abfluss durch das Trabekelmaschenwerk), suprachoroidale (Abfluss über die Aderhaut) und subkonjunktivale (Abfluss unter der Bindehaut) Methoden.
Weitverbreitet und hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit gut dokumentiert sind Stent-Systeme wie der Hydrus® Microstent und der trabekuläre Mikro-Bypass iStent inject®. Sie werden in einem Zieldruckbereich von 14 bis 18 mmHg eingesetzt. Für das iStent inject-System sind 7-Jahres-Daten publiziert (9). Diese zeigen, dass der Augeninnendruck nachhaltig um 40 Prozent gesenkt werden konnte und sich die Medikamentenbelastung um durchschnittlich 1,6 Präparate reduzierte.
Der XEN® Gel Stent und der PreserFlo®Microshunt sind subkonjunktivale Stent-Systeme, die den Druck stärker als trabekuläre Verfahren senken.
Wenn eine stärkere Drucksenkung notwendig ist, um die Progression aufzuhalten, kommen sogenannte fistulierende Operationen zum Einsatz. Der Goldstandard ist hierbei die Trabekulektomie (TE). Durch die Anlage eines Deckels und die Entfernung eines kleinen Stückes der Lederhaut wird eine offene Verbindung (»Fistel«) für das Kammerwasser aus der Vorderkammer unter die Bindehaut geschaffen. Nachteile der TE sind Blutungen, Vernarbungen im Bereich der Hornhaut, Bindehaut und Lederhaut, Endophthalmitis und persistierende Hypotonie.